Orientierungsstudium
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Celina Gries absolviert gerade einen Internationalen Freiwilligendienst in Australien. Im sechsten Teil ihres Erfahrungsberichts erzählt die 18-Jährige, wie sie in den Schulalltag zurückfindet und welche neuen Aufgaben sie übernimmt.
Unglaublich, was ist in den letzten zwei Monaten während meines Roadtrips alles passiert ist! Ein Erlebnis hat das andere abgelöst und es blieb kaum Zeit darüber nachzudenken. Es wird wohl noch ein bisschen dauern, bis ich meine Reiseerfahrungen wirklich realisiert habe. Wohin geht es morgen? Was und wo esse ich als nächstes? Wann fährt der nächste Bus? Wann muss ich auschecken? Wo lasse ich mein Gepäck? Was kann ich heute unternehmen? All diese Gedanken fallen nun weg. In den ersten Tagen fiel es mir unglaublich schwer, an meiner Einsatzschule in Toowoomba wieder in den Arbeitsalltag zurückzukehren. Ich bin ein Mensch, der sehr gern reist und seine Tage mit möglichst vielen Ereignissen füllt. Aber das Ankommen hier hatte auch seine Vorteile: Ab jetzt kann ich wieder jederzeit waschen, mein eigenes Bad benutzen, muss nicht mehr aus dem Koffer leben und die Mahlzeiten nicht mehr im Voraus planen.
Ich freute mich auf den neuen Arbeitsplan für Term 1. Denn mit dem Beginn des neuen Schuljahres zogen neue Internatsschülerinnen mit viel Gepäck ein. Sie kamen aus allen Teilen des Landes, so zum Beispiel aus dem Outback, Thursday Islands, Brisbane und New South Wales. Einige kamen aber auch aus anderen Ländern wie Papua Neuguinea, Dubai, Neukaledonien oder Vanuatu. Das erforderte in der ersten Schulwoche einiges an Organisation und Fürsorge. Viele der Mädchen hatten verständlicherweise zu Beginn Probleme, sich einzuleben. Die Tränen kullerten... Wir gaben unser Bestes, den Schülerinnen einen angenehmen Start in das Internatsleben zu gewährleisten. Einige hatten dagegen überhaupt kein Heimweh und fühlten sich sofort wohl - obwohl sie erst in der 6. Klasse sind. Es machte mir Freude, mehr über die Mädchen zu erfahren und sie besser kennen zulernen.
Auch neue Mitarbeiter meines Alters begannen ihre Arbeit. Mit ihnen habe ich mich von Anfang an sehr gut verstanden. Außerdem trafen wir Gap Students von anderen Schulen, die aus Südafrika, England, Schottland oder den USA kommen. Leider hatte sich eine meiner Mitfreiwilligen dazu entschieden, nach Hause zu fliegen. Sie hat gemerkt, dass die Arbeit hier doch nicht zu ihr passt. Weil ich sehr viel Zeit mit ihr verbracht habe, war ich darüber wirklich sehr traurig. Trotzdem respektierte ich ihre Entscheidung. Ein Freiwilligenjahr ist eben auch dazu da, zu realisieren, was nicht zu einem passt.
