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Plätze für ein Medizinstudium sind trotz der Hürde des hohen NCs heiß begehrt und ziemlich rar. Deswegen erhalten die meisten Bewerber:innen leider eine Absage. Wir stellen Möglichkeiten vor, wie es mit dem Traumberuf Arzt bzw. Ärztin trotzdem noch klappen kann. Was hat es mit Wartesemestern für das Medizinstudium auf sich? Und was damit, dass du Medizin auch ohne NC (Numerus Clausus) studieren kannst?
Da stand sie, die 2 vor dem Komma. Was für viele ein guter Abischnitt ist, bedeutete für Marie den Abschied von einem Traum. Zumindest vorerst. Denn die heute 22-Jährige hatte sich fest vorgenommen, Ärztin zu werden. Doch wer in Deutschland einen Studienplatz fürs Medizinstudium ergattern will, muss entweder in der Schule ein echter Überflieger gewesen sein oder aber Sitzfleisch haben. Der aktuelle Numerus clausus für Medizin liegt je nach Bundesland zwischen 1,0 und 1,2
Die durchschnittliche Wartezeit für diejenigen, die den NC fürs Medizinstudium nicht schafften, betrug zu dieser Zeit 13 Semester. Aufgeben kam für Marie trotzdem nicht infrage, als sie die Absage der Stiftung Hochschulstart aus dem Briefkasten fischte. Irgendein Weg wird sich schon auftun, dachte sie.
Beachte: Für medizinische Studiengänge wurden die sogenannten Wartesemester bereits seit 2022 komplett abgeschafft. Sie werden also heute beim Auswahlverfahren nicht mehr berücksichtigt. Seit 2023 zählen in der Zusätzlichen Eignungsquote (QEQ) andere noten-unabhängige Auswahlkriterien, und es gibt in diesem Sinne auch keine Warteliste für Medizin mehr.
Entschieden hat Marie* sich dann erst mal für eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Nicht nur, weil ihr das Wartesemester für das Medizinstudium einbringt, sechs an der Zahl. Maries Plan B verschafft ihr darüber hinaus ganz konkrete Vorteile für ihre Zukunft als Ärztin: „Zum einen lerne ich in der Krankenpflegeschule schon vieles, was später auch im Studium eine Rolle spielt, etwa Anatomie oder Krankheitslehre. Zum anderen sammele ich Erfahrungen im Umgang mit den Patient:innen.“
Ein weiterer Pluspunkt: Viele Hochschulen ziehen bei der Auswahl ihrer Medizinstudierenden neben Abiturnote und Wartezeit auch noch zusätzliche Kriterien heran, zum Beispiel berufliche Vorerfahrung. Hat ein Bewerber oder eine Bewerberin bereits eine medizinnahe Ausbildung absolviert, kann das letztlich den Unterschied ausmachen.
Ebenso wie eine medizinnahe Ausbildung, kann ein gutes Ergebnis im sogenannten Medizinertest (weitere Infos dazu findest du weiter unten in diesem Artikel) den Unterschied zugunsten eines Bewerbers oder einer Bewerberin machen. Diesen will Marie, sobald sie ihr Pflegeexamen in der Tasche hat, auch noch ablegen.
(*Marie heißt eigentlich anders. Hier will sie jedoch anonym bleiben, um ihre Chancen auf eine Übernahme als Pflegerin in ihrem Krankenhaus nach der Ausbildung nicht zu gefährden, für den Fall, dass es mit dem Studienplatz noch etwas dauert.)
Eine andere Möglichkeit für Medizin-Interessierte, deren Abischnitt bzw. NC für ein Medizinstudium in Deutschland nicht ausreicht, ist der Weg über die Grenze. In Österreich etwa vergeben die Hochschulen 20 Prozent ihrer Medizin-Studienplätze an Bewerber:innen aus dem EU-Ausland. Einen Numerus clausus (NC) für Medizin gibt es nicht. Allerdings muss jede:r, der bzw. die sich an einer staatlichen Hochschule bewirbt, den Standard-Aufnahmetest „MedAT“ ablegen. Neben studienrelevantem Wissen werden darin auch kognitive Fähigkeiten und Textverständnis überprüft.
