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Karriere im kleinen mittelständischen Unternehmen

KMU – kleine mittelständische Unternehmen – haben gegenüber international agierenden Konzernen viele Vor- und nur wenige Nachteile. Wir erklären dir, welche.

Wenn du über deine berufliche Zukunft in einem Unternehmen nachdenkst, kommen dir wahrscheinlich direkt die Firmennamen in den Sinn, die jeder kennt und die im Lebenslauf mächtig Eindruck machen: Von Google, Facebook, Siemens, Telekom oder Bayer zum Beispiel hat jeder schon einmal gehört. Die Namen dieser großen Konzerne klingen nach hohen Gehältern, wichtigen Aufgaben und spannenden Geschäftsreisen. Allerdings gehören 99 Prozent der Unternehmen, bei denen du nach der Schule eine Ausbildung, einen dualen Studienplatz oder einen Nebenjob finden kannst, nicht zu diesen riesigen Konzernen, sondern werden als KMU klassifiziert – die Abkürzung für kleine mittelständische Unternehmen. Doch nur, weil du von diesen Unternehmen noch nicht so viel gehört hast, solltest du sie bei deiner Zukunftsplanung nicht vernachlässigen. Schließlich ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du einmal für ein solches Unternehmen arbeitest.

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Was ist ein KMU eigentlich?

Es gibt keine gesetzliche Definition, welche Bedingungen ein Unternehmen erfüllen muss, um als KMU kategorisiert zu werden. Allgemein gesprochen kann es sich um eine Firma aus allen Branchen handeln, die eine bestimmte Größe nicht überschreitet. Als Maßstab kann dabei beispielsweise die Anzahl der Mitarbeiter oder der Jahresumsatz genommen werden. Das Institut für Mittelstandsforschung beispielsweise definiert mittelständische Unternehmen als Firmen mit 10 bis 500 Mitarbeitern und mit einem Umsatz von bis zu 50 Millionen Euro im Jahr. Die Europäische Union setzt die Obergrenze bei 250 Mitarbeitern. In Deutschland fallen mehr als 99 Prozent der Unternehmen in diese Kategorie und fast 60 Prozent aller Angestellten arbeiten in KMU.

Wenn du dich für deinen Ausbildungsbetrieb oder deinen nächsten Arbeitgeber entscheidest, ist es natürlich wichtig, dass du weißt, was die Wahl  zwischen Großkonzern und KMU für dich bedeutet. Bevor wir dir die Herausforderungen, aber auch die Vorteile von diesen kleinen mittleren Unternehmen vorstellen, wollen wir auf Folgendes hinweisen: Nicht alle erwähnten Punkte gelten für alle Unternehmen. Es gibt immer positive und negative Beispiele – egal, wie groß ein Unternehmen ist. Da es KMU nicht nur in einer bestimmten Branche, sondern in jedem Geschäftsbereich gibt, musst du im Einzelfall genau hinsehen, ob die hier beschriebenen Eigenschaften, Vorteile und Herausforderungen auf das jeweilige Unternehmen zutreffen.

Herausforderungen für KMU

Durch die Globalisierung und die damit zusammenhängende internationale Konkurrenz ist für KMU ein großer Wettbewerb entstanden. Während Großkonzerne oft schon lange international agieren, ist die Einstellung auf die Konkurrenz aus dem Ausland für kleinere Unternehmen oft noch eine Herausforderung. Wenn du für ein KMU gerne ins Ausland reisen und in internationalen Geschäften aktiv sein möchtest, solltest du dir vor der Bewerbung die Arbeitsweise des Unternehmens genau anschauen.

Veränderungen sind oft nicht die Stärke von KMU: Da sich in einem kleineren Unternehmen weniger Mitarbeiter um das Tagesgeschäft kümmern müssen, gibt es hier durchschnittlich weniger Produkt- und Verfahrensinnovationen als in großen Unternehmen. Am Ende des Tages ist häufig kein Budget übrig, um langfristige Änderungen oder Neuentwicklungen anzutreiben. In diesem Zusammenhang müssen auch die Herausforderungen der Digitalisierung genannt werden: Gerade bei kleineren Unternehmen ist es schwerer, neue Aufgabenfelder zu verteilen, innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln oder die interne Arbeitsweise zu modernisieren. Doch dies kann auch eine Chance für neue Arbeitnehmer sein: Häufig werden junge Technik-Experten und Digital Natives in diesen Unternehmen gesucht, um beim Umbruch ins digitale Zeitalter zu helfen.

