Was verdiene ich eigentlich als Azubi? Ist die Ausbildungsvergütung immer gleich hoch? Wenn nein: Welche Ausbildungen sind die bestbezahlten? In unserem Beitrag findest du alle wichtigen Infos rund ums Thema Gehalt in der Ausbildung!
Während deiner dualen Berufsausbildung erhältst du als Auszubildende:r (Azubi) eine sogenannte Ausbildungsvergütung. Sie wird dir monatlich, spätestens am letzten Arbeitstag des Monats, von deinem Ausbildungsbetrieb gezahlt. Die Ausbildungsvergütung bekommst du als Gegenleistung für deine im Betrieb ausgeübte Arbeitsleistung. Die Höhe des Ausbildungsgehalts ist nicht einheitlich geregelt, sondern hängt von drei Faktoren ab: der Branche, in der du arbeitest, dem Ausbildungsjahr, in dem du dich befindest, und deinem Alter. In deinem Ausbildungsvertrag ist die genaue Höhe der Vergütung festgehalten.
Die Zahlung einer angemessenen Vergütung regelt das Berufsbildungsgesetz im §17 (BBiG). Es definiert die Ausbildungsvergütung als die den Auszubildenden von dem Ausbildungsbetrieb zu zahlende Vergütung. Diese wird nach dem Lebensalter der Auszubildenden bemessen und steigt mit fortschreitender Berufsbildung mindestens jährlich an. Entscheidend für die Höhe der dir gezahlten Ausbildungsvergütung ist vor allem die Branche, in der du arbeitest. Du möchtest beispielsweise in der Gastronomie arbeiten? Dann gilt ein besonderer Tarifvertrag. Laut „Gastronomievergütung“ darf dann kein niedrigerer Satz im Ausbildungsvertrag vereinbart werden als der tariflich festgelegte. Die Vergütung muss von deinem Betrieb unter anderem auch während deines Urlaubs, während deiner Berufsschulzeit sowie bei Krankheit (bis zu sechs Wochen) weitergezahlt werden.
Von Augenoptiker:in bis Bäcker:in oder Maurer:in: In Deutschland kannst du aus circa 320 staatlich anerkannten dualen Ausbildungsberufen wählen. Sie kommen aus den Bereichen Industrie und Handel (z.B. Industriemechaniker:in), Handwerk (z.B. Fotograf:in), Landwirtschaft (z.B.: Gärtner:in), Öffentlicher Dienst (z.B.: Steuerfachangestellte:r) und den Freien Berufen (z.B. tiermedizinische:r Fachangestellte:r). Die duale Ausbildung dauert je nach Beruf 2,5 bis 3 Jahre. Ihre Inhalte sind bundesweit einheitlich geregelt. Bei der Ausbildungsvergütung gibt es allerdings zum Teil erhebliche Unterschiede.
Das Bundesinstitut für Berufsbildung, kurz BIBB, beobachtet und analysiert seit über 40 Jahren die Entwicklung der tariflichen Ausbildungsvergütungen dualer Ausbildungsberufe. Dein Ausbildungsgehalt könnte im ersten Ausbildungsjahr zwischen 500 und 800 Euro liegen, möglicherweise aber auch höher. Auch der Anstieg des Gehalts in den folgenden Ausbildungsjahren kann abhängig von der Branche und dem Bundesland, in dem du lebst, variieren. Grundsätzlich gilt: Die Ausbildungsvergütung im Osten Deutschlands fällt etwas geringer aus als im Westen.
Über die genaue Höhe der Mindestausbildungsvergütung kannst du dich im jeweiligen Tarifregister deines Bundeslandes informieren. Für Nordrhein-Westfalen beispielsweise findest du eine tabellarische Übersicht (Stand 2024) auf den Seiten der IHK (Industrie und Handelskammer).
Weitere Infos zur Ausbildungsvergütung in verschiedenen Ausbildungen findest du außerdem in unserer „Gehalt A-Z“-Liste!