Mit meinem derzeitigen neuen Stundenplan bin ich sehr zufrieden. Dienstag und Mittwoch beginne ich in der Schule mit dem Leiten einer Lesegruppe der ersten Klasse. Den restlichen Vormittag verbringe ich im Kindergarten, in dem ich in diesem Term zum ersten Mal arbeite. Ich habe immer ein Lächeln im Gesicht, wenn ich mit den Kindern male, im Sand spiele oder ihnen Geschichten vorlese. Im Kindergarten wird es nie langweilig: Mal bekommen wir Besuch vom Recycling-Man, der den Kindern zeigt, wie man Müll richtig trennt; mal beobachten wir das Schlüpfen von Küken in einer Brutmaschine oder kleine Krokodile und Dingos statten uns einen Besuch ab. Donnerstags besetze ich die Rezeption und nehme Telefonate an oder beantworte die Fragen von Besuchern. Anfangs war das eine Herausforderung für mich, weil sich dieser Job sehr von meinen normalen Tätigkeiten als Unterrichtshilfskraft unterscheidet. Mittlerweile kenne ich mich aber schon ziemlich gut aus. Danach helfe ich beim Sportunterricht, in dem die Schülerinnen der 1. und 2. Klasse meist Touch Football (harmloses Rugby) oder Tennis spielen. Freitagvormittags bereite ich wie auch schon zuvor Snacks zu, nachmittags helfe ich bei den "Cadets" (Jugendorganisation, die sich mit der Ausbildung und dem Verhalten im militärischen Umfeld beschäftigt). Zweimal in der Woche sowie am Wochenende arbeite ich dann im Internat. In den letzten Wochen haben wir viel gebacken und gebastelt, da jede größere Stadt in Australien Shows veranstaltet, zu denen selbstgemachte Dinge abgegeben werden können. Eine Jury stimmt ab, welche Kekse ihnen am besten geschmeckt haben oder welches Kunstwerk am schönsten aussieht. Die Schülerinnen können so jede Woche Preise gewinnen und sind deshalb äußerst motiviert.
Im Februar und März standen einige Ausflüge und Thementage an. Am ersten Wochenende fuhren wir mit allen Internatsschülern nach Brisbane in einen Park mit Schwimmlagune, Einkaufszentrum, botanischem Garten und Grill-Platz, wo wir ein typisch australisches Barbecue-Lunch mit Picknick abhielten. Auf dem Plan stand auch, einmal im Monat einen Gottesdienst zu besuchen – wie ich fand eine gute Idee, da die Messe auch aktuelle weltliche Probleme einbezieht. Es fanden auch einige Sportevents statt, wie zum Beispiel ein Schwimmwettbewerb oder Cross Country, bei dem die Schülerinnen von der 1. bis zur 12. Klasse eine bestimmte Distanz schwimmen bzw. joggen, um Spendengelder zu sammeln. Das größte Event im Jahr ist die "Glennie Fair". Hierbei verwandelte sich das gesamte Schulgelände in einen riesigen Festplatz: Fahrgeschäfte, Stände mit leckeren Spezialitäten, Handwerken, Kleidung, ein Bühnenprogramm mit schuleigener Band und Sängern sowie eine Fashion-Show, Kamel- und Pferdereiten oder sogar Schweinerennen. 14.000 Menschen besuchten diese Veranstaltung. Ich bin immer wieder überrascht, wie gut solche Events organisiert werden. Von einem auf den anderen Tag wird alles aufgebaut und wieder abgebaut. Die Schule präsentiert sich von ihrer besten Seite und die Schülerinnen sind sehr stolz darauf.
Was die klimatischen Bedingungen hier in Australien betrifft, erlebe ich Extreme. Nach der langen Trockenheit und den Buschfeuer, die noch im Dezember weite Teile des Kontinents betrafen, erblickte ich Anfang Februar in Toowoomba eine komplette Kehrtwende: plötzlich war alles grün und die Stadt machte ihrem Namen "Garden-City" alle Ehre. Jeder freute sich über den Regen, doch er wollte irgendwie nicht enden. So regnete es fast zwei Wochen am Stück und es kam zu Überflutungen. Der Bach in der Stadt überstieg das Ufer und verwandelte sich in einen reißenden Fluss. Mittlerweile hat sich die Situation jedoch wieder beruhigt.
Du willst wissen, was Celina in den folgenden Wochen und Monaten während ihres Freiwilligendienstes in Australien erlebt? Schau dir auch die anderen Erfahrungsberichte von Celina an, halte dich auf ihrem Instagram-Account oder über ihren Blog auf dem Laufenden.
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