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Mental Load

Kennst du das belastende Gefühl, ständig an alles denken zu müssen – ob WG-Müll entsorgen oder Geschenke planen? Für diese mentale Belastung, die durch das Organisieren von Alltagsaufgaben entsteht, gibt es die Bezeichnung Mental Load. Wir verraten dir, was das genau bedeutet und wie du dem entgegenwirken kannst.

Am Wochenende feiert deine WG eine Party und wer ist mal wieder für die Organisation verantwortlich? Du. Dabei hast du morgen noch einen Zahnarzttermin und die Oma solltest du auch mal wieder anrufen. Außerdem muss der Biomüll noch entsorgt und der nächste Freundinnenurlaub geplant werden. Und ein Gruppengeschenk für deinen besten Freund musst du dir auch noch überlegen. Diese mentale Überlast an Alltagsaufgaben, also das Gefühl, ständig an alles denken zu müssen und die Verantwortung dafür zu tragen, wird als Mental Load bezeichnet.

Mental Load: Unsichtbare Alltagsaufgaben

Dabei handelt es sich vor allem um solche Aufgaben, die in der Regel unsichtbar bleiben. So ist beispielsweise die WG-Müll-Entsorgung an sich keine große Sache. Wenn diese und weitere Aufgaben aber ständig nur an dir hängen bleiben, kann das schnell zu Chaos im Kopf führen. Häufig sind es gerade die kleinen To-Dos im Alltag, die sich in ihrer Summe läppern und Mental Load zur Folge haben. Das gilt nicht nur für den WG-Alltag. Auch in deinem Freund:innenkreis oder auf der Arbeit tummeln sich unsichtbare "kleine" Aufgaben, die belastend sein können. Das kann die Zuständigkeit für das Geld-Einsammeln für ein Gruppengeschenk oder das obligatorische Kaffeekochen jeden Morgen im Büro sein; Kleinigkeiten, die irgendwann keine Kleinigkeiten mehr sind, da sie für dich Verantwortung bedeuten.

Vor allem Frauen sind von Mental Load betroffen

Auch wenn sich der Begriff einwandfrei auf Alltagsstress im WG-Leben oder im Büro anwenden lässt, bezieht er sich ursprünglich auf die mentale Belastung von Frauen im Familienleben. Die Rollenaufteilung ist in vielen Familien – ob bewusst oder unbewusst – noch immer geprägt von Stereotypen: Frauen kümmern sich um den Haushalt, Männer gehen arbeiten. So extrem ist das heute vielerorts zwar nicht mehr – viele Frauen/Mütter gehen heute (Teilzeit) arbeiten –, die unsichtbaren Alltagsaufgaben im Haushalt oder bei der Kindererziehung bleiben trotzdem häufig noch an ihnen hängen. Hier muss sich gesellschaftlich also nach wie vor etwas tun. Denn Mütter sollten nicht immer an alles denken müssen. Dabei darf auch nicht vergessen werden, dass die Sozialisation, also das Umfeld, in dem wir aufwachsen und das uns prägt, einen großen Teil dazu beiträgt, wie wir den Alltag meistern. Interessant ist beispielsweise, dass sich laut einer Studie aus dem Jahr 2018 vor allem weibliche Studierende psychisch belastet fühlen. Es ist sicherlich kein Zufall, dass Studentinnen, die mit dem Bild der "Frau/Mutter, die immer an alles denkt" aufgewachsen sind, dieses vermeintlich perfektionistische Verhalten auch auf sich und ihren (Studien-)Alltag übertragen.

Mental Load: Was hilft dagegen?

Mental Load darf nicht klein geredet werden. Folgen können burnoutähnliche Symptome, Frust und Unzufriedenheit sein, was sich nicht unerheblich auf dein Studium, deine Arbeit oder deine Beziehungen auswirken kann. Auch einkaufen, putzen, E-Mails checken oder WhatsApp-Nachrichten beantworten frisst zeitliche und mentale Kapazitäten. Ehe du dich versiehst, ist der Tag schon wieder vorbei und du konntest dich schon wieder nicht an deine Hausarbeit setzen. Damit das nicht ständig passiert, haben wir ein paar Tipps, wie du Mental Load vermeiden bzw. besser einteilen kannst:

  • Mache das Unsichtbare sichtbar: Du solltest dir genauestens bewusst machen, welche unsichtbaren To-dos anfallen. Dafür erstellst du am besten eine Liste, auf die du jede Kleinigkeit aufschreibst, also auch so etwas wie Wäsche aufhängen, Pflanzen gießen, staubsaugen, spülen etc. Das Sichtbarmachen dieser alltäglichen Aufgaben ermöglicht dir, einen klaren Kopf zu bewahren und Einteilungen von "Super wichtig" bis hin zu "Kann warten" vorzunehmen.
  • Versuche weniger perfektionistisch zu sein: Es ist egal, wenn die WG oder deine Wohnung mal nicht piccobello aussieht. Ja, auch wenn Besuch kommt. Mental Load kann das Resultat des eigenen Perfektionismus sein. Versuche von der Vorstellung wegzukommen, dass du wirklich immer an alles denken musst. Wenn der Besuch mal keine Zitronenscheibchen zum Wasser erhält, dann ist das so.
  • Du musst nicht auf jeder Party tanzen (wortwörtlich): Lerne "Nein" zu sagen und auf dein eigenes Wohlbefinden zu hören. Wenn dir etwas zu viel ist, dann ist dir etwas zu viel und du solltest dich abgrenzen. Die nächste Party kommt mit Sicherheit.
  • Kommuniziere! Und das ist wohl der wichtigste Tipp: Wenn du merkst, dass dir die mentale Belastung durch Alltagsaufgaben in der WG, im Büro oder im Freundeskreis zu viel werden, dann spreche es an. Nur weil du bestimmte Aufgaben bis dato immer übernommen hast, heißt das nicht, dass das so bleiben muss. Wichtig ist hier, dass deine Mitbewohner:innen, Kolleg:innen und Freund:innen nicht nur einfach mithelfen, sondern Verantwortung übernehmen. Schließlich würde es kaum etwas an der Situation ändern, wenn du deine Mitbewohner:innen jedes Mal daran erinnern musst, den Müll runterzubringen. Ziel muss es sein, dass sie die Alltagsaufgaben selbst erkennen und ausführen.

Zu guter Letzt solltest du wissen, dass du mit der mentalen Belastung von Alltagsaufgaben nicht alleine bist. So geht es mehr Menschen als dir vielleicht bewusst ist. Spreche also über das Thema Mental Load mit deinen Freund:innen. So findet ihr womöglich gemeinsame Lösungen gegen den Alltagsstress. Und Reden hat sowieso noch niemandem geschadet!

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