Hast du dich für eine schulische Ausbildung an einer Berufsfachschule entschieden, bekommst du in der Regel kein Ausbildungsgehalt. Eine Ausnahme bildet der Bereich der Pflegeberufe, in dem Schule und Praxis eng verzahnt sind und ein Ausbildungsentgelt gezahlt wird. An einigen Berufsfachschulen – in der Regel an den privaten - musst du sogar Schulgeld bezahlen.
In deinem Ausbildungsvertrag findest du den Betrag, den dir dein Ausbildungsbetrieb brutto, also ohne Abzüge bezahlt. Als Azubi bist du allerdings sozialversicherungspflichtig, das heißt, dass du Beiträge für Renten-, Kranken-, Arbeits- und Pflegeversicherung zahlen musst und dein Nettogehalt in der Ausbildung am Ende des Monats somit schrumpft. Verdienst du beispielsweise monatlich 1.120 Euro brutto, musst du 20,1 Prozent Sozialabgaben zahlen (225,12 Euro). Dein Nettogehalt, also der Betrag, der dir tatsächlich ausgezahlt wird, liegt dann bei 894,88 Euro.
Verdienst du jährlich mehr als 11.604 Euro, werden dir zusätzlich zu den Sozialabgaben sogar noch Steuern (Lohnsteuer, Einkommenssteuer etc.) abgezogen. Dieser Betrag bezieht sich auf das jährliche Bruttogehalt abzüglich der Sozialabgaben und einer sogenannten Werbungskostenpauschale von 1.230 Euro. Werbungskosten sind Aufwendungen, die im Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit entstehen, wie etwa Fahrtkosten zur Arbeit oder Kosten für Arbeitskleidung. Diese Kosten werden nicht tatsächlich von deinem Brutto-Lohn abgezogen, sondern automatisch beim Lohnsteuerabzug berücksichtigt.
Tipp: Wenn deine Werbungskosten den Pauschalbetrag deutlich übersteigen, kannst du sie mit einer Steuererklärung von der Steuer absetzen.
Am obigen Beispiel verdeutlicht: Beträgt deine Ausbildungsvergütung brutto 1.120 Euro, ergibt sich nach Abzug der Sozialabgaben ein Jahresgehalt von 10.738,56 Euro. Für die Berechnung der Lohnsteuer werden weiterhin die 1.230 Euro Werbungskosten berücksichtigt, sodass du am Ende auf 9.508,56 Euro kommst. Damit liegst du deutlich unter dem Freibetrag von 11.604 Euro und musst keine Steuern zahlen. Dein Netto-Jahresgehalt liegt also bei 10.738,56 Euro. Willst du ganz genau wissen, was dir am Ende eines Monats als Nettolohn mit allen Abzügen bleibt, hilft dir der Brutto-Netto-Rechner für Azubis.
Das BIBB veröffentlicht jährlich eine Übersicht der am besten und am schlechtesten bezahlten Ausbildungsberufe, auch getrennt nach Ost- und Westdeutschland. Die Daten von 2023 zeigen, dass du im Öffentlichen Dienst durchschnittlich am meisten verdienst, während die Vergütungen im Handwerk und in den freien Berufen tendenziell am niedrigsten sind.
Die Top 5 der durchschnittlich bestbezahlten Ausbildungsberufe zeigen allerdings, dass nicht alle handwerklichen Ausbildungsberufe schlecht bezahlt sind: Im Einzelnen sind dies Zimmerer:in (1.264 Euro monatlich), Gerüstbauer:in (1.259 Euro monatlich), Rohrleitungsbauer:in (1.250 Euro monatlich), Kaufmann/-frau für Versicherung und Finanzen (1.245 Euro monatlich) und Milchwirtschaftliche:r Laborant:in (1.237 Euro monatlich). Die Top 5 der durchschnittlich am schlechtesten bezahlten Berufe sind: Parkettleger:in (785 Euro monatlich), Bodenleger:in (801 Euro monatlich), Raumausstatter:in (828 Euro monatlich), Schornsteinfeger:in (847 Euro monatlich) und Pharmazeutisch-Kaufmännische:r Angestellte:r (855 Euro monatlich).
