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Uni oder Fachhochschule?

Uni, Fachhochschule, duale Hochschule, Berufsakademie... Hochschulen tragen viele verschiedene Bezeichnungen. Wir erklären, was sich dahinter verbirgt. 

Universitäten haben bei der Entscheidung zwischen Uni oder Fachhochschule die Nase vorn. Sie sind die beliebtesten Hochschulen in Deutschland: Mehr als 1,7 Millionen Studenten sitzen in den Hörsälen der 106 Unis zwischen Flensburg und Konstanz. Wählen können sie zwischen zahlreichen Fachrichtungen: Im Gegensatz zu anderen Hochschulen bieten Unis das gesamte Spektrum von Sprachen, Geistes- und Sozialwissenschaften über Medizin, JuraSport und Wirtschaft bis zu Natur- und Ingenieurwissenschaften an. Früher war die Wahl zwischen Uni oder Fachhochschule vor allem eine Wahl zwischen Theorie und Praxis: Uni-Studenten beschäftigten sich in der Regel theoretisch und wissenschaftlich mit den Inhalten ihrer Fächer, stark praxisbezogenes Lernen war eher für die Fachhochschulen typisch.

Bachelor und Master haben die Universitäten verändert

Die Einführung der Abschlüsse Bachelor und Master hat viele Studiengänge allerdings gründlich umgekrempelt. Wo Studenten früher mit vielen persönlichen Freiheiten und ohne Zeitdruck studieren konnten, sorgen heute teilweise prall gefüllte und straff organisierte Lehrpläne dafür, dass viele schon nach drei bis vier Jahren mit dem Bachelor den ersten Abschluss in der Tasche haben. Das Setzen von individuellen Schwerpunkten und das selbstständige Erschließen von Themen und Wissensgebieten, mit denen man sich intensiv und wissenschaftlich auseinandersetzt, sind in vielen Fächern erst in einem anschließenden Masterstudium möglich.

Trotzdem: Im Vergleich zur Fachhochschule sind viele Uni-Studiengänge nach wie vor eher wissenschaftlich ausgerichtet und bereiten nicht unbedingt auf ein spezifisches Berufsbild vor, sondern führen die Studenten lediglich grob in eine bestimmte berufliche Richtung. An der Uni bist du also richtig, wenn dein wichtigstes Ziel nicht das Turbo-Studium ist, das dich möglichst schnell zum ersten Job führt. Insbesondere dann, wenn du gerne wissenschaftlich arbeiten, nach dem Bachelor noch einen Master machen und vielleicht sogar promovieren möchtest, sollte die Uni deine erste Wahl sein.

Technische Universität (TU)

Technische Universitäten (TU) gehören zu den "richtigen" Universitäten. Mit dem Zusatz im Namen machen sie lediglich darauf aufmerksam, dass ihr Angebot an naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Fächern besonders groß ist. Einige TUs bieten sogar keine oder nur sehr wenige Fächer aus den Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an. TU-Absolventen genießen bei vielen Arbeitgebern aus der Industrie aufgrund ihrer intensiven technischen oder naturwissenschaftlichen Ausbildung einen guten Ruf.

Fachhochschule (FH)

Derzeit gibt es rund 216 Fachhochschulen (FHs). Sie sind die praxisorientierte Alternative zu Universitäten. Die Studieninhalte sind so angelegt, dass die Studierenden gezielt auf ihren späteren Beruf vorbereitet werden – häufig hört man in diesem Zusammenhang den Begriff "anwendungsorientiert". Dazu passt, dass viele Dozenten und Professoren aus der Praxis kommen und den Studierenden daher aus erster Hand Einblicke in Arbeitsabläufe von Unternehmen vermitteln können.

Das Verhältnis zu den Lehrenden ist zudem intensiver als an Unis: Da Vorlesungen und Seminare nicht so überfüllt sind, kommt man viel leichter ins Gespräch. Dafür ist das Fächerangebot jedoch deutlich kleiner als an Unis. Viele FHs beschränken sich auf Technik, Wirtschaft und Sozialwesen, einige bieten zusätzlich Studiengänge aus den Bereichen Medien und Gestaltung an.

Bestimmte Fächer, zum Beispiel Medizin, Germanistik oder Lehramtsstudiengänge, kann man hier jedoch nicht studieren. Und auch eine Promotion ist an FHs in der Regel nicht möglich. Viele Fachhochschulen nennen sich übrigens inzwischen nur noch "Hochschule" oder "University of Applied Sciences". Die Gründe dafür haben in den meisten Fällen mit dem Marketing zu tun – am Fächerangebot und am Status, eine Fachhochschule im Sinne des Hochschulrahmengesetzes zu sein, ändert der Name jedoch nichts.

Duale Hochschule / Berufsakademie

In einigen Bundesländern gibt es Bildungseinrichtungen, die sich auf duale Studiengänge spezialisiert haben, in denen Theorie und Praxis miteinander verknüpft werden:

Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) bietet an neun Standorten und drei Campus duale Studiengänge in den Bereichen Wirtschaft, Technik und Sozialwesen an. Als Abschlüsse verleiht sie die akademischen Grade Bachelor und Master.

