Wenn du dich für psychische Erkrankungen, ihre Entstehung und Behandlung interessierst, passt vielleicht ein Psychotherapie-Studium zu dir. Um Psychotherapeut zu werden, musst du ein Psychologie-Studium und eine anschließende psychotherapeutische Ausbildung absolvieren. In dieser Mischung aus Theorie und Praxis lernst du die menschliche Psyche, verschiedene Krankheitsdiagnosen und therapeutische Ansätze kennen. Zum theoretischen Studienteil gehören beispielsweise Grundlagenfächer wie allgemeine und biologische Psychologie aber auch Entwicklungspsychologie. Mithilfe von Statistik, Forschungsmethoden und psychologischer Diagnostik lernst du wissenschaftlich zu forschen. Dafür solltest du auch gerne mit Zahlen arbeiten und kein Problem damit haben, Studien und wissenschaftliche Artikel auf Englisch zu lesen. Zum praktischen Teil des Studiums gehören neben Praktika auch Gruppendiskussionen oder Rollenspiele. Du schreibst außerdem eigene Forschungsarbeiten, für die du beispielsweise Interviews mit Testpersonen durchführst.
In der anschließenden Ausbildung beschäftigst du dich mit den drei therapeutischen Verfahren Verhaltenstherapie, analytische und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. Der praktische Anteil ist hier allerdings wesentlich höher: Du darfst nun unter Anleitung selbst mit Patienten arbeiten, psychische Krankheiten diagnostizieren und diese mithilfe der erlernten Therapieverfahren behandeln. Dabei wirst du auch in Eigenschaften wie Empathie und Verantwortungsbewusstsein weiter geschult. Außerdem sollte dir bewusst sein, dass das Psychotherapie-Studium auch deine eigene Psyche belasten kann. Daher ist ein weiterer wichtiger Teil der praktischen Ausbildung die Supervision oder auch Selbsterfahrung. Hier reflektierst du in Gruppen- und Einzelsitzungen deine eigene Persönlichkeit, setzt dich mit Zweifeln auseinander und erfährst, wie du selbst auf deine Patienten wirkst.
Das Psychotherapie Studium beinhaltet neben dem fünfjährigen Bachelorstudium und Master-Studium im Fach Psychologie noch die anschließende psychotherapeutische Ausbildung. Diese wird entweder drei Jahre in Vollzeit oder fünf Jahre in Teilzeit angeboten. Allerdings bist du nicht mit jedem Psychologie-Studium automatisch dafür zugelassen. Informiere dich also vor Studienstart umfassend, welches Studium dich für die weiterführende Psychotherapie-Ausbildung qualifiziert. Wichtig ist beispielsweise, dass du Klinische Psychologie als Schwerpunkt belegen kannst. Um für die Ausbildung im Psychotherapie-Studium zugelassen zu werden, musst du häufig neben dem Masterabschluss schon berufspraktische Erfahrung vorweisen können und ein Auswahlverfahren durchlaufen. Die Plätze an den Ausbildungsinstituten sind begrenzt. Du beendest die Ausbildung mit dem Bestehen einer staatlichen Abschlussprüfung. Damit erhältst du gleichzeitig die Approbation und somit die Zulassung, nun eigenständig Patienten behandeln zu dürfen.
Wenn du schon vor dem Psychotherapie-Studium weißt, dass du definitiv mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten willst, kannst du neben dem Psychologie-Studium alternativ auch Pädagogik oder Soziale Arbeit studieren. Damit bist du ebenso qualifiziert, dich für die anschließende Ausbildung zum Kinder- und Jugendpsychotherapeut zu bewerben. Dir sollte außerdem bewusst sein, dass für das Psychotherapie-Studium mehrere tausend Euro an Ausbildungskosten anfallen. Als Psychotherapeut in Ausbildung erhältst du je nach Einrichtung im Vergleich dazu nur eine geringe bis gar keine Vergütung. Nach der Hälfte der Ausbildung und Supervision kannst du allerdings eigene Patienten behandeln und somit schon etwas Geld verdienen.
Im Herbst 2020 soll es eine Gesetzesänderung und damit eine Reform des Psychotherapie-Studiums geben. Der langjährige Weg zum Psychotherapeuten samt Studium und kostenpflichtiger Ausbildung gilt als veraltet. Daher soll es zukünftig ein Direktstudium Psychotherapie geben, mit dem du schon nach fünf Jahren die Approbation erhalten kannst. Anschließend musst du noch eine Weiterbildung absolvieren, um deine Leistungen auch mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen zu können. Der aktuelle Gesetzesentwurf sieht dafür ein Mindestgehalt von 1.000 Euro vor.
Wenn du das langwierige Psychotherapie Studium geschafft und deine Approbation in der Tasche hast, kannst du als selbstständiger Psychotherapeut arbeiten. Wie wäre es beispielsweise mit einer eigenen Praxis oder der Arbeit in einer psychiatrischen Klinik? Weitere Anstellungsmöglichkeiten findest du in Beratungsstellen, im Gesundheitsweisen oder auch in der psychotherapeutischen Forschung an Hochschulen.
Als staatlich anerkannter Psychotherapeut kannst du zusammen mit Ärzten auch körperliche Erkrankungen wie chronische Schmerzen oder Diabetes behandeln. Neben den alltäglichen Therapiesitzungen warten natürlich auch bürokratische Aufgaben wie das Schreiben von Krankenkassenberichten auf dich.
Die Höhe deines Gehalts schwankt je nach Arbeitgeber, deiner eigenen Spezifikation und hängt auch davon ab, ob du im Ausland oder Inland arbeitest.
Im Beruf:
Je nach Bundesland, Berufserfahrung und Zusatzqualifikation liegt das Gehalt nach dem Psychotherapie-Studium etwa zwischen 2.500 und 5.000 Euro. Entscheidend ist zum Beispiel, ob du als angestellter Psychotherapeut ein festes Gehalt bekommst oder mit einer eigenen Praxis erfolgreich bist.
Einstiegsgehalt:
In den ersten beiden Jahren nach dem Psychotherapie-Studium kannst du mit einem Einstiegsgehalt von etwa 2.200 bis 2.500 Euro rechnen.
Jasmin hat Psychologie in Salzburg studiert und ist im dritten Ausbildungsjahr zur Psychotherapeutin an der Schönklinik Roseneck. Aus Kostengründen macht sie die Ausbildung berufsbegleitend über fünf Jahre, hat ein festes Einkommen und finanziert sich so die Supervision. Das heißt vier Tage stationär im Setting der Klinik als Psychologin arbeiten und an einem Tag in der Ausbildungsambulanz in Rosenheim Erfahrungen sammeln.
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