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Celina Gries absolviert gerade einen Internationalen Freiwilligendienst in Australien. Im fünften Teil ihres Erfahrungsberichts erzählt die 18-Jährige, was sie in den Schulferien während eines Roadtrips erlebt hat.
Obwohl ich vor meiner geplanten 21-stündigen Busreise extreme Kreislaufprobleme und Übelkeit hatte, ging es mir zum Glück recht schnell wieder besser. Also entschied ich mich, die Reise fortzusetzen. Die Stunden im Bus vergingen schneller als gedacht und ich kam gut gelaunt in Alice Springs an. Es ist übrigens die einzige größere Stadt im Zentrum Australiens und mindestens 1500 Kilometer von allen anderen großen Städten entfernt.
Nachdem sich die Bustür öffnete, wurde ich mit 40 Grad Außentemperatur empfangen. Nach und nach zeigte sich mir hier eine ganz andere Seite Australiens. In Alice Springs leben sehr viele Aborigines (die Ureinwohner Australiens), oft nahe der Armutsgrenze. Sie sitzen auf den Straßen oder in Parks. Manche von Ihnen verfallen aufgrund ihrer Verzweiflung und Arbeitslosigkeit in eine Alkoholabhängigkeit. Das war ein wirklich krasser Unterschied zu dem, was ich zuvor an der Ostküste erlebt hatte. Das „rote Zentrum“ hat allerdings eine ganz besondere Schönheit zu bieten. Als ich auf den Anzac Hügel (bekannter Aussichtspunkt) wanderte und den Sonnenaufgang anschaute, war ich fasziniert von der Weite und Gestalt der Landschaft. Ich verbrachte drei Tage in Alice Springs in einem wunderschönen Hostel, bevor ich weiter nach Coober Pedy fuhr.
Coober Pedy ist ein ganz besonderer geheimnisvoller Ort, den man nirgends auf der Erde so findet. Die kleine Stadt wurde aufgrund ihres großen Vorkommens an Opalen bekannt. Die Region gleicht einer Mondlandschaft. Die alten unterirdischen Opal-Minen wurden genutzt, um Wohnungen, Kirchen, Museen usw. einzurichten. Es herrschten im Vergleich zum oberirdischen Teil äußerst angenehme Temperaturen. Auch ich schlief in einem Untergrundhotel, was ich bei den unfassbaren Temperaturen von 50 Grad sehr wertschätzte. Ich erkundete die Stadt und informierte mich in Museen über die Geschichte des Opals. An diesen beeindruckenden Aufenthalt werde ich wohl noch oft zurückdenken. Weiter ging es dann nach Adelaide. Die im Süden gelegene Stadt nahe der Küste war derzeit von einer Hitzewelle betroffen. Das heißt: auch hier spürte ich bei 45 Grad keine Abkühlung. Adelaide gefiel mir sehr gut. Es gibt zahlreiche Museen, Galerien, Parks und Einkaufsmöglichkeiten.
Bereits im Voraus buchte ich eine Drei-Tages-Tour von Adelaide nach Melbourne, die sogenannte "Great Ocean Road". Auch diese wird wohl noch sehr lange in meinem Gedächtnis bleiben. Unsere Gruppe aus internationalen Teilnehmern verschiedener Altersklassen wurde von einem Tourguide begleitet, der uns zuerst zum Grampians Nationalpark fuhr. Schon der erste Tag war erlebnisreich: Wir sahen wunderschöne Wasserfälle, atemberaubende Aussichtspunkte in schwindelerregender Höhe, unberührte Wälder und 1,50 Meter große Kängurus, die in unmittelbarer Nähe vor uns entlang hüpften. In der darauffolgenden Nacht klingelte mein Wecker bereits um 3.30 Uhr. Es hieß aufstehen, frühstücken und durch die Dunkelheit auf einen Aussichtspunkt wandern, um dort einen wunderschönen Sonnenaufgang und eine faszinierende Aussicht zu genießen. Weiter ging es dann entlang der Great Ocean Road mit den "zwölf Aposteln" (alleinstehende riesige Felsbrocken im Meer), wo wir die zweite Nacht verbrachten. Auch hier ließen wir uns den Sonnenuntergang und -aufgang natürlich nicht entgehen.
Wir fuhren die bekannteste Küstenstraße Australiens entlang, durchquerten charmante Küstenorte und sahen, wie Surfer nach perfekten Wellen suchten. Die unvergessliche Tour endete in Melbourne. Der 12-stündige Aufenthalt dort brachte mich aufgrund der schön geschmückten Stadt in Weihnachtsstimmung. Der nächste Halt war Canberra, die Hauptstadt Australiens: dort verbrachte ich den 24.12. zum ersten Mal allein ohne Familie. Ehrlich gesagt war es ein komisches Gefühl, aber ich war immer beschäftigt und hatte keine Zeit zum Grübeln. Ich sah mir das Nationalmuseum, das Kunstmuseum sowie das Parlament an. Ein Muss für jeden, der Canberra besucht. Am ersten Weihnachtsfeiertag fuhr ich weiter nach Sydney. Ich konnte die Ankunft kaum erwarten, denn hier verbrachte ich zwei Wochen und traf meine Freunde wieder. Von nun an war ich nicht mehr nur auf mich gestellt. Nach einem Monat allein reisen und den vielen Eindrücken, war ich darüber sehr glücklich. Die Stadt bietet sehr viel: Harbourbridge, Opera House, Botanical Garden, einen Hafen, Shoppingmöglichkeiten, Bondi Beach, Taronga Zoo und künstlerische Viertel mit viel Street-Art. All dies sahen wir uns innerhalb der zwei Wochen an. Das Highlight war aber definitiv das Neujahrsfeuerwerk! Wir saßen 14 Stunden in einem Park, um eine gute Sicht auf das Feuerwerk zu haben. Ich begann also das Jahr 2020 in der atemberaubenden Metropole Sydney... schon irgendwie besonders... Die Momente werde ich nie vergessen und wahrscheinlich werde ich auch nie wieder so ein beeindruckendes Feuerwerk sehen.
