Ausbildung an der Uni
Welche Möglichkeiten gibt es?
Der Jung-Förster Arne Wollgarten (31) wacht im Vorgebirge über 1.500 Hektar Wald. Ein Job nur für wetterfeste Allrounder, die es gut mit sich selbst aushalten. Einstieg hat ihn einen Tag lang begleitet und erklärt, wie man Förster werden kann.
Die Sommerstürme richten immer am meisten Unheil an. Deshalb muss Arne Wollgarten jetzt raus und gucken, ob alles in Ordnung ist in seinem Revier. Sein Revier, das sind insgesamt rund 1.500 Hektar Wald im Vorgebirge, einer langgestreckten Anhöhe zwischen Köln und Bonn. Umgerechnet ergibt das die Größe von 2.100 Fußballfeldern. Viel zu tun für Wollgarten, der hier vor einem Jahr seinen Dienst als Förster angetreten hat. "Revierleiter im gehobenen Forstdienst des Landes Nordrhein-Westfalen" lautet die genaue Berufsbezeichnung, und vielleicht ist dieses Beamtendeutsch ja ganz hilfreich, damit einem nicht direkt wieder das alte Klischee vom grünen Männlein im Walde in den Sinn kommt, das mit Dachshund an der Leine und Gewehr über der Schulter durchs Unterholz stapft. Wer Förster werden will, kann das Bild getrost abhaken: Arne Wollgarten hat wenig mit diesem Klischee zu tun. Statt Lodenmantel trägt er praktische Funktionskleidung. Einen Hund hat er nicht, und jagen muss er als Förster in seinem Revier auch nicht selber. Stattdessen verbringt er während der Arbeit viel Zeit mit Erkundungsfahrten in seinem silbergrünen Geländewagen. "Zwei bis drei Stunden pro Tag sitze ich auf jeden Fall im Auto", sagt er.
Besonders wichtig sind solche Touren nach Unwettern. So wie an diesem Nachmittag. Die warmen Spätsommer-Sonnenstrahlen täuschen ein wenig darüber hinweg, dass hier vor weniger als einer Stunde noch heftige Sturmböen durch die Landschaft gefegt sind. Zu dieser Jahreszeit besonders gefährlich, weiß Wollgarten, dem man seine rheinische Herkunft anhört. "Die Bäume stehen jetzt noch in vollem Laub und bieten dem Wind dadurch viel Angriffsfläche." [banner_branchen_und_berufe] Schon nach wenigen Minuten Fahrtzeit, vorbei an zwei über den Weg flüchtenden Rehen, bestätigt sich die Vorahnung des Försters: Eine mehr als 30 Meter hohe Eiche ist umgeknickt und liegt nun quer über dem Waldweg. Wollgarten steigt aus dem Wagen und betrachtet die Unfallstelle fachmännisch. Ein Spaziergänger ist zum Glück nicht unter den Baum geraten, so viel steht schon mal fest. Liegen bleiben darf die Eiche an Ort und Stelle aber natürlich trotzdem nicht. Deshalb muss sich der Förster nun um die Räumung des Weges kümmern. Ein paar Minuten und einige Anrufe später, und der Job ist erledigt.
Aufgaben wie diese sind typisch in Arne Wollgartens Beruf. Förster werden bedeutet eine Art "Forstpolizist" werden, der die Sicherheit von Spaziergängern gewährleistet, aufpasst, dass niemand ein Lagerfeuer im Wald anzündet oder seinen alten Kühlschrank zwischen Fichten und Douglasien entsorgt. Doch der Job des Revierförsters beinhaltet weitaus mehr. "Wir sind richtige Allrounder, müssen die unterschiedlichsten Waldarbeiten organisieren, brauchen darüber hinaus aber auch kaufmännisches Wissen, sind Naturschützer, Berater und Pädagogen gleichzeitig", fasst der 31-Jährige das breite Spektrum an Aufgabengebieten zusammen.
So zählt etwa die Pflege des Baumbestandes in seinem Revier, zum Beispiel das "Durchforsten", zu Wollgartens ständigen Aufgaben. Dabei begutachtet er in regelmäßigen Abständen die verschiedenen Waldparzellen und markiert abgestorbene, fehlgewachsene oder von Schädlingen befallene Bäume mit einem farbigen Spray, damit diese später gefällt werden und sich die verbleibenden Bäume besser entwickeln können. An anderen Stellen pflanzt er neue Bäume, wobei er sich genau überlegt, welche Baumart zum jeweiligen Boden, zu den Lichtverhältnissen und zum Bestand passt. Bei Waldstücken, die in Privatbesitz sind – in NRW knapp zwei Drittel des Waldes –, darf Wollgarten allerdings nicht selbstständig vorgehen. "Hier beraten wir als Förster nur, sagen dem Eigentümer zum Beispiel, was unter Naturschutz-Gesichtspunkten die beste Lösung für seinen Wald wäre, und bieten ihm an, die Maßnahmen für ihn zu organisieren", erzählt Wollgarten. Am Verkauf des "geernteten" Holzes verdiene der Besitzer dann in der Regel sogar noch.
