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Celinas Internationaler Freiwilligendienst: unterwegs in Down Under

Celina Gries absolviert gerade einen Internationalen Freiwilligendienst in Australien. Im vierten Teil ihres Erfahrungsberichts erzählt die 18-Jährige, was sie in den Schulferien während einer Reise in Down Under erlebt hat.

Ende November ging es an meiner Schule auf das Schuljahresende zu. Es liefen die Vorbereitungen für den "Speechday", der am letzten Schultag stattfindet und an dem die besten Schülerinnen ausgezeichnet werden. Für uns Freiwillige bedeutete das: Geschenke einpacken, Trophäen polieren, Zeugnisse einheften und vieles mehr. Es waren sehr anstrengende und lange Arbeitstage, doch die Mühe hat sich gelohnt: das Event am letzten Schultag war äußerst beeindruckend, insbesondere als alle Schülerinnen gemeinsam sangen und einige eine Ballettperformance aufführten. Wir waren sehr gerührt. Dieser perfekte Abschluss des Schuljahres war gleichzeitig der Start in achtwöchige Ferien und für mich ging eine zweimonatige Entdeckungsreise durch den Kontinent los. Mein Road Trip begann... 

Der Plan: wenig Zeit für viele Orte

Die Planung der Reise führte ich bereits ab Ende August durch. Da Australien sehr viel zu bieten hat und es ein Land in der Größe Europas ist, kann man auf keinen Fall alles sehen. Trotzdem wollte ich möglichst viel von Australien erleben. Zunächst besorgte ich mir ein Busticket, mit dem ich 60 Tage lang alle "Greyhound"-Busse (eine Art Hop on Hop off, der in vielen Landesteilen verkehrt) in Australien nutzen kann. Dieses "Whimit Ticket" beinhaltete zusätzlich 15 Übernachtungen in verschiedenen "YHA Hostels". Als erstes wollte ich von Brisbane die Ostküste bis Cairns entlang fahren, dann nach Darwin, eine Stadt im Norden Australiens, um anschließend einmal mitten durch das Outback über Alice Springs und Coober Pedy bis Adelaide im Süden zu fahren. Danach standen die Great Ocean Road, Melbourne und Canberra auf meinem Plan. Zum Schluss wollte ich Silvester mit meinen Mitfreiwilligen in Sydney verbringen und anschließend wieder bis nach Brisbane reisen. Da das ein äußerst enges Zeitfenster für die zahlreichen Orte war, bedeutete das dass ich teilweise nur einen Tag an manchen Orten bleiben konnte.

Die Ostküste Australiens

Am 29. November startete ich meine Reise von Toowoomba aus nach Hervey Bay. Die Stadt liegt an der Ostküste nördlich von Brisbane. Leider verbrachte ich dort nur einen Tag, besuchte den Fischerhafen und flanierte entlang der Promenade. Am nächsten Tag ging es weiter nach Bundaberg. Bekannt geworden ist die Stadt für ihre Rum-Destillerie, die weltweit Alkohol und alkoholfreie Limonaden exportiert. Für mich versprühte sie mit ihren vielen Pubs einen typisch australischen Charme. Ich übernachtete in einem kleinen verrückten Hostel mit schwedischem Einrichtungsstil. Das Zimmer war mit Konfetti, einer Giraffe und einem Surfbrett dekoriert. Am nächsten Morgen setzte ich meine Reise fort und checkte in Agnes Waters in einem Zimmer mit sechs Schlafgelegenheiten ein. Um mein Bett zu beziehen, musste ich mich durch den Dschungel der Rucksäcke und Kleidungsstapel kämpfen. Anfangs war das Hostelleben eine echte Herausforderung für mich. Man hat keine Privatssphäre und kann sich nicht ausbreiten, wie man möchte. Mittlerweile habe ich mich allerdings daran gewöhnt und ziehe sogar Hostels normalen Hotels vor – vor allem, wenn ich allein unterwegs bin. Man hat so immer Kontakte und lernt ständig neue interessante Menschen kennen. In Agnes Waters gefiel mir der Strand besonders gut. Und auch die kleine Surfbucht mit einem kleinen Surfercafé hatte es mir angetan. 

Hitzeschock und Koala-Kuscheln

Am nächsten Tag ging es schon weiter ins Inland nach Rockhampton. Als ich aus dem Bus ausstieg, traf mich der Hitzeschock. Ich betrat sozusagen eine 45 Grad Sauna. Glücklicherweise wurde ich direkt vom Shuttle Bus abgeholt und zum Hostel gefahren. Das wirkte allerdings ehrlich gesagt weniger ansprechend. Trotz der Temperaturen machte ich mich auf den Weg, um die Stadt mit einigen Shops, Cafés und Restaurants zu erkunden. Als ich die Geschäfte betrat fühlte ich allerdings teilweise in die Zeit vor rund 100 Jahren zurückversetzt. Trotzdem war es eine sehr besondere Erfahrung, auch diesen Charme kennengelernt zu haben. Mein fünfter Stopp auf dem Roadtrip war die 2.000-Einwohner-Insel Magnetic Island, auf die man von Townsville aus mit einer Fähre gelangt. Die Unterkunft, in der ich zwei Nächte verbrachte, war eine wunderschöne Anlage mit einigen Bungalows, eigenem Pool, Palmen und einem Koala Park. Das schönste und unvergessliche Erlebnis dort: Ich nahm einen Koala auf den Arm. Außerdem überwand ich meine Angst und ließ eine Schlange um meinen Hals legen und wanderte zu einem Aussichtspunkt, von dem aus ich über die ganze Insel schauen konnte. Die zweistündige Wanderung hat sich allein für die frei lebenden Koalas gelohnt. Morgens stand ich schon früh auf, um den Sonnenaufgang am Strand zu genießen. 