Am 6. Januar setze ich meinen Roadtrip mit zwei anderen Freunden fort: nun ging es für drei Wochen entlang des südlichen Teils der Ostküste bis nach Fraser Islands. Wir fuhren zuerst nach Newcastle, Australiens zweitälteste Stadt. Zwei Tage verbrachten wir dort, allerdings war die Luft extrem verraucht. Aufgrund angrenzender Buschfeuer konnten wir uns nicht lange draußen aufhalten. Mein Favorit war das Bogey Hole, ein natürlicher Pool an der Steinküste. Der ganz besondere Reiz der Stadt besteht aus ihrem englischen Charme. In Port Macquerie kamen wir nachts an und ich fühlte mich wie in einem Horrorfilm, denn die Stadt war in starkem Rauch der Buschfeuer gehüllt. Mit jedem Atemzug nahm man den Qualm wahr. Dort verbrachten wir auch nur einen Tag, an dem wir uns das Koala-Hospital ansahen, eine Rettungsstation für Koalas, die krank oder verletzt sind. Auf dem Rückweg zum Hotel erlebten wir noch eine interessante Geschichte: es fing plötzlich an wie aus Eimern zu regnen und Gewitter kam auf. Wir suchten uns schnellstmöglich ein Vordach, um nicht komplett nass zu werden. Während wir dort warteten, fragte uns ein freundlicher alter Mann, ob wir uns in seinem Apartment unterstellen wollen. Dies bejahten wir und waren geschockt, als wir die Unordnung in der Küche sahen: Tabletten, Alkohol, Tabak und Kakerlaken... alles war auf dem Tisch verteilt. Scheinbar waren wir im Haus eines Alkoholabhängigen gelandet. Trotz allem war er jedoch sehr freundlich und bot uns am Ende sogar seinen Regenschirm an.
Nachdem wir nun seit mehreren Tagen nicht das beste Wetter hatten, empfing uns Coffs Harbour mit Sonnenschein. Unser Hostel bot sogar eine Yoga-Session am Strand sowie kostenlosen Surfbrettverleih an, all das nutzen wir natürlich gerne. Außerdem fuhren wir an einem Tag nach Bellingen, ein Hippie-Dorf in der Nähe, sowie an einen Fluss im Regenwald, in dem wir badeten. Weiter nördlich ging es dann nach Byron Bay. Das Reiseziel ist für seine Strände mit optimalen Surfbedingungen sowie dem Leuchtturm auf einer Landzunge bekannt. Ich mochte die Stadt aufgrund der Vielzahl an alternativen Shops, Restaurants und Cafés. Im Gegensatz dazu war unser darauffolgenden Halt wesentlich hektischer: Surfers Paradise, ein Strandabschnitt an der Gold Coast. Dort trifft eine Skyline an Hochhäusern auf weißen Sandstrand. Der perfekte Ort für Menschen, die Stadt und Strandurlaub gleichzeitig lieben. Nun war es bereits Mitte Januar und wir näherten uns dem Ende des Roadtrips. Vorher verbrachten wir noch drei Nächte in Brisbane. Eine Stadt, die mir persönlich besonders gefällt. Beispielsweise gibt es die Southbank, ein künstlich angelegter Strand mitten am Brisbane River und inmitten der Großstadt. Auch die Museen dort gefielen mir sehr. Die Stadt ist perfekt für einen Wochenendtrip. Wenn möglich, sollte man die EAT Street besuchen, eine Art Street Food Festival mit toll kreierten Speisen für jedermann und Live Musik.
Um dem Roadtrip unvergesslich zu beenden, buchten wir eine Tour nach Noosa und Fraser Island, wo wir mit Jeeps endlose Kilometer am Strand entlang fuhren und im Lake McKenzie badeten, ein Süßwassersee mit glasklarem türkisfarbenen Wasser. Trotz der unberührten Schönheit der Natur lauern auch einige Gefahren auf der Sandinsel, so z.B. Dingos (sehen aus wie Schäferhunde), die sich nicht scheuen, Menschen anzugreifen. Wir überlebten jedoch die drei Tage auf der Insel ohne Komplikationen und beendeten unseren Roadtrip mit wunderschönen Erinnerungen, die wir unser Leben lang nie vergessen werden. Ich bin sehr glücklich und froh darüber, diese Abenteuer erlebt zu haben. Das Alleinreisen, die Temperaturen, die gefährlichen Tiere, die endlosen Busfahrten, die langen Wanderungen, Menschen mit interessanten Stories, die Hostelzimmer und noch viel mehr ... all das forderte mich echt heraus! Aber ich konnte auch sehr viel lernen und mich weiterentwickeln. Bestimmte Dinge kann ich nun viel mehr wertschätzen. Australien ist ein Land unendlicher Weite und unvergesslicher Abenteuer!
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