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Ausbildung Stuntman/Stuntfrau: Beruf mit Nervenkitzel

Für Stuntleute gibt es keine staatlich anerkannte Ausbildung, aber viele sportbegeisterte Jugendliche interessieren sich für diesen Beruf. Wie kann man Stuntman bzw. Stuntfrau werden? Und welche Optionen gibt es in Deutschland für eine Ausbildung zum Stuntman/zur Stuntfrau? Wir haben uns umgehört und mit einer professionellen Stuntfrau gesprochen.

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In jedem James-Bond-Film oder in Actionserien kommen sie zum Einsatz: Stuntmen, wobei unter diesem Begriff sowohl Frauen als auch Männer gemeint sind.

Seit Lee Majors in den Achtzigern in der Serie „Ein Colt für alle Fälle“ den „unknown Stuntman“ sang und spielte, hat sich an diesem Berufsbild nicht viel geändert: Im Schatten der Stars riskiert der Stuntman bzw. die Stuntfrau das eigene Leben. Doch das Risiko ist kalkuliert und kann minimiert werden – mit einer guten Ausbildung zum Stuntman bzw. zur Stuntfrau!

Zwar ist die Ausbildung zum Stuntman bzw. zur Stuntfrau nicht staatlich anerkannt, doch es gibt verschiedene Anbieter:innen, bei denen du dieses actionreiche Handwerk lernen kannst. Darunter verstecken sich jedoch laut Roland Busch, Action-Regisseur bei der Film- und Stuntproduktionsfirma „action concept“, viele schwarze Schafe: „Es gibt eine Handvoll professioneller Stuntschulen – und eine Menge, die ich nicht weiterempfehlen würde, das ist reine Geldmacherei.“

Seriöse Anbieter:innen rücken auch unrealistische Berufsvorstellungen gerade. Denn der Alltag besteht weniger aus den Stunts selbst als aus deren Vorbereitung. Da muss geplant, geprobt und gebaut werden.

Deshalb ist es auf jeden Fall vorteilhaft, eine technische oder handwerkliche Ausbildung mitzubringen, wenn man in diesen Job einsteigen will. Das ist zwar keine zwingende Voraussetzung, um Stuntman/Stuntfrau zu werden, wird aber gern gesehen. So sagt Busch: „Der Job besteht zum größten Teil aus Vorbereitung, Aufbau und Berechnung.“

Auch die Arbeitszeiten seien alles andere als ein Vergnügen: Um halb sechs am Morgen fahre man zum Set und nicht selten sei man erst abends um zehn wieder zu Hause. Wer sich für den Beruf Stuntman/Stuntfrau interessiert, muss sich also von einigen falschen Vorstellungen verabschieden: „Junge Leute sollten sich nicht von bunten Bildern mit viel ‚Knall, Bumm, Peng‘ blenden lassen“, warnt Stuntfrau Tanja de Wendt. Genauso wichtig wie technisches Verständnis sind körperliche Fitness und Teamfähigkeit, denn man arbeitet als Stuntman nie alleine, und einer muss sich auf den anderen verlassen können. Ohne eine Riesenportion Verantwortungsbewusstsein geht gar nichts. Das kann de Wendt nur bestätigen: „Draufgänger sind überhaupt nicht gefragt!“

Natürlich ist auch das Gehalt ein wichtiger Punkt, wenn du eine Ausbildung zum Stuntman oder zur Stuntfrau in Betracht ziehst. Die Gagen für Stuntleute in Deutschland variieren je nach Erfahrung, Art der Produktion und Region. Im Durchschnitt verdienen sie zwischen 2.500 € und 12.000 € pro Monat.

In Bundesländern mit einer starken Filmindustrie wie Berlin und Bayern werden tendenziell höhere Gagen gezahlt. So liegt das durchschnittliche Jahresgehalt derzeit in Berlin bei etwa 51.600 €.

Mit zunehmender Berufserfahrung steigt das Einkommen: Stuntmen mit mehr als neun Jahren Berufserfahrung verdienen durchschnittlich 3.795 € im Monat.

Die tatsächlichen Gehaltsmöglichkeiten nach der Stuntman-/Stuntfrau-Ausbildung hängen stark von individuellen Faktoren und der jeweiligen Auftragslage ab.

Wo kann man in Deutschland eine Ausbildung zum Stuntman bzw. zur Stuntfrau machen?

Wie gesagt existieren in diesem Bereich keine staatlich anerkannten Ausbildungen. Allerdings gibt es in Deutschland mehrere renommierte Einrichtungen, die dich professionell auf den Beruf des Stuntmans oder der Stuntfrau vorbereiten.

