Kreative Bewerbungen: Alles außer 08/15
So fällt deine Bewerbung auf!
Bücher zum Thema Bewerbung geben oft widersprüchliche Empfehlungen für die Gestaltung von Bewerbungsschreiben, Lebenslauf und Co. Warum sich also nicht mal davon frei machen? In kreativen Branchen darf die Bewerbung ruhig etwas unkonventioneller ausfallen. Dennoch gilt auch hier: Formalitäten einhalten, Rechtschreibfehler vermeiden, professionelles Foto mitschicken! Und: Eine benutzerfreundliche Darstellung ist Pflicht – der Empfänger muss alle Daten, die ihm wichtig sind, binnen Sekunden finden. Mappen, die dem Leser Arbeit machen (z.B. Anschreiben als Puzzle oder Flaschenpost), sind keine gute Idee!
Wer sagt, dass die Blätter in deiner Bewerbung vier Ecken haben müssen? Vielleicht hältst du ja Ecken generell für überschätzt. Wie wäre es mit abgerundeten Ecken? Und einem Querformat statt der hochkantigen Norm? Alles geht – Hauptsache, du setzt deine Mittel konsequent ein. Wer im wahrsten Sinne des Wortes die Ecken knickt oder das Format flachlegt, muss darüber hinaus nicht noch mit der Farbe und den Schriftarten spielen. Sparsame Kreativität ist eleganter als die Variante: "Guck’ mal, was mein Computer alles kan".
Statt die Seiten zu beschneiden, kannst du auch farbiges Papier benutzen. Wie wäre es z.B. mit einer hellgrünen Pappmappe und dunkelgrünem Papier im Innenteil? Von Seite zu Seite sollte die Farbe auf keinen Fall wechseln. Das heißt auch: Zeugniskopien und Arbeitsproben müssen auf dem gleichen Papier gedruckt sein wie der Rest der Unterlagen. Du kannst auch den Briefkopf, der auf jeder Seite gleich aussehen soll, besonders gestalten, indem du den Text durch einen farbigen Kasten unterlegst oder mit der Textformatierung spielst. Generell gilt: Mehr als zwei Formatierungen und zwei Schriftarten sollten auch in einer kreativen Bewerbung nicht auftauchen - sonst wird das Schriftbild zu unruhig, und der Leser weiß nicht mehr, wo er zuerst hingucken soll. Eine weitere Möglichkeit, deine Mappe unkonventionell zu gestalten, ist der Einsatz von Handschrift. Dieses Schmankerl bleibt jedoch Leuten vorbehalten, die schön und vor allem lesbar schreiben. Du kannst dir eine einzelne Seite – z.B. das Motivatonsschreiben – herauspicken, die du mit dem Füller (nicht mit dem Kuli!) beschreibst. Der Rest der Seiten sollte aber getippt sein.Ob deine gesammelten Seitenwerke in einem Plastik- oder Pappordner Platz finden, liegt ganz an deinem Geschmack. Zurückhaltung ist bei schrillen Farben und Mustern angesagt. Wie wäre es mit einer schönen, großen Klammer, die die Unterlagen zusammenhält?
Es muss nicht zwingend eine Mappe sein. Man hört übrigens immer wieder von Menschen, die ihre Unterlagen in einem Pizzakarton oder ähnlich schräger Verpackung verschicken. Damit wird definitiv die Grenze zur Albernheit überschritten. Es mag Personaler geben, deren Begeisterungsnerv damit getroffen wird. Die meisten werden sich jedoch ein bisschen veräppelt vorkommen. Besser lassen! Normale Umschläge haben außerdem den Vorteil, dass sie in Briefkästen passen.
Deine Bewerbung ist ein Werbeprospekt in eigener Sache. Bereits auf dem Deckblatt kann mehr stehen als das übliche Duo aus Foto und Adresse. Stelle hier deine Stärken oder Ziele heraus, die du normalerweise im Motivationsschreiben, der so genannten dritten Seite, unterbringen würdest. Überschriften wie „Meine Motivation“, „Warum ich mich bewerbe“, „Zu meiner Person“ oder „Warum ich?“ lenken die Aufmerksamkeit des Lesers auf dein persönliches Profil. Das Deckblatt kann als Orientierungshilfe für den Leser auch ein Inhaltsverzeichnis abbilden.
Das lohnt sich jedoch nur bei Mappen, die mehr als acht Seiten enthalten. Ein bisschen Farbe tut dem kreativen Deckblatt gut – auf grelle Farbkombinationen solltest du aber verzichten. Weniger ist mehr!
Sehr handlich und darüber hinaus kreativ gestaltbar ist der Flyer. Er eignet sich bestens für eine Initiativbewerbung. Dabei ist er nie Ersatz für deine kompletten Bewerbungsunterlagen. Er soll neugierig machen und dazu führen, dass man dich näher kennen lernen möchte. Du kannst ihn gut mit auf Ausbildungsmessen nehmen. Nach einem persönlichen Gespräch am Messestand lässt du den Flyer mit deinen Kontaktdaten einfach da. Wie das kleine, vielseitige Stück Eigenwerbung aussehen kann, zeigt dir unser Beispiel. Sicher ist: Der Flyer ist kostengünstiger als eine Bewerbungsmappe und erregt gleichzeitig mehr Aufmerksamkeit.
In dem meist zweizeiligen Betreff werden hauptsächlich diese Infos untergebracht: das Datum und Medium der Stellenanzeige sowie die Stelle, für die man sich bewirbt. Wenn du eine dritte Zeile einfügst, kannst du darüber hinaus durch einen Leitspruch oder Ähnliches auf dich aufmerksam machen. Bewirbst du dich für die Ausbildung zum Hotelkaufmann? Dann könnte hier z.B. stehen: „Übernachten kann ich zuhause. Bei Ihnen möchte ich mich entfalten“. Die Betreffzeile kreativ zu nutzen, ist vor allem dann sinnvoll, wenn deine Bewerbung kein Deckblatt enthält. Letzteres bietet in der Regel genug Platz für das, was du betonen möchtest.
Wer sich um einen Job in der Internetbranche bewirbt, sollte digitale Arbeitsproben vorweisen können oder Teile der Bewerbung digital gestalten, um zu transportieren: Ich kenne die Medien, mit denen ich arbeiten werde. Also ran an den digitalen Speck.
Zum Beispiel so: Mail: Bitte mit nur einem Anhang, der alle Dokumente enthält, verschicken. Der Mailtext kündigt an, dass sich im Anhang eine Bewerbung befindet. Das Anschreiben an sich öffnet sich erst im PDF. Eine persönliche Note bekommt deine Bewerbungsmail durch eine eingescannte Unterschrift in der Signatur.
Uwe Thiel ist Art Director bei der Agentur Denkwerk in Köln. Wir haben ihn gefragt, worauf er bei Bewerbern achtet. „Kreative Bewerbungsmappen zu sichten kostet viel Zeit“, sagt er. „Wer sicher sein will, dass der Empfänger sich diese Zeit auch nimmt, sollte einschlägige Stationen im Lebenslauf sowie gute Arbeitsproben vorweisen können.“ Bei den Arbeitsproben seien vor allem die Originalität und die Auseinandersetzung mit einem Thema wichtig. Abgekupferte Entwürfe und Ideen solle man unbedingt meiden!
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