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Arm, aber glücklich

Jobchancen für Geisteswissenschaftler

Geisteswissenschaftler haben es auf dem Arbeitsmarkt traditionell schwer. Wer im Studium Schwerpunkte setzt und die eigenen Stärken gut verkauft, hat jedoch alle Chancen.

Jobchancen Geisteswissenschaftler

Geisteswissenschaftler sind die Gewinner auf dem Arbeitsmarkt von morgen? Nach Jahren des Jammerns über die schlechten Berufsaussichten winken endlich sichere Jobs und ordentliche Gehälter? Nein, leider nicht. Absolventen von sprach-, gesellschafts- und kulturwissenschaftlichen Fächern stehen nach wie vor nicht sofort alle Türen offen. Trotzdem können fähige Absolventen mit geisteswissenschaftlichem Studium sehr gute Jobs finden. Allerdings liegen ihre Einstiegsgehälter immer noch weit unter denen der meisten anderen Hochschulabsolventen.

Wenn es um den Verdienst, die Karrierechancen und die Frage geht, wie sicher ihre Arbeitsplätze sind, schneiden Geisteswissenschaftler tatsächlich schlecht ab. Und trotzdem ist etwa jeder vierte deutsche Student in einem geisteswissenschaftlichen Fach eingeschrieben. Denn beruflicher Erfolg kann auch daran gemessen werden, wie sehr einen die ausgeübte Tätigkeit inhaltlich interessiert. Wenn ein Studium (und damit höchstwahrscheinlich auch der spätere Beruf) Spaß macht und gewisse Freiheiten lässt, kann das ein geringeres Einkommen, befristete Jobs und Karriereunterbrechungen ausgleichen.

Wissenschaftliche Karriere oder Selbstständigkeit?

Chancen können sich für Geisteswissenschaftler zukünftig dadurch ergeben, dass viele besetzte Stellen aufgrund des Rentenalters frei werden. Aktuellen Studien zufolge wird in den Sozial- und Erziehungsberufen sowie im Berufsfeld Organisation und Verwaltung in den kommenden Jahren dringend Nachwuchs benötigt. Die Möglichkeiten der Zukunftsgestaltung sind vielfältig. Du kannst zum Beispiel einen Doktor in deinem Fach anstreben und dein Wissen in Fachpublikationen öffentlich machen oder eine universitäre Karriere anstreben. Aber auch die Selbstständigkeit ist möglich. Anke Fröchling, 50, arbeitet beispielsweise freiberuflich als Schreibcoach in der Einzelberatung bei Schreibblockaden und lehrt kreative Schreibtechniken für Beruf und Wissenschaft. Sie leitet Seminare zu Themen wie "Kundenorientierte Korrespondenz" in Unternehmen und Behörden. "Nach meinem Studium der Literatur, Musik, Psychologie und Soziologie mit dem Abschluss Diplom-Kulturpädagogin wollte ich promovieren, musste aber aus gesundheitlichen Gründen abbrechen", erzählt Fröchling, "Ich bin dann in der PR-Abteilung der Philharmonie Köln wieder eingestiegen, habe an Weiterbildungen im Bereich Schreibtraining teilgenommen und mich vor 21 Jahren selbstständig gemacht."

Mehr Wissen durch Spezialisierungen, Neben- oder Zweitfächer

Ideal ist es, wenn sich Geisteswissenschaftler spätestens zur Halbzeit ihres Studium spezialisieren. Das ist durch aufeinander aufbauende Praktika möglich, aber auch durch Auslandserfahrungen, entsprechende Wahlpflichtkurse oder das Thema ihrer Abschlussarbeit. Eine etwas erfolgversprechendere Ausbildung kannst du dir durch Neben- oder Zweitfächer schaffen. Wer sich etwa für Theaterwissenschaft interessiert, kann sich durch Nebenfächer wie Jura oder Psychologie ein ganz individuelles Profil zulegen. Das ist zwar nicht immer leicht, weil du es mit grundverschiedenen Denkweisen innerhalb der Fächer zu tun hast, trotzdem kann eine außergewöhnliche oder ideal zusammenpassende Fächer-Kombination Türen öffnen. Auch Betriebswirtschaft kann im Zusammenspiel mit Studiengängen wie Germanistik und Anglistik sinnvoll sein. Agenturen, Plattenfirmen und PR- sowie Marketingabteilungen stellen Sprachbegabte mit Wirtschaftswissen gerne ein.

Was sind eigentlich Geisteswissenschaften?

Eine einheitliche Definition gibt es nicht, und die Grenzen zu anderen Fachgebieten sind teilweise fließend. Als Kernbereiche der Geisteswissenschaften gelten in der Regel die Literaturwissenschaft und Sprachwissenschaften, außerdem Philosophie, Religionswissenschaft, Geschichtswissenschaften, Kulturwissenschaften und Disziplinen rund um darstellende Kunst, Film und Fernsehen, Musik und Medien. Weitere Beispiele für geisteswissenschaftliche Studiengänge: Ethik, Kommunikationswissenschaften, Kunstgeschichte, Medienwissenschaft, Musikwissenschaft und Politikwissenschaft. Du kannst die Geisteswissenschaften übrigens auch als Lehrer vermitteln, in dem du einfach Lehramt Sozial-, Gesellschafts- und Geisteswissenschaften studierst.

Ein geisteswissenschaftliches Studium qualifiziert die Studierenden nicht für ein bestimmtes Berufsbild, anders als zum Beispiel Recht, Medizin oder technische Studiengänge. Dafür verfügen sie über wichtige Soft Skills, die bei Arbeitgebern gefragt sind. Dazu gehören zum Beispiel Reflexionsfähigkeit, Kreativität, Kommunikationsfähigkeit, Sprachkompetenz, Flexibilität, Durchhaltevermögen und die Fähigkeit zu komplexem Denken.

5 Karriere-Tipps für Geisteswissenschaftler

  • Über den Tellerrand schauen: Dein Studium führt dich zwar nicht zielsicher in einen bestimmten Job – dafür stehen dir aber viele Türen offen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Job bei McKinsey? Unternehmensberatungen schätzen gute Quereinsteiger!
  • Schlüsselqualifikationen aneignen: Das Fachwissen allein ist bei Geisteswissenschaftlern noch keine Eintrittskarte ins Berufsleben. Stattdessen gilt es, sich Soft Skills anzueignen.
  • Spezialisieren: Lerne ein ausgefallene Sprache oder schau mal in andere Fachgebiete rein als dein eigenes. So bekommt dein Lebenslauf ein Profil, und du hebst dich von der Masse ab.
  • Kontakte knüpfen: Viele Unternehmen stellen am liebsten Mitarbeiter ein, die sie schon kennen. Praktika sind daher das A und O.
  • Durchhalten: Der Berufseinstieg verläuft für viele Geisteswissenschaftler holprig. Nach dem Abschluss kommt vielleicht erst mal ein Praktikum, dann eine befristetet Stelle. Studien belegen aber, dass nach zwei bis drei Jahren fast alle fest im Berufsleben stehen.

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