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Traumjob Privatdetektiv

Marcus Lentz von der Detektei Lentz im Interview

Spannung, Action und vieles mehr – so ähnlich stellen wir uns doch alle den Beruf des Privatdetektiven vor. Zumindest kennen wir ihn so aus den Filmen. Doch nicht unbedingt entspricht dieses Bild der Wahrheit. In der Realität ist dieser Beruf doch um einiges geerdeter, obwohl an der ein oder anderen Vorstellung bestimmt etwas dran ist. Wir unterhalten uns im Marcus Lentz, dem Leiter der Detektei Lentz in Frankfurt. Er klärt dich darüber auf, was alles zum Traumjob Privatdetektiv dazugehört.

Herr Lentz, danke, dass Sie es einrichten konnten.

Sehr gern. Ich freue mich immer, wenn ich Interessierten ein reales Bild über meinen Beruf vermitteln kann. Obwohl viele dann enttäuscht sind...

In der Öffentlichkeit existiert ein Bild von typischen Privatdetektiven. Sie ermitteln, beschatten und erleben viele Abenteuer. Handelt es sich dabei um ein stark romantisiertes Bild?

Detektive heutiger Prägung haben rein gar nichts mit den bekannten TV Genres, wie die ‚Trovatos‘ oder ‚Lenßen & Partner‘ zu tun. Die dort dargestellten Handlungen sind ausnahmslos frei erfunden und sollen den Zuschauer unterhalten und nicht die Realität widerspiegeln, auch wenn manche dieser Formate ganz bewusst den Eindruck der Realitätsnähe erwecken sollen.

Der Alltag sieht wesentlich weniger spannend aus. Er besteht aus manchmal stundenlangem Warten auf die Zielperson. Da muss man bei 40°C im Auto genauso still ohne laufendem Motor und Klimaanlage ausharren können, wie bei -20°C. Bei einer verdeckten Observation muss der Detektiv dann mit seinen Kollegen – es arbeitet niemals ein Ermittler allein – über Funk dann alle Maßnahmen ständig abstimmen, um ein Auffallen, oder gar Erkannt werden in jedem Fall zu vermeiden. Dazu gehört zum Beispiel auch der Fahrzeugwechsel im Sichtfeld der Zielperson.

Im Gegensatz zu anderen Berufen in Deutschland gibt es für den Detektiv keine geregelte Ausbildung. Was muss ich also tun, um Privatdetektiv zu werden?

Im Berufsbildungsgesetz existiert das Verzeichnis anerkannter Ausbildungsberufe; derzeit 325. Der Detektiv gehört (leider) noch nicht dazu. Es gibt bundesweit aber über 500 Ausbildungsberufe, deren Ausbildung nicht gesetzlich geregelt ist. Wir halten uns seit über zwanzig Jahren an den Ausbildungsplan der Zentralstelle für die Ausbildung im Detektivgewerbe – der ZAD GmbH, einem privaten Bildungsträger, der die zweijährige Ausbildung zusammen mit der IHK Kassel/Marburg durchführt. Nicht nur viel Theorie, wie Recht, Psychologie und der Staat und seine Gerichtsbarkeit, sondern auch zwei Jahre Praxis sind erforderlich, um den Abschluss zum "ZAD geprüften Privatermitter – IHK" zu erlangen. Ein Berufsabschluss, der übrigens nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz und in Österreich zur Vorbereitung auf die dort zwingend notwendige "Berufsdetektivprüfung" anerkannt ist.

Der Berufsalltag kann ziemlich vielfältig sein. Welche Voraussetzungen sollte ich also mitbringen?

Ein Bewerber sollte physisch und psychisch hochbelastbar sein. Er behält auch in stressigen Ermittlungen den Überblick, bewahrt Ruhe und handelt kontrolliert. Er hat ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden und Rechtsverständnis, kann sehr gut beobachten, logisch kombinieren und erkennt auch komplexe Zusammenhänge selbstständig. Er spricht und schreibt die deutsche Sprache auf muttersprachlichem Niveau (mindestens Sprachniveau C1) und verfügt bestenfalls über Kenntnisse einer weiteren Fremdsprache, da er auch im Ausland arbeiten und gerichtsverwertbare Berichte selbständig formulieren muss.

Führerschein und Fahrpraxis für PKW und möglichst Motorrad sind unabdingbar.

Was kann einen im Berufsalltag erwarten? Haben Sie oft mit gefährlichen Situationen zu tun?

Der Detektivberuf ist nicht gefährlicher als der eines Taxifahrers. Wenn es gut läuft, arbeitet der Detektiv vollkommen im Verborgenen und unerkannt. Was soll daran gefährlich sein? Ein Detektiv muss aber auch in brenzligen Situationen, etwa bei Observationen im Rotlichtmilieu, selbstsicher auftreten und unerkannt seinen Auftrag verfolgen.

Gibt es nach der Ausbildung Weiterbildungsmöglichkeiten? Kann ich mich spezialisieren und wie sieht generell der Karriereweg aus?

Nach der Ausbildung zum "ZAD geprüften Privatermittler – IHK" kann ein Detektiv sich spezialisieren. Etwa auf Internetrecherchen (OSINT Recherchen) oder als Erbenermittler eine Weiterbildung machen. Aber auch eine Karriere in einer Detektei als Einsatzleiter, bzw. bei einer Versicherung als Versicherungsdetektiv ist denkbar.

Der Verdienst spielt am Ende ebenfalls eine große Rolle. Können Sie uns ein grobes Spektrum geben, welches Gehalt pro Monat möglich ist?

Mit der abgeschlossenen Ausbildung, fließendem Englisch in Wort und Schrift, PKW und Motorradführerschein und mindestens dreijähriger Berufsausbildung sind 4.500 EUR bis 5.000 EUR brutto realistisch erreichbar.

Zum Abschluss: Haben Sie vielleicht noch einen Typ für Jugendliche, die eine Karriere als Privatdetektiv einschlagen möchten?

Um als Detektiv zu starten, solltet ihr nicht zu jung sein. Im Regelfall ist 21 ein gutes Alter. Von Vorteil könnte ein Kriminalistik Studium sein, mit der ihr sicherlich eine gute Grundlage schafft. Ebenso könnte eine Tätigkeit als Kaufhausdetektiv ein super Einstieg sein. Eine polizeiliche Ausbildung ist hingegen eher weniger geeignet, da die Polizei im Rahmen ihrer Tätigkeit hoheitliche Befugnisse hat. Diese hat ein Detektiv nicht. Seid euch darüber bewusst, dass ihr kaum zu Hause seid. Der Detektivberuf ist kein 9 to 5 Job. Ihr müsst regelmäßig heimatfern arbeiten und auch viel am Wochenende, wenn eure Freunde frei haben. Ihr seid mit eurem Team regelmäßig in ganz Deutschland und Europa, aber auch mehrfach im Jahr weltweit unterwegs. Und wenn der Partner daheim auf der Couch sitzt und Probleme macht, habt ihr entweder den falschen Beruf oder den falschen Partner. Das solltet ihr euch aber vorher überlegen. Eine 50 - 60 Stundenwoche ist der normale Alltag.

Vielen Dank Marcus Lentz von der Detektei Lentz in Frankfurt.