So bietet beispielsweise die Stuntcrew Babelsberg umfassende Workshops und Trainingsprogramme an, die praktische Erfahrungen in verschiedenen Stunttechniken vermitteln. Die Stunt- und Schauspielschule Köln/Düsseldorf kombiniert die Stunt- und Schauspielausbildung und bereitet die Teilnehmenden auf eine Karriere in der Film- und Fernsehbranche vor. Wenn du Interesse an einer Ausbildung zum Stuntman bzw. zur Stuntfrau hast, empfehlen wir dir, selbstständig die Ausbildungsangebote und -inhalte der jeweiligen Schulen sorgfältig zu prüfen.

Interview

Tanja de Wendt arbeitet seit vielen Jahren als Stuntfrau und weiß, worauf es in diesem gefährlichen Job ankommt. Da sie selbst ausbildet, kann sie im Gespräch mit Einstieg genau sagen, was der Stunt-Nachwuchs lernen muss – und warnt vor schwarzen Schafen in der Branche.

EINSTIEG: Frau de Wendt, wie sind Sie an Ihren Job gekommen? Haben Sie eine Ausbildung als Stuntfrau gemacht?

de Wendt: Ich bin vor 17 Jahren eher zufällig in ein Stuntteam "gerutscht" und damals gezielt für die jeweiligen Stunts trainiert worden. Parallel dazu habe ich in der Stunttechnik gearbeitet, was mir ein fundiertes technisches Wissen vermittelt hat. Durch die Privatsender ist die Stuntbranche im Laufe der Jahre dann enorm expandiert, was nicht nur Vorteile geschaffen hat.

EINSTIEG: Verraten Sie uns, was man mitbringen muss, um Stuntfrau bzw. Stunman zu werden.

de Wendt: Sportlichkeit, Teamgeist, technisches Verständnis, Verantwortungsbewusstsein und körperliche Gesundheit. Draufgänger sind überhaupt nicht gefragt! Die kommen übrigens bei den Frauen auch so gut wie überhaupt nicht vor – im Gegensatz zu den männlichen Kollegen.

EINSTIEG: Wie gefährlich ist der Job wirklich?

de Wendt: Unser Beruf ist es, die Gefahr mit technischen Tricks und gezieltem Training auf ein Restrisiko zu minimieren. Dies erfordert langjährige Erfahrung, um im richtigen Augenblick die richtigen Entscheidungen zu treffen. Vor allem, im entscheidenden Augenblick „Nein“ zu sagen. Newcomer neigen in ihrer Anfangseuphorie dazu, diesen Punkt zu übersehen und sind umso mehr auf die professionelle und sachgemäße Führung angewiesen. Unter dieser Voraussetzung lässt sich das Restrisiko optimal minimieren. Aber es bleibt IMMER bestehen.

EINSTIEG: Und wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

de Wendt: Das Entscheidende sind die Stuntvorbereitungen, die sehr aufwändig sind und ca. 90 Prozent der Zeit erfordern. Der Stunt an sich ist lediglich der kurze Höhepunkt am Ende der Vorbereitungen. Und danach, wenn alles gut geklappt hat, folgt das Glücksgefühl, es geschafft und auf den Punkt gebracht zu haben!

EINSTIEG: Sind Sie mit falschen Vorstellungen an den Beruf herangegangen?

de Wendt: Der Weg zum Stuntprofi gestaltet sich Schritt für Schritt und erfordert langjährige Erfahrung. Insofern wächst der Newcomer in die Sache hinein. Nein. Ich habe keine falschen Vorstellungen gehabt und liebe meinen Beruf. Und ich denke, da geht es meinen Kollegen ähnlich: Dieser Beruf entspringt einer Leidenschaft und dafür sind wir bereit, unseren vollen Einsatz zu bringen.

EINSTIEG: Was würden Sie einem jungen Erwachsenen raten, der gerne Stuntman werden möchte?

de Wendt: Da es keinen geregelten Ausbildungsweg gibt, sollten sich Interessenten nicht von farbenprächtigen Bildern mit viel „Knall, Bumm, Peng“ blenden lassen. Zu empfehlen sind bodenständige Stuntleute, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Davon gibt es leider nur wenige. Stattdessen tummeln sich zahlreiche Amateure auf dem Markt, die mit einem ungesunden Halbwissen ausbilden wollen. Insofern empfehle ich jedem, sich ausschließlich an Profis mit entsprechenden Referenzen zu wenden. Übers Internet bekommt man detaillierte Infos zu allen etablierten Teams. Es schadet auch nicht, sich bei den Etablierten direkt zu informieren – auch über andere Teams. In der Regel kennt man sich untereinander und seriöse Stuntleute gehen mit diesen Informationen offen um. Ich selbst bin Ausbildungsleiterin und helfe da gerne weiter. Nähere Infos gibt es auf meiner Webseite www.stuntfrau.de unter „Stuntpunkt“.

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