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Praxissemester

Wenn du Wirtschaft, Technik oder Lehramt studierst, ist in deiner Studienordnung höchstwahrscheinlich ein sogenanntes Praxissemester vorgesehen. Hier sollst du das im Studium erlernte Wissen durch ein Praktikum in der Praxis anwenden. Was es damit genau auf sich hat und was du im Vorfeld beachten solltest, erfährst du hier.

Was ist ein Praxissemester?

Die Bezeichnung Praxissemester beschreibt eigentlich ziemlich gut, was es damit auf sich hat: Es soll dich mithilfe deines schon im Studium erworbenen theoretischen Grundwissens auf die Berufspraxis vorbereiten. Ob Wirtschaftsingenieurwesen, BWL oder Lehramt - während deines Praxissemesters arbeitest du in einem Unternehmen oder an der Schule und bekommst erste praktische Einblicke in dein späteres Berufsleben. An den meisten Fachhochschulen ist das Praxissemester fester Bestandteil des Studiums, aber auch immer mehr Universitäten sehen das berufspraktische Semester in ihrer Studienordnung vor. Es handelt sich also um ein Pflichtpraktikum (auch Zwischenpraktikum genannt), für das ein ganzes Semester freigehalten vorgesehen ist.

Im Vorfeld bieten einige Hochschulen zusätzlich Vorbereitungskurse an, die dich auf den Ablauf und die Herausforderungen des Praxissemesters vorbereiten. In den meisten Fällen stehen dir Betreuer:innen zur Seite, an die du dich beispielsweise auch wenden kannst, wenn du keinen Praktikumsplatz findest. Zum Abschluss des Praxissemesters gibst du meist noch einen Praktikumsbericht ab.

Wenn das Praxissemester kein fester Bestandteil des Studiums ist, besteht trotzdem die Möglichkeit, eins zu absolvieren. Ein freiwilliges Praxissemester kann eine wertvolle Ergänzung zu deinem Studium sein. Es bietet dir die Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln, berufliche Netzwerke aufzubauen und deine Karrierechancen zu verbessern. Auch wenn es nicht explizit im Studienplan vorgesehen ist, kann es durch individuelle Planung und Absprache mit der Universität erfolgreich integriert werden. Zunächst solltest du dich mit der Studienberatung oder dem Prüfungsamt deiner Universität in Verbindung setzen. Einige Hochschulen bieten etwa die Option, ein Urlaubssemester zu beantragen, während dessen du dein Praktikum absolvieren kannst.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, ein Praktikum als Wahlpflichtmodul anrechnen zu lassen. Viele Studiengänge bieten diese Flexibilität, sofern das Praktikum den Anforderungen und Zielen des Studiengangs entspricht. Es ist wichtig, sich frühzeitig zu informieren und die entsprechenden Anträge zu stellen, um sicherzustellen, dass das Praktikum anerkannt wird.

Wie bereite ich mich auf ein Praxissemester vor?

Bevor du Bewerbungen für dein Praxissemester verschickst, solltest du dir genauestens deine Studienordnung durchlesen, damit dir das Praxissemester hinterher auch sicher angerechnet wird und du keine bösen Überraschungen erlebst. Sowohl Dauer als auch Aufgabenbereiche sind hier vorgegeben. Mit diesen Anforderungen kannst du dich dann bei einem Unternehmen bewerben. Es ist wichtig, dass du diesen Teil der Studienordnung deiner Bewerbung beifügst, damit das Unternehmen sicherstellen kann, dass du die erforderlichen Aufgaben dort leisten kannst.

An den meisten Hochschulen ist das Praxissemester ab dem vierten Semester vorgesehen. Die Dauer kann je nach Studiengang zwischen vier und sechs Monaten variieren. Du solltest dein Praxissemester außerdem frühzeitig planen und dich mindestens ein Semester vorher bewerben. Planst du, das Praxissemester im Ausland zu absolvieren, fängst du mit den Bewerbungen und Vorbereitungen am besten schon ein ganzes Jahr vorher an. Oftmals bieten die Hochschulen selbst schon sogenannte Praktikumsbörsen an. Möchtest du bei einem bestimmten Unternehmen oder einer speziellen Schule besonders gerne dein Praxissemester verbringen, obwohl es dort keine passende Ausschreibung gibt, schicke einfach eine Initiativbewerbung ab. 

Wird ein Praxissemester vergütet?

