Egal ob Chemie, Physik, Elektrotechnik oder Maschinenbau. Verfahrenstechniker oder Chemieingenieure gelten als die Allrounder unter den naturwissenschaftlichen Technikern und sind in den verschiedensten Bereichen sehr gefragt. In der Verfahrenstechnik-Studium bzw. im Chemieingenieurwesen geht es darum, aus Rohstoffen neue Produkte herzustellen. Dazu müssen die Rohstoffe richtig gemischt, zerkleinert oder getrennt werden. Chemische, physikalische und biologische Prozesse müssen gestartet oder gestoppt werden, um das gewünschte Produkt zu erhalten. Die Verfahrenstechnik und das Chemieingenieurwesen sind Ingenieurswissenschaften, die sich mit der Technik, Erforschung und Entwicklung der Stoffumwandlung befassen. Du kannst beide Fächer separat, im Verbund oder als Schwerpunkt im Maschinenbau studieren. Doch wo genau liegen die Unterschiede? Verfahrenstechnik ist vor allem Stoffumwandlungstechnik. Im Studium der Verfahrenstechnik befasst du dich mit verschiedenen Prozessen, die von technischen Anlagen untersucht und optimiert werden. Gleiches gilt für die Wärme- und Brennstofftechnik, die von der häuslichen Heizung bis hin zur Prozesswärme der Schwerindustrie und der Zubereitung von Brennstoffen reicht. Über die Teilgebiete Planung und Anlagenbau ergibt sich die enge Verbindung zum Maschinenbau. Im Chemieingenieurwesen geht es insbesondere um die chemischen, physikalischen und biologischen Prozesse der Stoffumwandlung. Du stellst aber nicht nur industrielle Produkte her, sondern kümmerst dich auch um Umweltschutz, die Recyclingtechnik und die Entwicklung von nachhaltigen, Rohstoff schonenden Produktionsverfahren. Das Verfahrenstechnik-Studium wird immer beliebter. Auch bei Studentinnen. Der Frauenanteil ist mit rund dreißig Prozent deutlich höher als in anderen Ingenieurwissenschaften. Viele Hochschulen haben einen Numerus Clausus. Doch keine Panik, bisher musste es kein Einser-Abitur sein. Viel wichtiger ist, dass du dich für Naturwissenschaften und Technik interessierst und analytisch denken kannst. Denn wie in allen anderen Studiengängen gilt auch im Verfahrenstechnik-Studium, dass man sich die fachlichen Kompetenzen aneignen kann, den Spaß am Studium nicht.
Nicht wenige Hochschulen verlangen ein Vorpraktikum, das man teilweise aber auch während des Studiums nachholen kann. In den ersten Semestern stehen Grundlagen der Mathematik, Chemie, Physik, Informatik und Biologie auf dem Stundenplan. Aber auch Physik Chemie, Elektro- und Werkstofftechnik, Mechanik, Thermodynamik und Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik werden vermittelt. In Kittel und mit Laborbrille solltest du dich ebenso wohl fühlen wie mit dem theoretischen Teil der Naturwissenschaften. Ungefähr die Hälfte deines Studiums der Verfahrenstechnik verbringst du nämlich im Labor. Dort reicht das Angebot von Grundlagen der Konstruktion bis hin zum Apparatebau, von Kunststofftechnik über Energie- und Umwelttechnik. Schon zu Beginn des Studiums können die Studenten Schwerpunkte wählen. Doch Vorsicht: Nicht jede Hochschule bietet alles an! Deshalb überprüfe vorher die Angebote genau. Am Ende des Studiums kann ein Praxissemester auf dich warten, in dem du in der chemischen Industrie oder in Elektro- und Maschinenbaubetrieben dein Wissen praktisch anwenden und in den Arbeitsalltag schnuppern kannst. Neben dem Studium an der Universität oder Fachhochschule kannst du auch ein duales Studium zum Verfahrenstechniker machen und schon früh Berufserfahrung sammeln. Auch das Studium an Uni und TH oder FH unterscheidet sich. Deshalb lohnt sich ein Blick in die Studienordnung. Bundesweit gibt es mehr als 60 Bachelor-Studiengänge der Verfahrenstechnik.
Statistiken zeigen, dass etwa die Hälfte aller Bachelorabsolventen noch einen Master machen, in dem sie sich auf Umwelttechnik, Bioverfahrenstechnik, Getränketechnologie oder Pharmatechnik spezialisieren. Doch auch Bachelorabsolventen haben auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen, die sich mit einer entsprechenden Abschlussarbeit und praktischen Erfahrungen noch verbessern lassen.
Wenn du dein Studium der Verfahrenstechnik erfolgreich abgeschlossen hast, verfügst du über ein sehr breites naturwissenschaftliches Wissen. Das macht sich auf dem Arbeitsmarkt bezahlt. Egal, ob in der Industrie, Pharmaherstellung, Lebensmittelbranche oder im Anlagenbau – du wirst gefragt sein. Auch Verbände und Organisation beschäftigen Verfahrenstechniker und Chemieingenieure. Als Verfahrenstechniker arbeitest du oft im Anlagenbau und in der Produktion oder stellst im Labor neue Produkte her. Aber auch in der Energietechnik, insbesondere bei der Herstellung von Windkraftanlagen oder Biogasanlagen, wirst du gebraucht. Vor allem Biotechnologie-Firmen expandieren zunehmend und suchen Absolventen. Auch Chemieingenieure sind begehrt. Sie finden in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Unternehmen Stellen. Je nach Unternehmen entwickelst du in der Mineralölindustrie neue Warnsysteme, bist in der Kosmetikherstellung tätig oder entwirfst bei Entsorgungsunternehmen neue Kläranlagen und machst aus Müll Strom. Also, wenn du genug Energie hast, dann ist ein Studium zum Verfahrenstechniker genau das Richtige für dich.
Matti studiert Verfahrens- und Naturstofftechnik im 8. Semester an der TU Dresden. Der Schwerpunkt seines Diplom-Studiengangs ist Bioverfahrenstechnik. Dabei werden Kenntnisse vermittelt, welche für die Entwicklung und Optimierung von biotechnischen Herstellungsverfahren unter Einsatz von Mikroorganismen, isolierten pflanzlichen und tierischen Zellen sowie Enzymen notwendig sind. Im Rahmen eines Laborpraktikums soll aus Melasse Ethylacetat gewonnen werden. Dazu muss Matti aber erstmal eine Probe aus einem Bioreaktor entnehmen und analysieren!
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