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Kommunikationstalente gefragt

Dolmetscher und Übersetzer

Begeisterung für Fremdsprachen, für andere Kulturen und einen Hang zur Präzision: Das brauchen Abiturienten, wenn sie ihre Leidenschaft für Sprachen zum Beruf machen und Dolmetscher oder Übersetzer werden möchten.

Übersetzen und Dolmetschen

Katja Saur sitzt mit Kopfhörern auf den Ohren in einer kleinen Kabine. Im Raum nebenan hält ein englischer Wissenschaftler eine Rede für seine deutschen Kollegen. Und Katja Saur übersetzt. Seit ein paar Jahren arbeitet sie als Konferenzdolmetscherin. Sie spricht Französisch und Englisch, arbeitet auf Konferenzen, Tagungen und Messen. Jeder Auftrag ist eine neue Herausforderung, denn immer wieder muss sie sich in neue Themen einarbeiten: Fachbegriffe lernen, sich auf den Inhalt der Reden vorbereiten, ein Glossar mit Vokabeln erstellen. "Vor Ort muss ich alles sofort abrufen können", erzählt Saur. Dann muss sie schnell und präzise arbeiten, damit das Dolmetschen reibungslos klappt.

Vor ein paar Jahren hat Katja Saur ihr Studium abgeschlossen. An der FH Köln studierte sie zunächst "Mehrsprachige Kommunikation", direkt nach dem Bachelor-Abschluss folgte der Master-Studiengang "Konferenzdolmetschen". Ohne den Master hätte sie sich nicht als Dolmetscherin selbstständig machen können: "Der Bachelor beinhaltet nur die Grundlagen", sagt die 37-Jährige. "Erst mit dem Master kann man sich spezialisieren." Die Studenten wählen dann zwischen den Fachgebieten Übersetzen und Dolmetschen. Während Dolmetscher wie Katja Saur fremde Sprachen mündlich übertragen, spezialisieren sich Übersetzer auf Schriften, Fachtexte oder Urkunden. Sie bearbeiten Gebrauchsanweisungen genauso wie Bücher oder Geschäftsbriefe. "Genauigkeit und Sorgfalt sind wichtig", sagt Saur. "Das sind die Grundlagen für jede gute Übersetzung."

Dolmetscher und Übersetzer arbeiten meist freiberuflich

Rund 80 Prozent aller Übersetzer und Dolmetscher arbeiten freiberuflich. Nur wenige sind fest angestellt, etwa bei staatlichen Stellen wie dem Bundessprachenamt oder der Europäischen Union. Denn viele Unternehmen vergeben ihre Übersetzungsaufträge an externe Kräfte, um Kosten zu sparen. Einfache fremdsprachliche Korrespondenz überlassen sie gewerblich ausgebildeten Fachkräften: Fremdsprachenkorrespondenten, Europasekretären oder internationalen Wirtschaftsassistenten. Der Vorteil für die Unternehmen: Diese Mitarbeiter bringen kaufmännisches Wissen mit, können also nicht nur sprachlich glänzen, sondern auch bei der alltäglichen Büroarbeit helfen. Die Ausbildung für die unterschiedlichen Berufe wird in Deutschland nur an Berufsfachschulen angeboten. Je nach Bildungsgang werden verschiedene Schwerpunkte gesetzt. Während bei Fremdsprachenkorrespondenten der Fokus auf der Sprachkompetenz liegt, lernen Europa- und Fremdsprachensekretäre zusätzlich die organisatorischen Abläufe eines Sekretariats kennen, darunter Terminplanung, Datenverarbeitung und Protokollführung. Bei den internationalen Wirtschaftsassistenten wiederum liegt der Fokus klar auf unternehmerischen Aspekten. 

Fremdsprachen-Ausbildung vor dem Studium

Eines haben alle Ausbildungsgänge gemeinsam: Sie verzahnen kaufmännische Inhalte mit sprachlichem Know-how. "Bei uns werden auch im Sprachunterricht wirtschaftliche Inhalte vermittelt", sagt Bettina Boll, Pressesprecherin der Dr. Buhmann Schule in Hannover. An der Berufsfachschule wird die Ausbildung zum "Staatlich geprüften Kaufmännischen Assistenten für Fremdsprachen und Korrespondenz" angeboten. Im Unterricht lernen die Azubis, Geschäftsbriefe auf Spanisch zu verfassen oder Telefonate in englischer Sprache zu führen. 

Eine ähnliche Ausbildung absolvierte auch Dolmetscherin Katja Saur vor ihrem Studium. An der Berufsfachschule des Ludwig-Erhard-Berufskollegs Münster ließ sie sich zur Fremdsprachenassistentin ausbilden. "Ich hatte nach dem Abitur erst ein Jahr als Au-pair in den USA gearbeitet, wollte danach aber kein Studium beginnen." Ihr Faible für Sprachen mit etwas "Handfestem" – einer kaufmännischen Ausbildung – zu verbinden, erschien ihr als der richtige Weg. Der Berufseinstieg gelang, zwei Jahre arbeitete die heute 37-Jährige bei einem Maschinenbauunternehmen. Erst dann entschied sie sich für das Studium in Köln, später für die Selbstständigkeit. "Konferenzdolmetscherin ist mein Traumberuf" sagt Katja Saur. "Dabei kann ich mich voll und ganz der Sprache widmen."