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Karriere bei der Polizei - So läuft der Einstellungstest

Wer zur Polizei will, muss erstmal beweisen, dass er geeignet ist. Eine der größten Hürden, die Bewerber nehmen müssen, ist der Einstellungstest. Wir haben mit einer Expertin gesprochen, die sich damit bestens auskennt: Katja Sorgen ist stellvertretende Bundesjugendleiterin bei der JUNGEN POLIZEI der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) und Polizistin in Rheinland-Pfalz. Sie hat uns Antworten auf die wichtigsten Fragen gegeben.

Einstellungstest Polizei

Frau Sorgen, wer ist überhaupt für den Polizeiberuf geeignet? 
Aus meiner Sicht ist die wichtigste Charaktereigenschaft: Teamfähigkeit. In dem Beruf muss man sich jederzeit aufeinander verlassen können und den Kollegen vertrauen. Bewerber sollten aber auch selbstbewusst, motiviert, ordentlich, belastbar, pünktlich, hilfsbereit, neugierig, und vor allem mit Herz und Verstand bei der Sache sein. Körperlich sollten sie gesund, fit und sportlich sein, denn Einsätze können sehr anstrengend werden. Die Untersuchung beim Polizeiarzt zeigt, ob jemand polizeidienstfähig ist, also zum Beispiel keine Behinderung, keine schwerwiegenden Allergien und ein gutes Seh- und Hörvermögen hat. Tattoos sind grundsätzlich nur im nichtsichtbaren Bereich erlaubt, also möglichst nicht im Gesicht oder am Hals. Das ist in den Bundesländern allerdings ganz unterschiedlich festgelegt. Wer sich interessiert, sollte sich definitiv trauen und sich bewerben. 

Und welche Gründe sprechen gegen die Bewerbung bei der Polizei? 
Bewerber mit Vorstrafen brauchen wir natürlich keine. Bei einer Jugendverfehlung oder Bagatellsachen werden die Akten individuell geprüft, in so einem Fall unbedingt dem Einstellungsberater gegenüber ehrlich sein und nichts verheimlichen! Auch wer nicht die freiheitlich demokratische Grundordnung vertreten will, ist bei der Polizei fehl am Platz. Außerdem dürfen Anwärter nicht jünger als 17 und in den meisten Bundesländern nicht älter als 29 Jahre alt sein. Auch unter einer Körpergröße von 1,60 Meter ist eine Einstellung in der Regel nicht möglich. Zudem kann ein nicht ausreichender Schulabschluss ein Ablehnungsgrund sein.

Wie hoch sind denn überhaupt die Chancen genommen zu werden? 
Bei der Bundespolizei werden ca. 10 Prozent der Bewerber eingestellt – das waren im Jahr 2020 genau 4.017 von 37.993 Bewerbern. Bei der Landespolizei Rheinland-Pfalz wurden aus 3.500 bis 4.000 Bewerbern ca. 580 ausgewählt, also rund 15 Prozent.

Ist der Einstellungstest für die Ausbildung bei Landespolizei, Bundespolizei und Bundeskriminalamt derselbe oder gibt es Unterschiede?
Da Polizei "Ländersache" ist, gibt es Unterschiede, insbesondere auch bei den unterschiedlichen Laufbahnen wie mittlerer Dienst oder gehobener Dienst. Das gilt auch für alle anderen Bedingungen, daher rate ich interessierten Schülern: Vergleicht immer eure persönlichen Voraussetzungen mit den jeweiligen Anforderungen. Wenn ihr örtlich unabhängig seid, könnt ihr vielleicht in einem anderen Bundesland oder bei der Bundespolizei euren Traum erfüllen.

Darf der Einstellungstest nur einmal im Leben gemacht werden oder ist er wiederholbar?
Bei der Bundespolizei ist der Test wiederholbar, bei der Landespolizei in Rheinland-Pfalz beispielsweise dürfen Anwärter ihn zweimal machen. Schließlich entwickelt man sich ja auch weiter und kann an seinen Fähigkeiten arbeiten. 