Great-Barrier-Reef und Dschungel-Erlebnisse

Nach diesem traumhaften Aufenthalt und einem kurzen Aufenthalt am Mission Beach ging es endlich nach Cairns, meinem nördlichsten Stop an der Ostküste. Die Stadt befindet sich in der Nähe des Great Barrier Reefs: Das größte Korallenriff  der Welt kann man mit bloßem Auge vom Weltall aus sehen und wird oft als achtes Weltwunder bezeichnet wird. Das musste ich sehen und buchte deshalb eine Zweitagestour in den Regenwald. Meine Reisegruppe wurde mit einer traditionellen Rauchzeremonie der Aboriginies (Ureinwohner Australiens) im Regenwald begrüßt, dann badeten wir in einem nahegelegenen Fluss. Einige Tiere, die im Regenwald leben, konnten wir beobachten, darunter Cassowaries (ähnlich wie Emus), Schlangen, Spinnen, Krokodile, Krabben, Fische, Himmelsfalter (ganz seltener blauer Schmetterling), Koalas und sprechende Papageien. Später wurde ich mitten im Regenwald im Hotel abgesetzt. Es gab dort keine mobilen Daten, Mobilfunknetze oder Shops. Ich war also völlig isoliert von der Außenwelt und Zivilisation. Allerdings war das ein perfekter Ort, um in Ruhe zu entspannen. Am Abend fand in Hotelnähe eine kleine Hippie-Party statt. Zufällig traf ich dort einen Deutschen, der mir erzählte, dass es sich um eine Party mehrerer Schauspieler aus Los Angeles handelte, die gerade einen Hollywood Film im Dschungel drehen, und ich mittendrin! Dieses Erlebnis werde ich niemals vergessen. Am zweiten Tag im Regenwald wanderte ich mit einer Kanadierin am paradiesischen menschenleeren Strand entlang und wir spazierten durch den Dschungel. Auf dem Rückweg nach Cairns stoppten wir an der einzigen Eiscreme Factory im Regenwald, an mehreren atemberaubenden Aussichtspunkten sowie in Port Douglas, einer luxuriösen Hafenstadt. Den letzten Tag nutzte ich für einen Ausflug nach Kuranda. Die Kleinstadt im Regenwald ist bekannt für ihre Märkte, die sich durch die gesamte Stadt ziehen. Ein sehr schöner Ort im Hippie-Style, wo man schlendern und relaxen kann.

Ab ins Outback Australiens

Australien ist zwar bekannt für die schönsten Strände, aber auch das riesige Outback und die rote Erde im Landesinneren Australiens muss man gesehen haben. Nach einer 40-stündigen Busfahrt erreichte ich die im Norden Australiens gelegene Hafenstadt Darwin. Auf dieser Fahrt bekam ich ein Gefühl für die unglaubliche Größe des Landes. Die Landschaft veränderte sich ständig. In Darwin angekommen, freute ich mich wie nie auf ein richtiges Bett. Bis dahin lief alles wie geplant. Jedoch ereilte mich in der Nacht ein Rückschlag: Ich hatte Kreislaufprobleme, extreme Übelkeit und musste mich übergeben. Den nächsten Tag verbrachte ich im Bett, da ich zu schwach war aufzustehen. Glücklicherweise besuchte mich eine Freundin aus Darwin und besorgte Medikamente. Beim Laufen musste sie mich stützen. Angsterfüllt machte ich mir Gedanken über die weitere Reise, denn zwei Tage später ging die bereits gebuchte 21-stündige Tour nach Alice Springs weiter. Tausend Fragen schwirrten in meinem Kopf: Muss ich die Reise abbrechen? Muss ich alles umplanen? Muss ich eventuell ins Krankenhaus, um die Dehydrierung in den Griff zu bekommen? Ich hatte zum ersten Mal auf meiner Reise große Angst, weil ich nicht wusste, wie es jetzt weitergehen soll...

 

Du willst wissen, was Celina in den folgenden Wochen und Monaten während ihres Freiwilligendienstes in Australien erlebt? Im nächsten Beitrag berichtet Celina über die Fortsetzung ihrer Rundreise. Schau dir auch die anderen Erfahrungsberichte von Celina an,  halte dich auf ihrem Instagram-Account oder über ihren Blog auf dem Laufenden.