Da es sich um ein Pflichtpraktikum handelt, hast du leider keinen Anspruch auf Vergütung. Den hast du nur, wenn die Dauer deines Praktikums die vorgeschriebene Mindestdauer in deiner Studienordnung überschreitet. Allerdings zahlen viele Unternehmen ihren Pflichtpraktikant:innen in ihrem Praxissemester dennoch etwas Gehalt. Wenn das für dich ein entscheidender Faktor ist, solltest du bei den Praktikumsausschreibungen von vornherein darauf achten. Die Bezahlung für ein Pflichtpraktikum kann stark variieren und ist abhängig von verschiedenen Faktoren wie Branche, Region, Unternehmensgröße und Dauer des Praktikums. Laut einer Umfrage des „Hochschulkompass“ lag die durchschnittliche Vergütung für Pflichtpraktika im Jahr 2023 bei etwa 800 bis 1.200 Euro monatlich. In einigen Branchen und Unternehmen kann diese Zahl auch darüber liegen.

Bekomme ich BAföG während meines Praxissemesters?

Während eines vorgeschriebenen Pflichtpraktikums erhältst du grundsätzlich weiterhin BAföG. Wenn du während deines Praxissemesters eine Vergütung erhältst, wird diese auf das BAföG angerechnet. Der Freibetrag für Einkommen aus einem Pflichtpraktikum liegt derzeit bei 520,50 Euro pro Monat (Stand: Juni 2024). Verdienst du mehr, wird der überschreitende Betrag teilweise von deinem Fördergeld abgezogen. Freiwillige Praktika, die du zusätzlich absolvierst, werden nicht durch BAföG gefördert.

Wie bei jedem Semester musst du auch für das Praxissemester einen BAföG-Antrag stellen. Hierfür benötigst du zusätzlich eine Bescheinigung deines Pflichtpraktikums des Praktikumsunternehmens sowie eine Bestätigung deiner Hochschule, dass das Praktikum Bestandteil deines Studiums ist. Es ist ratsam, diese Unterlagen frühzeitig zu organisieren, um Verzögerungen bei der Antragstellung zu vermeiden. Während des Praxissemesters können sich auch Änderungen bei den Sozialversicherungen ergeben, insbesondere wenn du vergütet wirst. Informiere dich rechtzeitig über eventuelle Pflichtversicherungen, wie die Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung, und kläre, ob und wie sich dies auf deine BAföG-Zahlungen auswirkt.

Was bringt mir das Praxissemester?

Viel! Es ist völlig normal, dass du vor dem Beginn des Praxissemesters womöglich nervös bist, weil du nicht genau weißt, was auf dich zukommt und was von dir erwartet wird. Außerdem ist es immerhin das erste Mal, dass du deine erlernten Kompetenzen nun auch praktisch anwenden und dich bei potenziellen Arbeitgeber:innen beweisen kannst. Vielleicht machst du dir sogar Gedanken darüber, dass dir der ausgeübte Beruf gar keinen Spaß macht. Die Erfahrungen aus dem Praxissemester können dir außerdem den Berufseinstieg erleichtern. Nicht selten besteht sogar die Chance auf eine Übernahme oder zumindest auf eine darauffolgende Anstellung als Werkstudent:in. Macht dir das Praktikum Spaß, fühlst du dich nicht nur in deiner Studienwahl bestätigt. Wenn du motiviert bist, kannst du dir obendrein viele neue Qualifikationen aneignen und deinen Lebenslauf damit aufpeppen.

Durch die längere Dauer des Praktikums hast du im Gegensatz zu einem Sechs-Wochen-Praktikum genug Zeit dich in das Unternehmen oder die Schule und deine Aufgaben einzuarbeiten. Wenn du dich gut anstellst, kannst du im Laufe der Zeit immer mehr Verantwortung übernehmen und bearbeitest vielleicht sogar deine eigenen kleinen Projekte. Studierst du Lehramt, gestaltest du im Praxissemester die Unterrichtsstunden mit und hältst am Ende womöglich deinen ersten eigenen Unterricht. Das Praxissemester soll dich zudem in deinen Soft Skills schulen. Eigenschaften wie Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Selbstmanagement oder der reflektierte Umgang mit Kritik lernst du erst wirklich in der praktischen Anwendung.

Ein Praxissemester ist eine wertvolle Ergänzung zum theoretischen Studium und bietet zahlreiche Vorteile für die persönliche und berufliche Entwicklung. Durch eine sorgfältige Planung und Vorbereitung können Studierende das Beste aus ihrem Praxissemester herausholen. Nutze die Unterstützung deiner Universität und Online-Ressourcen, um den idealen Praktikumsplatz zu finden. Wenn du die Studienordnung beachtest und dir ausreichend Gedanken darüber machst, welches Unternehmen oder welche Schule zu deinen Vorstellungen passt, findest du mit Sicherheit das perfekte Praktikum für dich. Betrachte das Praxissemester als Chance, dich weiterentwickeln und etwas Neues lernen zu können.