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Nicht nur Überflieger gesucht

FAQ: Unternehmensberater:in werden

Unternehmensberater:innen haben nicht überall den besten Ruf. Trotzdem bewerben sich jedes Jahr Tausende Absolvent:innen bei McKinsey, Kienbaum & Co., weil sie Unternehmensberater:innen werden wollen. Wir beantworten dir die wichtigsten Fragen zum Gehalt, was ein:e Unternehmensberater:in so macht und mit welchen Ausbildungen bzw. mit welchem Studium der Berufseinstieg klappen kann.

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Was macht ein:e Unternehmensberater:in?

Zeit, mit ein paar Vorurteilen über die Aufgaben eines bzw. einer Unternehmensberater:in aufzuräumen. Sind sie wirklich skrupellose Jobkiller?

Die Aufgaben eines/einer Beraters/Beraterin sind vielfältig. Unternehmensberater:innen können in jedem Bereich eines Unternehmens arbeiten: Er oder sie entwickelt zum Beispiel eine Marktstrategie für die neue Restaurantkette, versucht beim Autohersteller die Produktionszeiten zu verkürzen, hilft dem IT-Unternehmen dabei, gut ausgebildete Fachkräfte zu finden, oder berät den Maschinenbauer bei der Fusion mit dessen Konkurrenten. 

Dies waren nur einige der möglichen Aufgaben von Unternehmensberater:innen heutzutage. Für diesen Beruf brauchst du zum einen viel Erfahrung und zudem solltest du gut in der Lösung von Problemen sein. Du sammelst in der Firma deines Kunden Informationen und analysierst diese, bevor du sie für den Kunden aufbereitest. Diese Ergebnisse stellst du dem Management vor und gemeinsam werden dann Entscheidungen getroffen

In großen Firmen moderiert der oder die Berater:in sogar Workshops. Diese:r hilft außerdem dabei, die Entscheidungen des Managements im Betrieb entsprechend umzusetzen. 

Neben Wachstumsprojekten geht es häufig darum, ein Unternehmen effizienter zu machen, denn ineffiziente Prozesse kosten Geld. "Der Berater entlässt niemanden, er wird um Rat gefragt", erklärt Christian Greiser, Geschäftsführer und Partner der weltweit tätigen Boston Consulting Group (BCG). "Wenn wir aber feststellen, dass eine Firma ein Kostenproblem hat und nur durch harte Einschnitte überlebensfähig ist, dann ist es unsere Pflicht, auch unpopuläre Maßnahmen vorzuschlagen."

Hat man als Berater:in wirklich so krasse Arbeitszeiten?

Kurze Antwort: Ja. Wenn du wirklich Unternehmensberater:in werden möchtest, kannst du davon ausgehen, dass insbesondere die Großen der Branche wie McKinsey, Roland Berger und BCG von ihren Mitarbeiter:innen bedingungslosen Einsatz fordern: Der Kunde ist König. Und wenn der König will, dass die PowerPoint-Präsentation am nächsten Morgen um acht auf seinem Schreibtisch liegt, dann wird halt eine Nachtschicht geschoben. Entsprechend gut ist auch das Gehalt eines bzw. einer Unternehmensberater:in, obwohl dieses je nach Berufserfahrung sehr stark variieren kann. Du startest nach deinem Bachelor bei ca. 50.000 Euro jährlich, nach einem Master kannst du schon bei über 54.000 Euro pro Jahr einsteigen. Aber wie gesagt schwankt der Verdienst sehr stark. In einer leitenden Position gibt es nach oben hin eigentlich kaum Grenzen. Auf bis zu 90.000 Euro Jahresgehalt kannst du dich als erfolgreiche:r Berater:in hocharbeiten

Du kannst außerdem als selbständige:r Unternehmensberater:in, als Angestellte:r in einer Dienstleistungsfirma oder auch als Inhouse Consultant bei einer größeren Firma arbeiten. Bei den ersten beiden Optionen hast du mit Sicherheit viel Abwechslung im Beruf, während du als Inhouse Consultant fest bei einer Firma angestellt bist und nur diese berätst. 

Unternehmensberater:innen verbringen außerdem viel Zeit in Flugzeugen und Hotels und sehen ihre eigene Wohnung häufig nur am Wochenende. Mobilität und etwas Freude an Geschäftsreisen ist also auch eine der Voraussetzungen, um diesen Beruf auszuüben

Was sind die Voraussetzungen, um bei einer Beratungsfirma anfangen zu können?

Grundsätzlich gilt: Je größer der Arbeitgeber, desto höher die Anforderungen. Die führenden Unternehmensberatungen suchen tatsächlich nur die leistungsfähigsten Absolvent:innen. Dabei zählen für BCG-Geschäftsführer Greiser nicht ausschließlich Spitzennoten, sondern auch das gewisse Etwas: "Uns reizt, wenn ein Bewerber schon mal seine Komfortzone verlassen hat, zum Beispiel längere Zeit im Ausland war oder sich neben dem Studium irgendwo engagiert."

