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Wartesemester

Bisher war das Wartesemester für viele die Chance, mit einem weniger guten Abi in Studiengänge mit NC zu rutschen. Vielfach hält sich auch der Irrglaube, pro Wartesemester könne sich die Abi-Note um 0,1 verbessern. Was ein Wartesemester ist und wem es wann und wo ab 2022 noch nutzt – wir erklären es dir.

In Kürze

  • Jedes halbe Jahr, in dem du nicht studierst, wird dir als Wartesemester angerechnet
  • Wartesemester spielen nur bei zulassungsbeschränkten Fächern eine Rolle
  • 2022 wurde das Auswahlverfahren zu Wartesemestern bundesweit reformiert.
  • Für die medizinischen Studiengänge HumanmedizinZahnmedizinTiermedizin und Pharmazie werden Wartesemester seit 2022 nicht mehr angerechnet

Wartesemester – was ist das eigentlich?

Jedes halbe Jahr (Semester), das seit deiner Hochschulzugangsberechtigung vergangen ist und in dem du nicht studiert hast (also an keiner deutschen Uni immatrikuliert warst), wird dir als Wartesemester angerechnet. Das passiert ganz von alleine und ohne Antrag. Hast du beispielsweise nach dem Abi ein Jahr Work and Travel gemacht oder ein einjähriges FSJ, dann hast du zwei Wartesemester gewonnen. Bis vor zwei Jahren hat sich das besonders für Studienanwärter:innen der begehrten NC-Fächer im medizinischen Bereich noch bezahlt gemacht. Seit 2022 ist das nun jedoch anders und es gelten andere Bestimmungen. Wartesemester werden teilweise gar nicht mehr oder nur noch eingeschränkt berücksichtigt.

Wartesemester Studium: So blickst du leichter durch

Über die Jahre ist es nicht leichter geworden, bei den Zugangsvoraussetzungen für bestimmte Studienfächer den Durchblick zu bewahren. Fristen und Auswahlverfahren sind abhängig von der Hochschulart (staatlich, privat oder kirchlich), dem Bundesland und dem Studiengang. Generell aber gilt: Falls du ein Fach studieren möchtest, das zulassungsfrei ist, stellt sich die Frage nach Wartesemestern nicht. Zulassungsfrei bedeutet, dass kein NC erforderlich ist (im Fach Archäologie beispielsweise) und kein Auswahlverfahren stattfindet. Diese zulassungsfreien Studienplätze stehen in ausreichender Zahl zur Verfügung, sodass du als Bewerber:in mit Zulassungsvoraussetzung (allgemeine Hochschul- oder Fachhochschulreife) sicher einen Studienplatz hast. Hier findest du eine Auflistung NC-freier Bachelor-Studiengänge.

Falls du dich aber auf einen zulassungsbeschränkten (Studiengänge der Medizin und Pharmazie hier ausgenommen) Studiengang an einer staatlichen Hochschule bewerben möchtest, können Wartesemester wieder interessant werden. Ein Beispiel: Ist deine Abinote schlechter als bei den Quoten erforderlich, dann gibt es von einigen Ausnahmen abgesehen auch eine Wartezeit-Quote, in der Studienplätze nur oder unter Berücksichtigung der Wartesemester vergeben werden. Tipp: Hast du eine Wunschuni, an der du gerne studieren möchtest? Dann informiere dich zu möglichen Zulassungsbeschränkungen und Wartezeiten auf der Uni-Website.

Bundesweite Reform des Auswahlverfahrens

Zum Sommersemester 2022 wurde das Auswahlverfahren zu Wartesemestern bundesweit reformiert. Es gibt also keine explizite Wartequote mehr. Was genau das heißt? An den Universitäten in NRW sind ab sofort zwei Hauptquoten relevant:

1. zu 20% die Abiturbestenquote und 2. zu 80% das Auswahlverfahren der Hochschule (spezielle Aufnahmetests, Berufserfahrung etc.).

Bei den örtlichen Zulassungsverfahren werden in NRW ab sofort nur noch maximal sieben Wartesemester berücksichtigt.

Sonderfall medizinische Berufe

Für die medizinischen Studiengänge (Humanmedizin, Zahn- und Tiermedizin und Pharmazie) sind die Wartesemester seit 2022 komplett abgeschafft worden und werden nun gar nicht mehr berücksichtigt. Um ein bundeseinheitliches Bewerbungsverfahren zu koordinieren, werden diese Studienplätze über hochschulstart.de vergeben.

Vorher gingen 20 % der Plätze in diesen Fächern an die Bewerber:innen mit der besten Abiturnote, 60 % der Plätze wurden über das AdH (Auswahlverfahren der Hochschulen/ in der Regel über TMS-Ergebnisse+ Abiturnote) und 20 % der Plätze über die Wartezeit verteilt (bis zu sieben Jahre Wartesemester konnten dafür angesammelt werden). Seit 2022 spielt die Wartezeit bei der Vergabe der medizinischen Studiengänge nun gar keine Rolle mehr. Die Eignungsquote (TMS, abgeschlossene Ausbildung, besondere Qualifikation) ersetzt die Wartezeit. Wie genau gewertet wird, ist von Uni zu Uni verschieden. Tipp: Auch hier lohnt also ein Blick auf die jeweilige Website!

Sonderfall Saarland

Eine Ausnahme bildet auch das Saarland. Hier zählen nicht Warte-, sondern Bewerbungssemester, also nur die Semester, für die du dich tatsächlich für einen bestimmten Studiengang beworben hast. Dafür werden 20% der Studienplätze (nach Abzug der Vorabquoten) reserviert.

Fazit: Wartesemester spielen im Bewerbungsverfahren um zulassungsbeschränkte Studienfächer an den Hochschulen eine zunehmend geringere Rolle. Seit der bundesweiten Reform des Auswahlverfahrens zu Wartezeiten gelten vorrangig die Auswahlverfahren der einzelnen Hochschulen.

 

Weitere Infos zum Studium medizinischer Studienfächer:

Medizin

Zahnmedizin

Tiermedizin

Medizintechnik