Mathematik-Studium = trocken Zahlen jonglieren? Überhaupt nicht! Mathematiker sind in der Lage, Alltagsprobleme in die Sprache der Mathematik umzuwandeln und mit Hilfe dieser zu lösen. Sie erklären zum Beispiel tagtägliche Phänomene wie das Wetter. Und in der Mathematik ist, anders als man zunächst denkt, noch längst nicht alles erforscht: Zum Beispiel lernen Mathe-Studenten, wie man im Wettlauf mit Spionagesoftware neue Verfahren entwickelt, um Daten zu verschlüsseln. Außerdem gibt es auch in der Mathematik noch große ungelöste Rätsel. Auf die Lösung der so genannten Milleniums-Probleme ist ein Preisgeld von einer Million Dollar ausgesetzt.
Du musst kein absoluter Zahlen-Crack sein, wenn du Mathematik studieren möchtest, aber logisches Denkvermögen und ein analytisches Verständnis sind notwendig. Anders als in der Schule wird im Mathematik-Studium weniger mit Zahlen gerechnet als mit Variablen, Konstanten und Funktionen. Du wirst auch einmal stundenlang über einer Gleichung brüten, ohne ein Ergebnis zu erzielen. Denn noch gibt es in der Mathematik nicht auf jede Frage eine Antwort. Der Unterschied zu Mathe in der Schule ist groß: Es wird kaum gerechnet, vielmehr geht es um die Theorie dahinter: Wann darf ich eine Funktion differenzieren? Gibt es eine allgemeine Eigenschaft, die erfüllt sein muss? Man sollte einfach Spaß an abstrakten Dingen haben und gerne Probleme lösen.
Das Mathematik-Studium beginnt für viele Erstsemester schon vor dem offiziellen Semesterstart und zwar mit den Vorkursen. Diese Kurse bieten so gut wie alle Hochschulen an, um die Studenten auf den gleichen Wissensstand zu bringen. Hier kannst du den Oberstufenstoff noch einmal im Schnelldurchlauf wiederholen. Der Bachelor of Sciene in Mathe ist selten zulassungsbeschränkt, anders ist es bei einem Lehramtsstudium: An manchen Universitäten liegt der NC im Einser-Bereich.
In den ersten beiden Semestern startest du mit Analysis und linearer Algebra, denn alle andern Fächer bauen auf diese Grundlagen auf. Du lernst Sätze und Definitionen, die immer wieder zur Lösung von Gleichungen herangezogen werden. Des Weiteren steht computerorientierte Mathematik, also Informatik auf dem Programm. Im zweiten Jahr folgen Stochastik und Numerik, also die Wahrscheinlichkeitsrechnung und die Analyse von Algorithmen. Parallel zu den Vorlesungen besuchst du Übungen, in denen dir Tutoren, Studenten aus höheren Semestern, helfen, den Stoff aus den Vorlesungen nachzuvollziehen. Neben den Tutorien bilden viele Studenten zusätzliche Lerngruppen.
Ein weiteres wichtiges Teilgebiet im M athematik-Studium ist Modellierung. Hier lernst du, wie man Fallbeispiele aus dem Alltag in ein mathematisches Modell übersetzt. So legen die Studenten etwa dar, wie sich eine Aktie an der Börse verhält. Spezialisierungen wie beispielsweise Wirtschaftsmathematik oder Technomathematik sind in späteren Fachsemestern möglich. Die Wirtschaftsmathematik vereint Wirtschaftswissenschaften, Mathematik und Informatik und ist besonders empfehlenswert, wenn du später gerne in der Unternehmensberatung, in der Bank oder bei einer Versicherung arbeiten möchtest. Bei der Technomathematik eignest du dir auch Ingenieurswissen an.
Mathematik-Absolventen haben kein eindeutiges Berufsbild. Sie sind auf dem Arbeitsmarkt flexibel und überall da gefragt, wo Ordnung in komplexe Sachverhalte gebracht werden muss. In Unternehmensberatungen, Banken oder Versicherungen helfen Mathematiker beispielsweise Finanzanlagen gewinnbringend zu gestalten oder Risiken bei Versicherungen zu berechnen. Gesucht werden in der Produktionsindustrie überdies Technomatiker, die im Studium schon Ingenieurskenntnisse erworben haben. Sie optimieren mit Berechnungen die Fertigung oder Verpackung von Produkten. Da Informatik ebenfalls ein elementarer Teil des Studiums ist, sind Spezialisten auf diesem Gebiet in der IT- und Softwarebranche sehr gefragt, häufig bekommen sie schon während des Studiums Jobangebote.
Julius studiert im 1. Master-Semester Mathematik an der Technischen Universität München (TUM). Wie viele seiner Kommiliton:innen war er in der Schule super gut in Mathe. Im Studium hat er aber recht schnell gemerkt: Hier zähle ich nicht automatisch zu den Besten. Denn das Mathe-Studium ist nicht nur schwer, sondern auch umfangreich. „Die Arbeitsbelastung im Mathe-Studium ist sehr, sehr hoch“, sagt Julius. Dafür verbringt er „im Prinzip den ganzen Tag mit Rätsel-Lösen und das ist schon sehr schön.“
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