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Wirtschaftsfachwirt IHK oder BWL-Studium

Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Du interessierst dich nach deinem Schulabschluss für einen Karriereweg im kaufmännischen Bereich und möchtest studieren? Oder du hast deine Ausbildung gerade erfolgreich abgeschlossen und jetzt doch Lust, beruflich in einem anderen Bereich Karriere zu machen? Vielleicht ist der Wirtschaftsfachwirt ja dein Traumberuf? Doch welche Wege kannst du einschlagen, um an dein berufliches Ziel zu kommen – eine Fortbildung oder doch lieber ein BWL-Studium? Wir haben hier für dich alle wichtigen Informationen im Vergleich zusammengetragen.

Kaufmännische Berufe bieten dir viele Weiterbildungs- und Entwicklungsoptionen. Du kannst beispielsweise ein Studium beginnen oder eine Fortbildung zum IHK Wirtschaftswirt absolvieren. Beide Varianten sind sowohl berufsbegleitend als auch eigenständig möglich. Solltest du bereits über erste Berufserfahrung nach deiner beruflichen Ausbildung verfügen, kannst du dich direkt hier mehr über den Wirtschaftsfachwirt informieren. Stehst du erst am Anfang deiner schulischen Ausbildung? Dann ist das BWL-Studium eine Alternative.

Die richtige Wahl für jeden gibt es nicht, da individuelle Lebensumstände und Bedürfnisse eine Rolle spielen. Beide Varianten bringen Vor- und Nachteile mit sich, die es abzuwägen gilt. 

Unterschiede und Gemeinsamkeiten – die beste Lösung finden

Mit dem Wirtschaftsfachwirt IHK entscheidest du dich für eine Weiterbildung im Sektor der Erwachsenenbildung. Das Ansehen im Wirtschaftsbereich ist hoch, das BWL-Studium genießt ein ebenso hohes Ansehen, gehört aber zu den akademischen Ausbildungen. Es findet nicht berufsbegleitend statt, sondern ist als Vollzeitstudium konzipiert.

Nach dem DQR-Bildungsrahmen sind beide Abschlüsse identisch auf Niveau 6 klassifiziert und gelten damit als gleichwertig. Die größten Unterschiede ergeben sich mit Blick auf Inhalte, Fortbildungsdauer, Teilnahmevoraussetzungen und Abschlussprüfung. 

Weiterbildungsdauer Wirtschaftsfachwirt IHK vs. Studium der Betriebswirtschaftslehre 

Entscheidest du dich für einen Vollzeitkurs bei einer IHK Akademie, sind im Durchschnitt 600 Stunden Unterricht vorgesehen. Die Lehrgangsdauer liegt zwischen fünf und sechs Monaten. Neben der Variante in Vollzeit kannst du die Weiterbildung aber auch berufsbegleitend und teilweise sogar komplett als Online-Lehrgang absolvieren. Das verspricht dir mehr Flexibilität.

Zudem kannst du mit einer Prüfungsvorbereitung nach dem Lehrgang den Stoff noch einmal nacharbeiten und deine Aussichten auf das Bestehen der Prüfung verbessern. Hier kann auch individuell auf dein Lerntempo eingegangen werden.

Das Studium der Betriebswirtschaftslehre nimmt hingegen sechs Semester Zeit in Anspruch. Das entspricht einer Studienzeit von 36 Monaten. Die Gesamtdauer ist damit mindestens doppelt so lang wie bei einer Weiterbildung zum Wirtschaftsfachwirt.

Teilzeitmodelle sind berufsbegleitend möglich, verdoppeln die Studienzeit aber auf bis zu 72 Monate. Verkürzungen sind möglich, wenn du mit Berufserfahrung ins Studium startest. Je nach Hochschule werden diese Vorerfahrungen anerkannt. 

Inhalte beim IHK Wirtschaftsfachwirt im Vergleich zum BWL-Studium

Der IHK Wirtschaftsfachwirt und ein BWL-Studium vermitteln beide Kenntnisse im Bereich der Betriebswirtschaftslehre, unterscheiden sich jedoch in ihrem Umfang, ihrer Tiefe und ihrem Format.