In Sachsen gibt es eine Berufsakademie (BA) in staatlicher Trägerschaft. Sie verleiht als Abschluss entweder ein Diplom (BA) oder einen Bachelor. Allerdings gelten die Abschlüsse nicht als akademische Grade, sondern als "staatliche Abschlüsse". Sie ermöglichen jedoch dieselben beruflichen Perspektiven wie Abschlüsse "normaler" Fachhochschulen.

In Berlin bildet die Hochschule für Wirtschaft und Recht duale Studenten in 17 Bachelor-Studiengängen aus. Schwerpunkte sind betriebswirtschaftliche und technische Fächer.

In Thüringen bietet die Duale Hochschule Gera-Eisenach (DHGE) ist eine staatliche Hochschule, die sich auf duale, praxisintegrierende Studiengänge spezialisiert hat. Schwerpunkte sind vor allem Fächer mit den Schwerpunkten Wirtschaft, Technik und Soziales.

In Hamburg, Hessen, Niedersachsen, dem Saarland und Schleswig-Holstein gibt es staatlich anerkannte Berufsakademien (BA) in privater Trägerschaft.

In einigen anderen Bundesländern gibt es ebenfalls Bildungseinrichtungen mit dem Namen Berufsakademie. Diese gehören jedoch in der Regel nicht zum Hochschulsektor.

Pädagogische Hochschule (PH)

Wer Lehrer werden möchte, hat keine Wahl. Da alle anderen Hochschultypen keine Lehramtsstudiengänge anbieten, muss jeder, der später selbst unterrichten möchte, an die Uni – es sei denn, er wohnt in Baden-Württemberg. Das Bundesland ganz im Südwesten ist nämlich das einzige, in dem die Lehrerausbildung (abgesehen vom Gymnasiallehramt) an sogenannten Pädagogischen Hochschulen (PH) stattfindet. Diese gehören zwar wie die Universitäten zu den wissenschaftlichen Hochschulen, zeichnen sich aber dennoch durch einen starken Anwendungsbezug aus. So werden die angehenden Lehrer zum Beispiel schon im ersten Semester für mehrwöchige Praktika an die Schulen der Region geschickt. Auf diese Weise merken sie frühzeitig, ob es ihnen wirklich liegt, vor einer Klasse zu stehen und zu unterrichten.

Fachhochschule für öffentliche Verwaltung (FHöV)

Fachhochschulen für die öffentliche Verwaltung (FHöV) bereiten Studierende ganz gezielt auf die spätere Arbeit in Ministerien oder Behörden vor. Absolventen erwartet eine Karriere im gehobenen Dienst, der zweithöchsten Stufe in der Beamten-Hierarchie. Theoretische Phasen wechseln sich mit sogenannten fachpraktischen Abschnitten in Behörden ab, und bereits während der Ausbildung sind die Studierenden Beamte auf Widerruf und werden auch entsprechend bezahlt. Das Ausbildungsangebot orientiert sich an den Aufgabenbereichen der Bundes-, Länder- oder Kommunalverwaltung und reicht vom klassischen Verwaltungswesen über Polizei- und Justizdienst bis zum Finanzwesen.

Kirchliche Hochschule

Hochschulen, die von den großen Kirchen finanziert und verwaltet werden, bilden keineswegs nur künftige Priester und Theologen aus, sondern bieten auch nicht-theologische Studiengänge an. Einige kleinere Hochschulen beschränken sich dabei auf die Bereiche Gesundheit, Pflege und Sozialwesen, bei anderen reicht das Spektrum von Archäologie bis Wirtschaftswissenschaften. Der Besuch einer kirchlichen Hochschule ist übrigens nicht an eine bestimmte Konfession gebunden.

Private Hochschule

Private Hochschulen werden nicht von Staat oder Kirche, sondern einem privaten Träger verwaltet. Ihre Abschlüsse sind jedoch in aller Regel staatlich anerkannt. Die meisten Hochschulen in privater Trägerschaft in Deutschland sind Fachhochschulen. Es gibt jedoch auch einige private Universitäten und Kunsthochschulen. Im Gegensatz zu staatlichen und kirchlichen Hochschulen müssen Studierende an Privathochschulen fürs Studium bezahlen. Die Kosten variieren dabei stark.

Kunsthochschule / Musikhochschule / Schauspielschule / Filmhochschule

Wer Berufsmusiker, Schauspieler, Regisseur oder freischaffender Künstler werden möchte, den führt der Weg an eine Hochschule, die sich ganz der jeweiligen Leidenschaft verschrieben hat. An Kunsthochschulen werden in erster Linie bildende Künste wie Malerei und Bildhauerei sowie Architektur vermittelt. Daneben gibt es Musikhochschulen, Schauspielschulen und Filmhochschulen. Zu den dort angebotenen Studiengängen zählen zum Beispiel Gesang, Tanz, Instrumentalausbildungen, Dirigieren, Schauspiel, Regie oder Bühnenbildgestaltung. Vermittelt wird natürlich in erster Linie die Praxis, allerdings stehen immer auch theoretische Aspekte auf dem Lehrplan. Vor dem Studium steht an künstlerischen Hochschulen übrigens in der Regel eine Aufnahmeprüfung oder eine Bewerbung mit Arbeitsproben.