Mit dem Wissen von Chemikern sind viele Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten erst möglich geworden. Dank chemisch erzeugtem Material gibt es verbesserte Wärmedämmung, leistungsfähige Windkraftanlagen und Leuchtsysteme auf LED-Basis. Und nicht nur das, auch andere Herausforderungen wie der Schutz der Umwelt und die ausreichende Ernährung der Weltbevölkerung werden sich nur mithilfe von Chemikern lösen lassen. Sie entwickeln beispielsweise neue Katalysatoren. Diese Substanzen beschleunigen Reaktionen, die ansonsten lediglich mit viel Energie möglich wären. Nur so lässt sich etwa Sonnenlicht in elektrische Energie umwandeln. Die theoretischen Grundlagen bekommen die Studenten im Chemie-Studium in klassischen Vorlesungen vermittelt. Sie lernen etwas über anorganische und organische Chemie, analytische und physikalische Chemie. Nebendisziplinen des Studiums sind Mathe und Physik, denn die drei Wissenschaften sind oft sehr eng miteinander verzahnt. Je nach Hochschule gibt es eine ganze Reihe von spezialisierten Studiengängen, wie zum Beispiel technische Chemie oder Biochemie. Aufgabe der technischen Chemie ist es, Verfahren für die chemische Industrie zu entwickeln oder zu verbessern. In der Biochemie werden dagegen Fragen rund um das Thema Lebewesen beantwortet, Photosynthese und Zellatmung werden zum Beispiel chemisch erklärt. Denn Freude am Experimentieren ist beim Chemie-Studium genauso wichtig wie die Neugier, die Geheimnisse der Natur zu erforschen. Für die Arbeit im Labor ist es unbedingt notwendig, dass du sauber und exakt arbeitest, schließlich kann es sein, dass du ab und zu mit hochgiftigen Chemikalien zu tun hast. Sorgfältiges Arbeiten ist ebenfalls nach dem Versuch wichtig. Er muss exakt dokumentiert werden, damit deine Erkenntnisse einen Nutzen haben. Mitbringen solltest du ein gutes Allgemeinwissen in Mathe, Physik und Biologie. Aber auch gute Englischkenntnisse, um die Literatur zu verstehen, sind von Vorteil.
Den Bachelor of Science im Fach Chemie bieten in Deutschland mehr als 80 Hochschulen (mal mit NC, aber oft ohne Zulassungsbeschränkung) an und bis auf wenige Ausnahmen kannst du nur zum Wintersemester mit dem Chemie-Studium starten. Auch ein duales Studium oder ein 2-Fach-Bachelor Chemie, zum Beispiel in Kombination mit Biologie, ist möglich. Es gibt den Studiengang sowohl an Universitäten als auch an Fachhochschulen. An der Uni liegt der Schwerpunkt auf der Theorie, während an der FH das praktische Wissen im Vordergrund steht. Die Lehrenden dort kommen oft aus der Industrie und bringen aktuelle Forschungsbeispiele mit. Ab dem ersten Semester spielt neben den Vorlesungen die Praxis im Labor eine große Rolle. Hier wirst du ca. die Hälfte deiner Wochenstunden verbringen. Am Anfang lernst du die Arbeitsabläufe, Instrumente und den richtigen Umgang mit Chemikalien kennen, danach folgen Experimente und Analysen von Stoffen. Ein Praktikum in der chemischen Industrie ist auf jeden Fall empfehlenswert, so lernst du früh betriebliche Strukturen und interessante Forschungsthemen kennen. Sicher hast du schon in der Schule gemerkt, ob du Spaß an Naturwissenschaften hast.
Auf Absolventen des Chemie-Studiums warten viele verschiedene Jobs in der Industrie. Hier wird wie an der Uni in Laboren geforscht, allerdings anwendungsbezogener. Im Betrieb haben Chemiker zum Beispiel die Verantwortung für die Produktion, damit Erzeugnisse sicher und umweltgerecht in bestmöglicher Qualität hergestellt werden. Nachdem in der Laborforschung eine neue Substanz hergestellt wurde, ist es Aufgabe der Chemiker in der Verfahrensentwicklung, die Laborergebnisse in der Produktion anzuwenden. Denn die Laborbedingungen lassen sich nicht ohne Weiteres auf "das echte Leben" übertragen. Ein großer Teil der Absolventen geht in die Pharmabranche, viele kommen bei Farb-, Reinigungsmittel-, Kunststoff- oder Düngemittelherstellern oder bei Kosmetik- oder Lebensmittelzusatzproduzenten unter. Chemiker entwickeln auch für die Automobil- oder Konsumgüterbranche immer wieder ökonomischere Verfahren. Im öffentlichen Dienst sind Chemiker für den Umweltschutz, die Überwachung und die Ver- und Entsorgung verantwortlich. Andere sind freiberuflich als Berater für Unternehmen tätig, die keine eigenen Chemiker beschäftigen.
Wie hart ist das Chemie-Studium wirklich? Das weiß Benno, er studiert im 5. Semester Chemie an der TU München. Aktuell muss er sein Laborpraktikum absolvieren, das wahrscheinlich schwierigste Praktikum im Chemie Bachelor. Während des Praktikums muss er einen völlig unbekannten, neuen chemischen Stoff herstellen. Nicht ganz ungefährlich! Und dann muss er nebenbei auch noch eine Quantenmechanik-Prüfung nachschreiben...
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