Eine weitere Herausforderung für kleine Unternehmen kann sein, dass innerhalb des Teams Unklarheit darüber besteht, wer eigentlich für welche Aufgabe zuständig ist. Solche Schwierigkeiten in der internen Kommunikation können zu Problemen oder Missverständnissen führen, wenn sich ein neuer Mitarbeiter gerade in seine neuen Aufgaben einarbeitet.

Was sind die Vorteile?

Auch wenn du den Namen einer Firma noch nie gehört hast, gibt es doch Vorteile, die den fehlenden Wiedererkennungswert ausgleichen können: In einem kleineren Unternehmen gibt es oft eine flache Hierarchie. Damit ist gemeint, dass du jeden Mitarbeiter persönlich kennst und es keine zehn Ebenen zwischen dir und dem Geschäftsführer gibt. Dadurch ist die Unternehmenskultur oft familiärer als in großen Unternehmen. In einem gut funktionierenden KMU mit einem kleinen Team können Informationen durch persönlichen Kontakt und enge Zusammenarbeit schneller an die Stelle weitergereicht werden, an der sie benötigt werden. Probleme und Missverständnisse lassen sich schneller klären und vergiften nicht das allgemeine Betriebsklima.

Gleichzeitig muss in kleineren Teams auch jeder Verantwortung übernehmen und alle Erfolge und Fehlschläge mittragen. Dies führt im besten Fall zu einer starken Identifikation mit der Firma und einem hohen Engagement aller Mitarbeiter, die auch in geschäftlich schwierigen Zeiten zusammenhalten. Das passt auch zur modernen Arbeitsmentalität: Junge Arbeitnehmer möchten sich eher selbst verwirklichen und einen Arbeitsplatz finden, an dem sie sich persönlich und fachlich weiterentwickeln. Wenn dir eigenverantwortliches Arbeiten und Verantwortung wichtig sind, kann dir ein KMU möglicherweise mehr bieten als ein Großkonzern.

Weniger Mitarbeiter heißt auch, dass die Grenzen zwischen verschiedenen Aufgaben und Abteilungen verschwinden. Dadurch sammelst du zusätzliches Wissen und qualifizierst dich für Positionen mit mehr Verantwortung. Außerdem bietet sich hier die Möglichkeit, andere Bereiche kennenzulernen, von denen du bisher gar nicht wusstest, dass du dich für sie interessierst. Hinzu kommt: Ein übersichtliches Team bedeutet, dass gute Arbeit schneller wahrgenommen wird und du früh die Möglichkeit zum beruflichen Aufstieg erhältst.

Berufliche Sicherheit ist in der Regel ebenfalls eine Stärke von KMU: Durch persönlichen Kontakt mit den Mitarbeitern ist es hier normal, dass diese möglichst lange im Unternehmen bleiben sollen.

Deine Ausbildung bei einem kleinen mittelständischen Unternehmen

Auch wenn sie nicht so viele Mitarbeiter haben, gibt es doch viele kleine mittelständische Unternehmen, die händeringend nach einer Verstärkung ihres Teams suchen. Und dafür bist du möglicherweise genau der oder die Richtige: Junge Talente können dabei helfen, festgefahrene Strukturen aufzubrechen und den Weg für neue geschäftliche Möglichkeiten zu ebnen.

Und noch ein Grund sorgt dafür, dass du gute Chancen auf eine erfolgreiche Bewerbung hast: KMU sind nicht so bekannt wie große Konzerne und es fällt diesen Firmen durch ein geringes Marketing-Budget schwerer, Auszubildende für ihre vakanten Stellen zu finden. Wenn du also eine Ausbildung in einem umkämpften Bereich suchst, könnte ein KMU eine gute Gelegenheit sein, um einen begehrten Ausbildungsplatz zu finden.

Die größte Herausforderung wartet vorab auf dich. Du musst zunächst einmal herausfinden, ob ein Unternehmen überhaupt eine Ausbildung, einen Arbeitsplatz oder einen Nebenjob anbietet. Denn viele KMU schreiben ihre freien Stellen nicht in Stellenbörsen oder einer eigenen Karriereseite aus. Statt teuren Anzeigen verlassen sich KMU auf soziale Netzwerke oder persönliche Empfehlungen. Und das führt nicht immer zum Erfolg. Wenn du dich für die Arbeit oder die Ausbildung in einem Unternehmen interessierst, kann es nicht schaden, einmal per Telefon oder Mail nach einer Stelle zu fragen. Selbst wenn gerade kein neuer Mitarbeiter gesucht wird, kannst du trotzdem eine Initiativbewerbung einschicken – überzeugst du damit, bleibst du in Erinnerung, falls sich in nächster Zeit doch noch ein Mitarbeiter gesucht wird.