Der Fokus bei einer Weiterbildung zum IHK Wirtschaftsfachwirt liegt auf praxisorientierten Kenntnissen und Fähigkeiten, die unmittelbar im beruflichen Umfeld anwendbar sind, während ein BWL-Studium an einer Hochschule eine tiefgehende und breite theoretische Ausbildung mit akademischem Anspruch bietet.

Der Wirtschaftsfachwirt wird oft von Personen angestrebt, die nach einer beruflichen Ausbildung ihre Kenntnisse erweitern möchten, während Hochschulstudiengänge oft einen stärkeren Forschungsbezug haben und erst später die Spezialisierung auf eine Branche oder Fachrichtung ermöglichen. Fachwirt-Teilnehmer sind im Schnitt zwischen 21 und 35 Jahre alt und hängen den Fachwirt oft direkt an die Ausbildung dran.

Allerdings gibt es auch Gemeinsamkeiten, denn sowohl der Wirtschaftsfachwirt, als auch das BWL-Studium legen Wert auf die Entwicklung von Managementkompetenzen. Rechnungswesen, Marketing, Personalwesen, Unternehmensführung und Projektmanagement sind jeweils Bestandteil der Lehre, wobei beim IHK Wirtschaftsfachwirt oft schon erste Erfahrungen vorausgesetzt werden.

Jedoch muss noch gesagt werden, dass es mittlerweile nicht mehr den einen klassischen BWL-Studiengang gibt. Viele Hochschulen haben die Praxisrelevanz ihrer Lehre deutlich erhöht und richtigen sich somit nicht nur an Schulabsolventen, sondern auch an Menschen mit Berufserfahrung, die ihre Kenntnis vertiefen möchten.

Teilnahmevoraussetzungen und Zugangsbeschränkungen auf einen Blick

Um an einer Weiterbildung oder einem Studium teilzunehmen, musst du die Teilnahmevoraussetzungen erfüllen. Hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen dem Wirtschaftsfachwirt IHK und dem BWL-Bachelor: 

BWL-Bachelor Wirtschaftsfachwirt IHK
Hochschulreife, Fachabitur Dreijährige verwaltende oder kaufmännische Ausbildung mit Abschluss
Ohne Abitur: Meistertitel, zweijährige Berufsausbildung, abgeschlossener Fachwirt (IHK), Betriebswirt Generelle Ausbildung + zwei Jahre Erfahrung im Beruf
  Berufspraxis allgemein (drei Jahre)
  Dreijährige Ausbildung mit einem Jahr Berufserfahrung

Um die Zugangsvoraussetzungen für den Wirtschaftsfachwirt IHK zu erfüllen, ist eine vorherige Ausbildung erforderlich. Unmittelbar nach Schulabgang steht der Lehrgang nicht zur Verfügung, daher wird er der Erwachsenenbildung zugerechnet. 

Abschlussprüfungen mit Abweichungen – Weiterbildung abschließen

Die berufsbegleitende Weiterbildung zum Wirtschaftsfachwirt IHK endet mit verschiedenen Prüfungen. Bei der Vorbereitung findest du heraus, ob du bereits prüfungsbereit bist. Falls nicht, besteht die Möglichkeit, ein zusätzliches Seminar zu besuchen. Die Prüfungen selbst finden mündlich und schriftlich beim IHK-Prüfungsausschuss statt. Anders als beim klassischen Fachwirt legst du an dieser Stelle keine Facharbeit ab, die Prüfungen absolvierst du direkt vor Ort.

Das Bachelor-Studium findet nach dem klassischen Hochschulvorbild mit Bachelorthesis und Klausuren statt. Diese finden während eines Semesters durchgehend statt, sodass die Lernbelastung zu jedem Zeitpunkt ausgeglichen ist. Der Wirtschaftsfachwirt IHK erfordert vor allem zum Ende der Weiterbildung eine hohe Lernbereitschaft und Konzentration auf die Prüfungen. Beim Studium verfasst du zusätzlich zu deinen Klausuren regelmäßig Hausarbeiten. Bist du dabei parallel berufstätig oder jobbst, ist die Belastung hoch. 

Spätere Karriereaussichten – der Einstieg in ein neues Berufsleben

Einer der größten Unterschiede zwischen beiden Bildungsangeboten sind die Berufschancen. Gefragt sind beide Abschlüsse, die Einsatzbereiche variieren jedoch. Als Wirtschaftsfachwirt giltst du im Berufsleben als Praktiker. Eine mittlere Managementlaufbahn ist realistisch und zukunftstauglich. Die Nachfrage nach ausgebildeten Wirtschaftsfachwirten ist hoch, das Gehalt gehoben.