Neben der Ausbildungsvergütung solltest du auch die Perspektive nach der Ausbildung berücksichtigen. Berufe mit guten Aufstiegsmöglichkeiten und Weiterbildungsoptionen können langfristig lukrativer sein, selbst wenn das Gehalt während der Ausbildung nicht zu den höchsten zählt.
Im Januar 2024 wurde der gesetzliche Mindestlohn von 12 Euro auf 12,41 Euro angehoben. Wenn du die Zahlen vergleichst, wirst du schnell feststellen, dass die meisten Ausbildungsgehälter deutlich unter diesem Mindestlohn liegen. Der Grund dafür ist, dass du während deiner Ausbildung in einem Bildungsverhältnis stehst und daher keinen Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn hast.
Um dennoch eine angemessene Vergütung für Auszubildende sicherzustellen, wurde 2020 eine Reform zur Mindestvergütung bei Ausbildungen eingeführt. Diese Reform wurde ins Leben gerufen, um Auszubildende finanziell besser abzusichern und zu verhindern, dass Azubis ihre Ausbildung aufgrund des niedrigen Gehalts abbrechen. Für alle, die ihre Ausbildung im Jahr 2024 beginnen, gelten folgende Mindestvergütungen (brutto/Monat):
Neben der Ausbildung jobben und das Gehalt aufbessern? Das ist prinzipiell mit einem Minijob auf 538-Euro-Basis möglich. Ein Nebenjob zur Aufstockung deines Einkommens während der Ausbildung ist erlaubt, allerdings gibt es einige Einschränkungen: Du bist in jedem Fall verpflichtet, deinen Ausbildungsbetrieb darüber zu informieren, und dieser muss sein Einverständnis geben. Der Nebenjob darf sich außerdem nicht auf deine Leistungsfähigkeit während der Ausbildung auswirken, zudem ist eine Beschäftigung bei einem konkurrierenden Unternehmen ein No-Go. Es gilt das Wettbewerbsverbot für volljährige Arbeitnehmer.
Zudem gilt: Urlaub während der Ausbildung heißt auch Urlaub im Nebenjob. Auch das ist durch ein Gesetz geregelt: Nach §8 des Bundesurlaubsgesetzes darf der Arbeitnehmer während des Ausbildungsurlaubs „keine dem Urlaubszweck widersprechende Erwerbstätigkeit leisten“. Auch die Arbeitszeiten sind durch den Gesetzgeber limitiert: Als minderjähriger Azubi (es gilt das Jugendarbeitsschutzgesetz) darfst du pro Woche an fünf Werktagen 40 Stunden arbeiten. Bei Erwachsenen sind auch sechs Arbeitstage mit 48 Wochenstunden erlaubt. Informationen zu deinen Rechten und Pflichten als Azubi findest du bei uns und auf den Seiten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
Mit dem ersten Ausbildungsgehalt endlich von zuhause ausziehen? Spätestens auf der Suche nach einer Wohnung wirst du feststellen, dass das schwierig werden könnte. Die Lebenshaltungskosten sind hoch, und die Ausbildungsvergütung reicht unterm Strich nicht mal bis zur Monatsmitte. Wenn deine Eltern dich finanziell nicht unterstützen können, gibt es zum Glück einige finanzielle staatliche Fördermaßnahmen, die dir helfen können. Prüfe selbst, ob du Anspruch auf sie hast:
Bevor du deinen Ausbildungsvertrag unterschreibst, informiere dich gründlich! Die Vergütung ist zwar wichtig, sollte aber nicht der alleinige Entscheidungsfaktor sein. Einstieg unterstützt dich bei der Suche nach dem passenden Ausbildungsberuf. Schau dir zum Beispiel unsere Seite Berufe nach Themen an oder mach den Interessencheck.
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