Duale Ausbildung im Überblick
Das solltest du wissen
Jeder, der sein Berufsleben an Bord eines Hochseeschiffes verbringen will, träumt davon, selbst als Kapitän das Kommando zu ergreifen. Um das dafür notwendige Studium beginnen zu dürfen, muss man zunächst jedoch Fahrenszeit auf See nachweisen - und kann zwischen unterschiedlichen Berufseinstiegen wählen.
An Land beschäftigen die Reedereien in Deutschland rund 20.000 Mitarbeiter. Auf den Schiffen selbst ist deutsches Führungspersonal hingegen spärlich vertreten. Das wollen die Reeder mit umfangreichen Ausbildungsmaßnahmen ändern. Aber wie wird man eigentlich Kapitän?
Der Königsweg ist ohne Zweifel eine Ausbildung zum Schiffsmechaniker. Die meisten Abiturienten beginnen an der ersten Sprosse der Karriereleiter, dort, wo auch Nicht-Abiturienten ihre maritime Laufbahn starten. In zweieinhalb bis drei Lehrjahren auf einem Schiff sowie in einer Seemannsschule lernen die angehenden Metallfacharbeiter, alle seemännischen und auch technischhandwerklichen Arbeiten auszuführen. Daher sind sie später sowohl an Deck des Schiffes als auch auf der Brücke universell einsetzbar. Die Ausbildung "von der Pike auf" ist eine ideale Voraussetzung für das daran anschließende Studium zum Schiffsoffizier und für eine Karriere in leitender Funktion - auch, weil viele Reedereien bevorzugt ihre ehemaligen Azubis als Schiffsoffiziere einstellen. Zunächst muss sich der Aspirant nach seiner Lehrzeit aber entscheiden, ob er die nautische oder die technische Offizierslaufbahn einschlagen will. [banner_branchen_und_berufe]Die Techniker an Bord sorgen für den Schiffsantrieb und die Stromversorgung. Ein modernes Seeschiff ist ein schwimmendes Kraftwerk, das rund um die Uhr Navigations- und Kommunikationseinrichtungen, Lade- und Sicherheitsanlagen, Kühlwassersysteme und Geräte zur Trinkwassererzeugung mit Strom versorgt.
Die Nautiker hingegen sind vor allem für das Navigieren und Manövrieren des Schiffes verantwortlich. Zudem erwerben sie im Studium Kenntnisse in Schifffahrtsrecht, der Behandlung von Ladung, in Nachrichtenwesen, Betriebswirtschaft, Personalführung sowie in der medizinischen Behandlung von Verletzungen und Erkrankungen. Nur ein Nautischer Offizier kann es bis zum Kapitän bringen. Der höchste Grad der technischen Fachrichtung ist der Erste Technische Offizier, auch Leitender Ingenieur oder international "Chief" genannt.
Will ein Abiturient eines Tages ganz oben auf einer der beiden seemännischen Karriereleitern ankommen, kann er - sofern ihm der Weg über die Lehre zum Schiffsmechaniker zu lange dauert - auch einen zweiten Praxiseinstieg wählen und 12 Monate als Nautischer Offiziersassistent (NOA) bzw. 18 Monate als Technischer Offiziersassistent (TOA) zur See fahren. Danach steht auch ihm die Tür zum Studium offen.
Das Studium der Nautik an einer der Fachschulen in Deutschland dauert in der Regel acht Semester und endet mit einem Befähigungszeugnis zum Nautischen oder Technischen Schiffsoffizier, das man auch Patent nennt. Angehenden Nautikern stehen Fachhochschulen entlang der Nord- und Ostseeküsten zur Verfügung. Einige Fachhochschulen bieten ein achtsemestriges praxisorientiertes Studium zum Nautischen Wachoffizier an. In dieser Zeit fährt der künftige Kapitän zwei Mal je sechs Monate lang als unbezahlter Praktikant zur See. Ein Sonderfall ist das Studium zum Schiffsbetriebsoffizier. Der SBO erwirbt in acht Semestern sowohl die Kenntnisse eines Nautischen als auch die eines Technischen Offiziers, hat also noch zu Beginn der Berufszeit die Wahlmöglichkeit zwischen den Zielen Chief und Kapitän.
Egal, wie der zukünftige Seemann sein Befähigungszeugnis erworben hat, das Berufsleben auf See beginnt danach im untersten Dienstgrad der gewählten Laufbahn. 12 oder 24 Monate später, je nach Karriereleiter-Sprosse und Laufbahn, erhält der Offizier das Befähigungszeugnis für den nächsthöheren Rang. Tatsächlich bekleidet er die neue Position aber erst, wenn ihn die Reederei dazu ernennt. Nautiker wie auch Techniker müssen nach Erwerb ihres ersten Patents meist 2 Beförderungen und 36 Monate reiner Fahrenszeit nachweisen, um in die höchste Position auf einem Schiff zu gelangen: die des Kapitäns bzw. des Chief. Zusammen mit dem Ersten Offizier bilden beide die Schiffsführung. Das letzte Wort aber hat traditionell allein der Kapitän, der im Zweifelsfall auch für jede Entscheidung an Bord geradestehen muss. Allerdings lebt nicht jede Tradition auf den hochmodernen Transportschiffen fort: "Frauen an Bord bringen Unglück" lautete etwa jahrhundertelang ein seemännischer Aberglaube. Heute aber fahren längst weibliche Kapitäne zur See.
FH Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth
Berufsbildungsstelle Schifffahrt
Seemannsschule Schleswig-Holstein
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