Im Kampf um die besten Köpfe können kleinere Beratungsfirmen schon finanziell nicht gegen BCG & Co. mithalten – unglücklich sind sie darüber jedoch nicht. "Wir brauchen keine Überflieger, sondern bodenständige Leute", sagt Jörg Lennardt, der in Dortmund das Unternehmen ExperConsult mit knapp 40 Mitarbeitenden führt. "Wenn ich den weltgewandten Harvard-Absolventen auf unsere mittelständischen Kunden loslasse, können die gar nichts miteinander anfangen. Da prallen Welten aufeinander.

Muss ich BWL studiert haben?

Grundsätzlich: Nein. Große Firmen wie die Boston Consulting Group, die auf Analyse und Strategieberatung spezialisiert ist, rekrutieren bewusst auch Biolog:innen, Germanist:innen, Ingenieur:innen, Philosoph:innen und andere Quereinsteiger:innen als Unternehmensberater:innen. Von ihnen erwarten sich die entsprechenden Firmen einen unvoreingenommenen Blick sowie alternative Denkansätze.

Mehr als die Hälfte der BCG-Berater:innen sind jedoch Wirtschaftswissenschaftler:innen. Fachfremde Neueinsteiger:innen absolvieren zudem vor Beginn ihrer Tätigkeit einen Mini-MBA, um sich mit den Grundlagen vertraut zu machen. Die weltweit tätige Personalberatung Kienbaum stellt neben Wirtschaftswissenschaftler:innen in erster Linie Psycholog:innen ein. "Wirtschaft ist zu einem großen Teil Psychologie", sagt Dr. Peter Hannen, Mitglied der Geschäftsleitung und Partner. "Die Börse zum Beispiel lässt sich nur bedingt rational erklären. Psychologen finden hier häufig die besseren Antworten." Außerdem existiert das sogenannte Consulting-Studium, das häufig ein Teilbereich des BWL-Studiums ist oder auch zusammen mit Controlling angeboten wird

Wie schaffe ich den Einstieg?

Um Unternehmensberater:in zu werden, gibt es verschiedene Ausbildungen und Wege, sich die nötigen Voraussetzungen und Skills für den Job anzueignen. Beispielsweise bieten BCG und Kienbaum drei- bis sechsmonatige Praktika an, bei denen der bzw. die Kandidat:in in ein laufendes Projekt integriert wird und bereits richtig "am Kunden" arbeitet.

Voraussetzung dafür sind jedoch ein paar absolvierte Semester. Jörg Lennardt vom mittelständischen ExperConsult stellt statt Praktikant:innen lieber studentische Hilfskräfte ein und testet sie über die gesamte Studiendauer. "Die Guten behalten wir nachher."

Wer schon in der Schule weiß, dass er später in die Beraterbranche will, dem rät Christian Greiser von BCG, regelmäßig den Wirtschaftsteil der Tageszeitung aufzuschlagen, um sich schon frühzeitig mit wirtschaftlichen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Außerdem sei es hilfreich, früh Auslands- und Arbeitserfahrung zu sammeln. Kienbaum-Geschäftsleiter Peter Hannen empfiehlt, sich insbesondere auf ein Schulfach zu konzentrieren: "Lernen Sie Mathematik!" Die brauche man ohnehin in vielen Studienfächern wie BWL, Ingenieurwesen, Naturwissenschaften und Informatik. "Und als Berater ist Mathe später kriegsentscheidend

Welche Eigenschaften brauche ich als Unternehmensberater?

Neben einer entsprechenden Ausbildung solltest du folgende Voraussetzungen mitbringen, um ein:e erfolgreiche:r Unternehmensberater:in zu werden:

  • Teamfähigkeit, denn Berater:innen arbeiten nie als Einzelkämpfer:innen
  • Kommunikationsstärke und Einfühlungsvermögen, denn der Kunde muss behutsam von Änderungsprojekten überzeugt werden
  • Analytische Fähigkeiten: vor allem die Kompetenz, Informationen zu sammeln und zu hinterfragen sowie geeignete Vorschläge für die Kund:innen aufzubereiten
  • Flexibilität, denn der Job bringt täglich neue Situationen und Aufgaben, die ein blitzschnelles Umdenken erfordern
  • Umgang mit Büro-Software und anderen modernen Kommunikationsmitteln
  • Belastbarkeit und Kritikfähigkeit: Möglicherweise kommen deine Vorschläge nicht immer gut bei den Betrieben an.
  • Überzeugungsfähigkeit, denn du wirst es mit verschiedenen Arten von Menschen zu tun haben, die vielleicht sehr skeptisch sind
  • Fremdsprachenkenntnisse, um in internationalen Firmen in der Beratung tätig zu sein