Ähnlich verhält es sich in Polen, wie Julia Markowski berichtet. Sie packte 2006 ihre Koffer und begann ein Medizinstudium ohne NC in Danzig. „Statt dem Abischnitt zählen hier die Ergebnisse aus einem Zulassungstest“, erklärt die 26-Jährige. Wie an vielen Universitäten in Mittel- und Osteuropa kann man in Danzig Medizin ohne Numerus clausus auf Englisch studieren.
Einige Hochschulen, zum Beispiel die Semmelweis Universität in Budapest, bieten sogar deutschsprachige Programme an.
Die Zulassungskriterien variieren, zudem fallen vielerorts hohe Studiengebühren an. „Dafür sind die Lebenshaltungskosten deutlich geringer als in Deutschland“, erzählt Julia, die übrigens ein „Auslandssemester“ in Düsseldorf verbracht hat. „In Deutschland gibt es mehr Vorlesungen, in Polen ist das Studium dagegen recht verschult, und man lernt in kleinen Gruppen“, fasst sie ihre Erfahrungen aus beiden Ländern zusammen.
Erfahre mehr über das Studieren im Ausland
An vielen Universitäten kannst du deine Chancen auf einen Studienplatz in Medizin durch ein gutes Ergebnis beim bereits erwähnten Medizinertest (TMS) verbessern. Auf diese Weise können zukünftige Medizinstudierende auch ohne Numerus clausus einen Studiengang ergattern. Allerdings solltest du dich schon vorher mit dem Aufbau des TMS und der Art der Aufgaben vertraut machen. Der Testentwickler, die Firma ITB Consulting, hat zu diesem Zweck ein Online-Vorbereitungsportal eingerichtet.
An einigen Hochschulen in Deutschland steht ein gewisses Kontingent an Medizinstudienplätzen für Sanitätsoffizieranwärter:innen der Bundeswehr bereit. Sie verpflichten sich, mindestens 17 Jahre zu dienen, und durchlaufen neben dem Studium auch eine militärische Ausbildung zum Offizier. Wer sich bewirbt, muss sich einem mehrstufigen Auswahlverfahren stellen, in dem die charakterliche, körperliche und geistige Eignung überprüft wird. „Es zählt der ganze Eindruck des Bewerbers“ erklärt Oberleutnant Marcel Loser, Leiter der Bundeswehr-Karriereberatung Köln, „allein am Abischnitt lassen sich die Chancen auf einen Studienplatz nicht festmachen.“ Nach dem Medizinstudium arbeitet man als Stabsarzt beispielsweise in Bundeswehrkrankenhäusern. Auch Auslandseinsätze gehören dazu.
In Deutschland gibt es auch den Studiengang Arztassistent. Seit 2010 kann man etwa an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) ein Studium zum „Physician Assistant“ absolvieren. Dieses richtet sich an Personen mit bereits abgeschlossener Pflegeausbildung und vermittelt neben einer akademischen Vertiefung von medizinischen Grundlagenfächern wie Anatomie oder Physiologie auch administrative und basisärztliche Fähigkeiten. „Physician Assistants“ unterstützen das ärztliche Team mit ihren speziellen Kompetenzen und Fähigkeiten“, erklärt Studiengangsleiter Prof. Marcus Hoffmann von der DHBW. „Sie übernehmen zum Beispiel gemeinsam mit dem Facharzt das Stationsmanagement, können kleinere Eingriffe wie das Versorgen einer Platzwunde durchführen und assistieren bei Operationen.“
Um dieses Medizinstudium ohne NC beginnen zu können, muss ein Ausbildungsvertrag mit einer Partnerklinik vorliegen, in der die praktische Ausbildung größtenteils stattfindet. Auch die Mathias Hochschule Rheine bietet ein Studium zum Arztassistenten an.
Eins steht also fest: Auch mit einem Zweier-Abitur musst du deinen Traum, irgendwann als Arzt oder Ärztin zu arbeiten, nicht direkt begraben. Auch wenn Wartesemester und Wartelisten für das Medizinstudium mittlerweile abgeschafft wurden, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Medizin ohne strikten Numerus clausus zu studieren.
Auf einen baldigen Studienplatz hofft nun auch Marie, die sich am Ende der Pflegeausbildung in ihrem Berufswunsch bestätigt fühlt. Selbst die Fachrichtung, in die sie später gehen will, kennt sie schon: „Die Neurotraumatologie fasziniert mich am meisten“, schwärmt sie.
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