Wie läuft der Einstellungstest ab?
Es ist ein ausführliches Auswahlverfahren. Über mehrere Tage werden die Bewerber teils einzeln, teils in Gruppen unter die Lupe genommen – entweder an aufeinander folgenden Tagen oder auch zeitlich versetzt. Es gibt

  • eine ärztliche Untersuchung (Seh- und Hörtest, Ruhe- und Belastungs-EKG, allgemeine Untersuchung, Blutbild, Urintest, ggfs. Drogenscreening)
  • einen schriftlichen Test (Lückendiktat, Allgemeinwissen, Rechtschreibung, logisches Denken, Merkfähigkeit, Mathe, Einschätzen polizeilicher Situationen)
  • ein persönliches Gespräch (Interview, Lebenslauf, Fragen zur Persönlichkeit und zum privaten Umfeld, Rollenspiel, Allgemeinwissen)
  • Tests in der Gruppe (Rollenspiel, Situationen)
  • und einen Sporttest, der je nach Bundesland unterschiedlich aussieht (zum Beispiel mit einem Kasten-Bumerang-Test, 12-Minuten-Lauf /Cooper Test, Pendellauf, Klimmzughang).

Können sich Bewerber auf den Einstellungstest vorbereiten, und wenn ja, wie am besten?
Das sollten sie unbedingt. Wir wollen ja sehen, dass die Bewerber es ernst meinen und auch fleißig sind. Eine gute Vorbereitung ist also das A und O. Für den Sporttest sollten sie auf jeden Fall die Anforderungen kennen und testen, ob sie das schaffen bzw. daraufhin trainieren. Hilfreich können aber auch Vorbereitungsbücher sein, Gespräche mit Angehörigen der Behörde, die Kontaktaufnahme mit den Einstellungsberatern, die Homepage der Polizei, die Social-Media-Accounts von Polizei und DPolG, Podcasts u.v.m. Hier gibt es jede Menge Hintergrundwissen und nützliche Informationen, die einen gut auf den Tag X vorbereiten. Und auch ganz wichtig ist: authentisch sein!

Mit welchen Aufgaben haben die meisten Anwärter Probleme?
Jeder hat natürlich unterschiedliche Stärken und Schwächen. Das Diktat fordert einige. Und der Sporttest bzw. die ärztliche Untersuchung, zum Beispiel wegen der Augen.

Wie gut muss das Ergebnis beim Einstellungstest sein?
Es gibt Aufgabenbereiche, bei denen man Mindestleistungen erfüllen muss. Ist man bei A und B schlecht müssen zum Beispiel C und D besser sein, um das auszugleichen. Des Weiteren kommt es auf die Ergebnisse aller an und wie viele Anwärter insgesamt eingestellt werden. Daher ist wichtig: Man kann Punkte erreichen und kommt dann auf eine Rangliste, also Gas geben beim Test! Je mehr Punkte, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Bewerber später dabei sind.

Was kommt nach erfolgreichem Absolvieren des Einstellungstests?
Warten auf das Ergebnis beziehungsweise eine Einstellungszusage, eventuell fehlende Unterlagen besorgen, Atteste oder Untersuchungen und gegebenenfalls die Fahrerlaubnis der Klasse B nachreichen, einen Erste-Hilfe-Kurs, das Sport- und Rettungsschwimmabzeichen oder ähnliche Qualifikationen abschließen und vorlegen. Zudem müssen sich Bewerber kontinuierlich sportlich fit halten. Und natürlich dürfen sie sich auf einen krisensicheren, abwechslungsreichen und spannenden Beruf freuen, in dem sie sich stark spezialisieren und Gutes tun können. Wer will kann selbstverständlich auch Mitglied in einer Berufsvertretung der DPolG werden.

Mehr Infos findest du hier

Ausbildung bei der Polizei
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