Sonderpädagogen unterstützen Schüler und Erwachsene mit besonderem Förderbedarf. Seit Deutschland entschieden hat, künftig Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam lernen zu lassen, ist das Arbeitsfeld der Sonderpädagogik im Umbruch.
Menschen, die durch Krankheit oder Behinderung in ihren Lernmöglichkeiten beeinträchtigt sind, brauchen eine besondere Förderung − unter anderem in der Schule. Die meisten Lehrer sind allerdings nicht dafür ausgebildet, im Unterricht auch auf die Bedürfnisse von blinden, gehörlosen, geistig oder körperlich behinderten Schülern einzugehen. Diese Aufgabe erfüllen daher Sonderpädagogen: Sie haben Sonderpädagogik studiert, kennen sich mit Behinderungen oder Verhaltensstörungen aus und wissen, wie man betroffene Schüler individuell fördert.
Für Sonderpädagogen, die an Schulen arbeiten möchten, endet das Studium mit dem Staatsexamen. Je nach Bundesland starten die Studenten entweder mit einem klassisch aufgebauten Lehramtsstudium oder mit einem Bachelorstudiengang, an den sich Master, Referendariat und Examen anschließen. An vielen Unis gibt es für den Studiengang eine Zugangsbeschränkung (NC). Frederike Beinke, die am Institut für Sonderpädagogik der Universität Hannover als studentische Fachberaterin Studierende und Interessierte zum Studiengang Sonderpädagogik berät, empfiehlt aber, sich bei Interesse am Fach auf jeden Fall zu bewerben: "Um Pädagoge zu werden, ist eine besonders gute schulische Leistung nicht zwingend wichtig. Viel entscheidender ist, dass man gerne mit Menschen arbeitet und keine Scheu vor Beeinträchtigungen hat.
Die meisten Sonderpädagogen sind Lehrer, daher dürfen Grundlagen in Didaktik, Bildungswissenschaften und Pädagogik sowie Kenntnisse in allgemeinbildenden Fächern wie Deutsch oder Mathematik nicht fehlen. Hinzu kommen natürlich die besonderen Aspekte der Sonderpädagogik: Wie diagnostiziere ich Lernschwächen? Wie entwickle ich geeignete Fördermaßnahmen? Wie finde ich Zugang zu den Schülern? Im Laufe des Studiums gilt es zudem, sich für eine Fachrichtung wie zum Beispiel Geistigbehinderten-, Körperbehinderten- oder Sehbehindertenpädagogik zu entscheiden. Allerdings führt das Studium nicht zwangsläufig an eine Schule: Sonderpädagogen arbeiten auch in Beratungsstellen, Behinderteneinrichtungen oder Heimen, vereinzelt auch in Unternehmen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Mitarbeiter mit Benachteiligung gezielt zu unterstützen. In einigen Bachelor-Studiengängen wird daher auf Inhalte aus der Lehrer-Ausbildung weitgehend verzichtet.
Die meisten Sonderpädagogen arbeiten heute an Förder- oder Sonderschulen − also Schulen, die sich speziell auf die Bedürfnisse der beeinträchtigten Schüler eingestellt haben. Gemeinsam mit vielen anderen Ländern hat Deutschland 2009 jedoch beschlossen, sein Bildungssystem stärker am Prinzip der so genannten Inklusion zu orientieren: Die meisten Kinder mit Lernbeeinträchtigung oder Behinderung sollen nicht mehr Förderschulen besuchen, sondern gemeinsam mit allen anderen Schülern lernen. Sonderpädagogen werden daher künftig weniger in Förderschulen arbeiten, sondern eher an allgemeinbildenden Schulen zum Einsatz kommen. Wie genau der Schulalltag für Schüler, Lehrer und Sonderpädagogen dann aussieht, ist allerdings noch unklar: Die Umstellung auf inklusive Schulen ist noch nicht abgeschlossen, und die Schulen probieren derzeit noch verschiedene Modelle aus. Sorgen um ihre Arbeitsplätze müssen sich Sonderpädagogen aber nicht machen: „Sonderpädagogen werden immer gebraucht”, sagt Frederike Beinke. Sie verweist darauf, dass beispielsweise das Land Niedersachsen, in dem das inklusive Lernen in diesem Sommer flächendeckend eingeführt wurde, die Zahl der Master-Studienplätze für Sonderpädagogen nicht mehr begrenzt − für Beinke "ein klares Statement für die Ausbildung zum Sonderpädagogen".
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