Um später im Top-Management zu arbeiten, ist die akademische Berufsausbildung zwingend. Die endet nicht mit dem Bachelor-Abschluss, sondern die hochrangigsten Mitarbeiter in großen Firmen verfügen in der Regel über einen Masterabschluss.

Hast du den Wirtschaftsfachwirt IHK erfolgreich abgeschlossen und möchtest anschließend einen akademischen Bildungsweg einschlagen, ist ein anschließendes BWL-Studium theoretisch möglich. Je nach Hochschule werden dir hier bis zu 90 ECTS (drei Semester) für die Fortbildung angerechnet. Dadurch erhältst du die Option, das Bachelor-Studium zu verkürzen und deine akademische Laufbahn direkt anzuschließen. 

Was ist teurer? Wirtschaftsfachwirt IHK vs. Bachelor-Studium BWL 

Die Kosten für den Wirtschaftsfachwirt liegen bei ca. 4.500 €. Allerdings ist eine Förderung von bis zu 75 % möglich. Die Ausbildung ist in Raten finanzierbar, sodass die Gesamtbelastung reduziert wird.

Am Ende deiner Fortbildung entstehen Kosten in Höhe von rund 1.400 € für die Prüfung vor dem Ausschuss der IHK. Es bestehen Fördermöglichkeiten, die deine finanzielle Last reduzieren. Bist du zum Zeitpunkt der Fortbildung arbeitssuchend, ist eine kostenlose Teilnahme per Bildungsgutschein möglich. Als berufstätiger Lehrgangsabsolvent nutzt du das Aufstiegs-BAföG oder in Bayern den Meisterbonus, um deine Fortbildung zu finanzieren.

Die Kosten für das BWL-Studium variieren stark. Wählst du eine private Hochschule, entstehen allein für das Vollzeitstudium Kosten von mindestens rund 15.000 Euro. An staatlichen Universitäten sind die Kosten mit etwa bis zu 3.000 Euro deutlich geringer, dafür sind die Platzkapazitäten beschränkt. Ein Teilzeit-Studium dauert länger und ist damit noch kostenintensiver. Für das Studium gibt es Finanzierungsmöglichkeiten, um die Belastung zu reduzieren. Findet das Studium in Vollzeit statt, steht dir BAföG zu.

Was für wen? Die richtige Aus- und Weiterbildung nach individuellem Bedarf 

Sowohl das Studium der Betriebswirtschaftslehre als auch der Wirtschaftsfachwirt IHK haben Vor- und Nachteile. Welches die richtige Ausbildung für dich ist, hängt von deinen Bedürfnissen ab. 

Wann der Wirtschaftsfachwirt IHK für dich geeignet ist:

  • Du strebst einen wirtschaftlich anerkannten Abschluss an
  • Du hast bereits Berufserfahrung und möchtest diese vertiefen
  • Du bist im Berufsleben und möchtest parallel eine Weiterbildung absolvieren
  • Du strebst einen Job im mittleren Management an
  • Ein hoher Praxisbezug ist dir wichtig

 

Wann der Bachelor BWL für dich geeignet ist:

  • Du möchtest dich tiefgehend weiterbilden und im Top-Management arbeiten
  • Du bist bereit, für mehrere Jahre auf finanzielle Unabhängigkeit zu verzichten
  • Du stehst am Anfang deiner Karriere und suchst nach vielfältigen Optionen
  • Du hast bereits den Wirtschaftsfachwirt IHK und möchtest einen akademischen Grad erwerben
  • Dir sind tiefgründige und umfangreiche Inhalte mit Spezialisierungsmöglichkeiten wichtig
  • Der erhöhte Zeitaufwand stört dich nicht, auch die hohen Kosten sind kein Problem

Tipp: Mit dem erfolgreich abgeschlossenen Wirtschaftsfachwirt erwirbst du gleichzeitig deine Hochschulzugangsberechtigung. Entscheidest du dich im Nachklang für ein Bachelor-Studium, erfüllst du die Zugangsvoraussetzungen automatisch.