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Teilzeit Ausbildung

Eine Ausbildung in Vollzeit absolvieren zu können ist nicht für jede:n selbstverständlich. Vielleicht ist es dir aus familiären, gesundheitlichen, sprachlichen oder ganz anderen Gründen nicht möglich, 40 Stunden in der Woche zu arbeiten. Eine Ausbildung in Teilzeit ermöglicht dir, dennoch einen vollwertigen Abschluss zu erhalten. Wir verraten dir, was sich genau dahinter verbirgt.

Im Jahr 2020 wurde das sogenannte Berufsbildungsgesetz (BBiG), welches die Rahmenbedingungen für die berufliche Bildung schafft, erneuert. Zuvor war es nur bestimmten Menschen mit einem "berechtigten Interesse" möglich, eine Ausbildung in Teilzeit zu absolvieren. Dazu zählte beispielsweise eine gesundheitliche Einschränkung, eine Behinderung oder die Betreuung von Kindern oder eines pflegebedürftigen Angehörigen. Seit der Neuerung ist es grundsätzlich allen Azubis möglich, eine Teilzeitausbildung zu machen. Die einzige Bedingung ist das Einverständnis und die entsprechende Absprache mit deinem Ausbildungsbetrieb.

Duale Ausbildung in Teilzeit

Vorweg sollte noch einmal betont werden, dass die Teilzeitausbildung nicht weniger wert ist als eine duale Ausbildung in Vollzeit. Denkst du über diese Alternative nach, würde das erst einmal nur bedeuten, dass deine tägliche oder wöchentliche Ausbildungszeit im Betrieb verkürzt wird. Das kann, muss aber nicht zwingend bedeuten, dass sich deine Ausbildungszeit insgesamt verlängert. Die genauen Rahmenbedingungen sprichst du mit deinem Arbeitgeber ab. Zusammen überlegt ihr, welche tägliche oder wöchentliche Arbeitszeit für dich und den Betrieb machbar ist. So gibt es die Möglichkeit, die Arbeitszeit täglich von acht auf beispielsweise sechs Stunden zu verkürzen oder alternativ weniger ganze Tage in der Woche zu arbeiten. Insgesamt kann die Arbeitszeit aber nur maximal auf die Hälfte reduziert werden, noch besser ist die Grenze von mindestens 25 Wochenstunden im Betrieb. Schließlich wird es bei noch weniger Arbeitsstunden auch für dich immer schwieriger, dich in die Arbeitsabläufe nachhaltig zu integrieren.

Ob und inwiefern sich deine Ausbildungszeit verlängert, hängt von deinen letztendlichen Wochenstunden, aber auch von deiner Lerngeschwindigkeit und Auffassungsgabe ab. Bist du mindestens 25 Stunden pro Woche in deinem Betrieb, kannst du deine Ausbildung mit etwas Fleiß trotzdem in der Regelzeit von drei Jahren abschließen. Arbeitest du weniger, aber mindestens 20 Stunden, kann sich die Ausbildungszeit auf ca. ein Jahr, maximal auf eineinhalb Jahre verlängern. Grundsätzlich ist aber auch hier bei besonderem Fleiß immer die Möglichkeit einer Verkürzung gegeben. Übrigens kann auch ein Wechsel von der Teilzeit- in die Vollzeitausbildung immer eine Option sein. Wichtig ist die ständige Absprache mit deinem Arbeitgeber.

Diese und weitere Rahmenbedingungen deiner Teilzeitausbildung hältst du zusammen mit deinem Arbeitgeber in deinem Ausbildungsvertrag fest. Außerdem müsst ihr noch einen entsprechenden Antrag bei der zuständigen Handwerks-, Industrie- oder Landwirtschaftskammer stellen. Hier wird dann noch einmal von offizieller Stelle entschieden, ob die Ausbildungsziele in der vereinbarten Arbeitszeit realistisch sind oder eine Verlängerung nötig ist. Dann sollte deiner Ausbildung in Teilzeit nichts mehr im Wege stehen.

Berufsschule in der Teilzeit Ausbildung

Zu einer dualen Ausbildung gehört aber ja nicht nur die praktische Arbeitszeit im Betrieb, sondern auch die Berufsschule. Hier ist die Regelung bei einer Teilzeitausbildung ganz einfach: Es gibt keinen Unterschied zur Vollzeitausbildung. Die Zeit, die du in der Berufsschule verbringst, bleibt gleich! "Teilzeit" bezieht sich hier also ausschließlich auf deine Lehrzeit im Betrieb.

