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Fußball als Leidenschaft

Beruf Athletik-Trainer

Fitness und Gesundheit sind für Sportler die wichtigste Berufsgrundlage. Deshalb werden sie in den Vereinen von Gesundheits-Profis betreut. Yann-Benjamin Kugel ist Athletik-Trainer beim 1. FC Köln und der deutschen Nationalmannschaft und verrät, worauf es in dem Job ankommt.

Beruf Athletik-Trainer

Benjamin, du bist Athletik-Trainer – nicht nur beim 1. FC Köln, sondern auch bei der deutschen Nationalmannschaft. Warst du selbst in deiner Kindheit leidenschaftlicher Kicker?
Leidenschaftlich ja, aber nicht im Verein und nicht besonders gut. Ich war Handballer und habe noch diverse andere Sportarten gemacht – immer mit Bezug zum Leistungssport. In diesem Bereich zu arbeiten war und ist mein Traum-Job.

Also wolltest du auch früher schon die Trainer-Richtung einschlagen?
Wenn ich ehrlich bin, wollte ich früher Sportmediziner werden. Für Medizin war aber mein Abi nicht gut genug. Dann habe ich ein bisschen Zeit verstreichen lassen, in der Hoffnung, dass es über die Wartezeit klappt. Schließlich habe ich mich für die Sporthochschule in Köln entschieden – eine echt gute Entscheidung.

Mit 30 Jahren einer der Trainer für die Nationalmannschaft zu werden, das nenne ich eine steile Karriere! Hast du ein Erfolgsgeheimnis dafür?
Ich bin nicht sehr verbissen und glaube, dass mich das hierher gebracht hat. Ich habe nicht unbedingt irgendwas machen müssen, sondern versucht, Chancen zu ergreifen und alles zu geben. Ich hatte keinen Lebensplan, in dem stand "dann möchte ich bei der Nationalmannschaft arbeiten". An der SpoHo hatte ich aber den Schwerpunkt "Training und Leistung", weil mich der Bereich gereizt hat.

Also ist der Schlüssel, ein entspannter Typ zu sein?
Man muss den Menschen mit einer gewissen Gelassenheit begegnen und kommunikativ sein – vielleicht auch frech sein und mal mit der Tür ins Haus fallen. Also auch Leute ansprechen, die man sich sonst nicht traut anzusprechen, um zu zeigen, was man kann. Dann muss man natürlich Qualität abliefern. Außerdem muss man den Sport mitverfolgen: Ich habe zwar nicht Fußball gespielt, aber ich wusste, wer die entscheidenden Personen sind. Als ich zum Beispiel Klaus Allofs im Urlaub getroffen habe, habe ich ihn einfach angesprochen, gesagt, was ich mache und gefragt, ob er sich vorstellen kann, mich bei Werder Bremen einzustellen!

Und dann?
Dann brauchte ich einen langen Atem, weil ich fast ein halbes Jahr lang nichts gehört habe. Ich habe ihm das Konzept, das er von mir wollte, noch persönlich mitgegeben. Als danach nichts passierte, habe ich über alle Kanäle meinen Namen bei ihm positioniert, bis mich nach einem halben Jahr der damalige Trainer Thomas Schaaf angerufen und gefragt hat, ob ich mal nach Bremen käme, er würde mich gern kennenlernen. Wenn man etwas unbedingt erreichen will, kann man mit dem nötigen Einsatz immer einen Weg finden. Man muss halt dran bleiben und darf sich nicht verrückt machen lassen, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt. Und wenn man ein gewisses Risiko in Kauf nimmt, eröffnet sich meistens was Neues: Nachdem ich bei Werder gekündigt hatte, bin ich mit meiner Familie zurück nach Köln gegangen, weil ich hier herkomme. Ich dachte, ich mache mich selbständig – und dann kam ein Angebot aus Salzburg.

Du warst viel im Ausland, vor dem Studium in Brasilien, währenddessen in Costa Rica und hast hinterher auch in Spanien gearbeitet. Wie wichtig ist Auslandserfahrung für jemanden in dem Bereich?
In Brasilien habe ich Portugiesisch gelernt, später Spanisch, und hätte dabei nie geahnt, dass ich das in meinem täglichen Leben mal brauche – aber in den Mannschaften sind ja immer Brasilianer! Bei Werder und Red Bull habe ich öfter als Übersetzer ausgeholfen. Mehrere Sprachen zu sprechen, ist schon ein riesen Vorteil, aber davon abgesehen ist Auslandserfahrung – unabhängig vom Job – etwas, das einen reifen lässt: Man muss sich organisieren und sein Leben selber in die Hand nehmen, ist gezwungen, eine neue Sprache zu lernen, sich mit den Leuten auseinanderzusetzen. Das hilft in jedem Job.