Der Wald dient natürlich nicht nur als Lebensraum für Tiere und Pflanzen und als Erholungsraum für den Menschen, sondern hat auch eine wirtschaftliche Funktion. Holz ist ein begehrter Rohstoff, der auf dem Markt heute immer höhere Preise erzielt. Deshalb müssen Arne Wollgarten und seine Kolleginnen und Kollegen aus anderen Revieren in ihrem Job auch betriebswirtschaftlich denken und Verkäufe abwickeln. Kunden sind die holzverarbeitende Industrie, das Handwerk und Endverbraucher. Bei der Bewirtschaftung des Waldes achten die Förster allerdings stark auf ökologische Aspekte, entnehmen dem Wald zum Beispiel nicht mehr Holz als nachwächst. "Der sprichwörtliche Kahlschlag – also die Rodung einer zusammenhängenden Fläche – ist in NRW ab einer gewissen Größe gesetzlich verboten", erklärt Wollgarten.
Wer wie Arne Wollgarten Förster mit eigenem Revier werden will, braucht heute zwingend Abitur bzw. Fachabitur und muss ein Bachelor-Studium der Forstwirtschaft oder Forstwissenschaft (siehe Infos unten) absolvieren. Doch damit nicht genug: Da es sich beim Revierleiter im Landesdienst um einen Verwaltungsberuf handelt, müssen Absolventen danach noch den sogenannten Vorbereitungsdienst für die Laufbahn des gehobenen Forstdienstes durchlaufen. Diese theoretische und praktische Spezialausbildung dauert je nach Bundesland 12 oder 18 Monate und endet mit der Laufbahnprüfung. Voraussetzung für den Beginn des Vorbereitungsdienstes ist übrigens auch ein Jagdschein – auch, wenn man als Förster nicht zwingend jagen muss, sondern die Arbeit an einen externen Jäger abgeben kann. "Eine gute Forstwirtschaft schließt auch eine gute jagdliche Praxis ein. Wer die Jagd allzu kritisch sieht, sollte lieber kein Förster werden", sagt Arne Wollgarten. Schließlich sei es nötig, den Wildbestand im Revier kontrolliert zu reduzieren, damit sich junge Bäume, die besonders anfällig für Wildschäden sind, unbeschadet entwickeln könnten.
An seinem Job mag Wollgarten insbesondere die Freiheit. "Ich kann mir meinen Arbeitsalltag fast komplett selbst organisieren und bin nicht an feste Arbeitszeiten gebunden." Es sei schön, die meiste Zeit des Tages an der frischen Luft zu verbringen und das Ergebnis seiner Arbeit immer direkt sehen zu können. Ob das nun ein neuer Waldweg ist, der fertig wird, der Baumbestand, der sich wie geplant entwickelt, oder die Kindergartengruppe, die nach einem Tag im Wald unter seiner pädagogischen Aufsicht begeistert zurück in die Stadt fährt. "Für mich ist der Beruf Förster eher eine Berufung", sagt Wollgarten. Nur eines müsse man unbedingt können, gibt er zu bedenken: gut allein sein. "Den täglichen Umgang mit Kollegen habe ich nicht, die meiste Zeit bin ich auf mich selbst gestellt und treffe meine eigenen Entscheidungen." Verständlich, dass der junge Förster sein Revier am Freitagnachmittag dann auch gerne mal hinter sich lässt, die Funktionskleidung gegen Jeans und T-Shirt tauscht und in die Stadt fährt. "Nach einer Woche im Wald muss ich manchmal einfach ganz dringend Leute gucken gehen."
Den Bachelor-Studiengang Forstwirtschaft bieten in Deutschland die Fachhochschulen Eberswalde, Hildesheim/Holzminden/Göttingen, Rottenburg, Weihenstephan sowie Erfurt an.
Forstwissenschaft kann man an den Universitäten Dresden, Göttingen, Freiburg und München (TU) studieren.
Genauere Informationen zum Vorbereitungsdienst für die Laufbahn des gehobenen Forstdienstes erteilen die Forstämter der Bundesländer.
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