Vergütung und Urlaub bei einer Ausbildung in Teilzeit

Entscheidest du dich für eine Teilzeitausbildung hast du natürlich auch Anspruch auf eine angemessene Vergütung. Diese wird prozentual an deine verkürzte tägliche oder wöchentliche Ausbildungszeit angepasst. Das bedeutet: Du erhältst prozentual betrachtet zwar das gleiche Gehalt wie deine Mit-Azubis in Vollzeit. Am Ende kommt aber natürlich etwas weniger dabei raus. Auch kannst du bei einer Verlängerung der Ausbildungszeit auf vier Jahre im letzten Jahr nicht mehr mit einer Erhöhung der Vergütung rechnen. Nicht selten kommt es allerdings vor, dass kulante Arbeitgeber trotz Verkürzung das volle Gehalt bezahlen. Sollte das monatliche Geld für deine Lebenshaltungskosten nicht reichen, kannst du einen Antrag auf Berufsausbildungsbeihilfe stellen.

Für deinen Urlaubsanspruch macht es einen Unterschied, ob deine tägliche oder wöchentliche Ausbildungszeit verkürzt wird: Du erhältst generell dieselbe Anzahl an Urlaubstagen wie Vollzeitauszubildende, wenn du lediglich deine tägliche Ausbildungszeit reduzierst und somit dennoch gleich viele Tage im Betrieb bist. Arbeitest du dagegen an weniger Wochentagen im Betrieb, erhältst du in der Regel einen reduzierten Urlaubsanspruch.

Welche Berufe eignen sich besonders gut?

Wie findest du nun eine passende Teilzeitausbildung? Tatsächlich nicht, indem du explizit danach suchst. Die meisten Unternehmen, in denen diese Art der Ausbildung möglich ist, haben gar keine ausgeschrieben. Du bewirbst dich erst einmal auf eine Vollzeitausbildung, die dich interessiert. Im Laufe des Bewerbungsprozesses kannst du dann die Möglichkeit auf Teilzeit erfragen und alles Notwendige mit dem Unternehmen absprechen. Im persönlichen Gespräch ist es sowieso viel besser zu erklären, warum der Betrieb auf dich – ganz gleich zu welchen Arbeitskonditionen – nicht verzichten sollte.

Grundsätzlich ist eine Teilzeitausbildung erst einmal in so gut wie jedem anerkannten Ausbildungsberuf möglich. Dennoch sind einige besser und andere weniger gut dafür geeignet. So ist es bei einigen Berufen besonders wichtig, jeden Tag vor Ort zu sein, beispielsweise wenn es um die Arbeit auf Baustellen oder um regelmäßige Kundentermine geht. Berufe, die sich dagegen sehr gut mit einer Ausbildung in Teilzeit vereinen lassen, sind

Vor- und Nachteile einer Teilzeit Ausbildung

Die positiven Seiten einer Ausbildung in Teilzeit sind offensichtlich: Du musst in der Woche weniger Zeit aufbringen, um deinen Traumberuf zu erlernen. Damit sparst du zeitliche und körperliche Ressourcen, die du an anderer Stelle einsetzen kannst – ganz gleich ob bei der Vereinbarung von Ausbildung und Familie, bei der Pflege eines Angehörigen, bei dem Nachgehen eines weiteren Jobs oder einfach bei der Fürsorge deiner eigenen körperlichen und mentalen Gegebenheiten. Lernen musst du dennoch gleich viel wie bei einer Vollzeitausbildung, da die Berufsschulzeit nicht reduziert wird. Außerdem musst du insgesamt mit weniger Geld und je nach vereinbarten Rahmenbedingungen mit einer verlängerten Ausbildungszeit rechnen. Am Ende stehst du allerdings mit einem ebenso vollwertigen Abschluss da und kannst mindestens genauso stolz auf dich sein!

Schau dich in unseren Rubriken Berufe von A bis Z oder Berufe nach Themen nach deiner Traumausbildung um. Außerdem findet du unter Ausbildung viele weitere spannende Themen rund um deine Bewerbung, Geld in der Ausbildung und vieles mehr.