Wie sieht ein typischer Tag für dich als Athletik-Trainer aus?
Wir trainieren in der Regel ein- bis zweimal am Tag. Ich fange morgens um halb neun an: Erst habe ich ein paar Spieler im Kraftraum und mache trainingsvorbereitende Übungen oder individuelles Training. Danach geht es ins Trainerbüro, wo wir kurz die geplante Trainingseinheit besprechen. Dann gehe ich raus, mache die Mannschaft gegen zehn Uhr warm und schaue mir das Training an. Dabei versuche ich herauszufinden, was welcher Spieler noch braucht oder informiere den Trainer über die Verfassung der Spieler. Hinterher gibt es von mir oft noch regenerative Maßnahmen. Dann habe ich eine Mittagspause, bevor es nachmittags weitergeht.

Das klingt nach viel Bewegung und Frischluft!
Ja, aber ich arbeite in Köln auch konzeptionell im Jugendbereich und erledige Schreibkram. Ansonsten sind am Wochenende noch Spiele, dann gibt es einen freien Tag und es geht wieder von vorne los. Der Rhythmus ist natürlich knackig, wenn noch die Nationalmannschaft dazu kommt. Aber das Team ist toll und es macht unglaublich viel Spaß.

Wie ist es, mit Menschen zu arbeiten, die immer im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen?
Man sollte sich selbst treu bleiben und sich vom Drumherum nicht blenden lassen. Das ist gerade im Profifußball nicht immer einfach, besonders wenn man als junger Kerl anfängt. Zum Glück sind die meisten Fußballprofis nett und bodenständig.

Lassen sich denn Stars immer sagen, was sie zu tun haben?
Man muss einfach versuchen, eine klare Ansprache zu haben und sich den Respekt der Jungs zu erarbeiten. Dann wird man ein guter Trainer mit Durchsetzungsvermögen. Es macht für mich auch keinen Unterschied, ob ich meinen Job hier mache oder bei der D-Jugend vom TV Hoffnungsthal. Ich muss meinen Job gut machen, für den 1. FC Köln genauso wie für die Nationalelf.

Was würdest du jemandem raten, der Sportwissenschaft studieren und deine Richtung einschlagen möchte?
Ich will nicht sagen, dass das damals einfach war, aber es ist schwieriger geworden, im Profisport Fuß zu fassen. Es gibt mittlerweile viele qualifizierte Leute, aber inklusive der dritten Liga vielleicht 50 Arbeitsplätze in Deutschland. Wäre ich heute noch mal in der Situation von damals würde ich erst mal versuchen, kleine Brötchen zu backen.

Wie sähe das genau aus?
Ich würde versuchen, mir meine Sporen zum Beispiel bei einem Regionalliga-Verein zu verdienen. Das macht man dann eben erst mal für kleines Geld. Man muss sich dort beweisen und dann schauen, wie man in den Profibereich kommen kann. Es ist also ganz gut, wenn man sich ein bisschen breiter aufstellt und auch mit Alternativen beschäftigt, beispielsweise in einem Reha-Zentrum zu arbeiten. Ich will niemanden entmutigen – ganz im Gegenteil! Aber man muss das Ganze auch realistisch sehen.

Was ist dein liebster Verein, oder wechselt der Herzschlag mit dem Job?
Nein, es war und ist schon immer der FC!

Hast du das auch den Bremern gesagt, als du dort warst?
Natürlich nicht direkt, aber ich glaube, man weiß das. Als Kölner bin ich einfach dem FC verbunden. Ich verfolge jetzt natürlich trotzdem Werder und Red Bull in Salzburg. Aber nicht so leidenschaftlich wie den FC.

Und wer gewinnt die WM 2014?
Ich glaube, Deutschland ist schon in einer sehr guten Position. Aber es ist eben ganz anders als in einer Liga, wo man sich schon mal einen Ausrutscher erlauben darf. Das geht bei einem Turnier nicht. Ich halte mich also bedeckt und sage, dass wir alles geben werden – und sehe auch unsere Chancen.