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Studium oder duales Studium

Lieber ein Studium oder ein duales Studium? Wer dual studiert, übernimmt eine Doppelrolle als Theoretiker und Berufspraktiker. Neben vielen Vorzügen bringt das duale Studium aber auch Einschränkungen mit sich. Wir haben Vorteile und Nachteile aufgelistet.

Nach dem Pauken fürs Abi hast du erst mal genug vom Lernen und möchtest lieber arbeiten und Geld verdienen? Studieren willst du zwar eigentlich schon, aber eben nicht nur im Hörsaal hocken? Dann ist ein duales Studium womöglich genau das Richtige für dich. Im dualen Studium lernst du einerseits ganz klassisch die theoretischen und wissenschaftlichen Grundlagen in der Uni, in der vorlesungsfreien Zeit aber widmest du dich der Berufspraxis im Betrieb. So eine Aufteilung bringt viele Vorteile mit sich, wie zum Beispiel ein richtiges Gehalt. Sie hat aber auch einige Nachteile. Wir haben die Vor- und Nachteile eines dualen Studiums mit Blick auf Praxisnähe, Jobaussichten, Gehalt und Studiendauer für dich aufgelistet.

Theorie und Praxis

Vorteile:

Du studierst zum einen an einer Hochschule oder Berufsakademie und arbeitest zum anderen als Vollzeitkraft in einem Unternehmen – und das im regelmäßigen Wechsel. Geläufig sind entweder jeweils dreimonatige Theorie- und Praxisblöcke oder das Wochenmodell, bei dem man drei Tage arbeitet und zwei Tage studiert. So verbringst du in etwa gleich viel Zeit an beiden Orten und hast die Gelegenheit, das theoretische Wissen, das du an der Hochschule erlernst, gleich in der täglichen Arbeit anzuwenden.

Bei der Umsetzung gibt es zwei verschiedene Ansätze: Im praxisintegrierten Studienmodell bist du zwar in ausgedehnten Praxisphasen im Partnerbetrieb, erwirbst aber "nur" den ganz normalen Bachelor-Abschluss. In ausbildungsintegrierten Studiengängen machst du zusätzlich noch den Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf. Beide Modelle haben denselben Vorteil: Als dualer Student sammelst du während deines Studiums ausgiebig Berufserfahrung und kannst dich besser auf das spätere Arbeitsleben vorbereiten. Während deiner Zeit im Betrieb wirst du von Anfang an als Vollzeitkraft in den täglichen Arbeitsalltag eingebunden und übernimmst Verantwortung. So merkst du schon früh – und nicht erst nach dem Abschluss –, ob der Job, auf den du hinarbeitest, dir auch wirklich liegt. 

Nachteile:

Ein duales Studium ist kein Zuckerschlecken, sondern äußerst arbeitsintensiv und deutlich stressiger als ein klassisches Studium – das solltest du dir vorher bewusst machen. Der ständige Wechsel zwischen Praxisphasen und Vorlesungszeiten macht vielen Studenten zu schaffen, noch dazu überschneidet sich beides zwangsläufig: Zahlreiche Prüfungen, Klausuren und Hausarbeiten musst du parallel zu deinem Vollzeitjob im Betrieb schreiben und vorbereiten. Das bedeutet für dich viel zusätzliche Arbeit in den Abendstunden oder an den Wochenenden und erfordert viel Eigenständigkeit und Selbstdisziplin. Nicht jeder kommt mit dem Druck zurecht, den die Doppelbelastung aus Studium und Arbeit mit sich bringt.

Auf Semesterferien musst du im dualen Studium verzichten. Während andere Studenten die vorlesungsfreie Zeit genießen, arbeitest du im Unternehmen. Die fünf bis sechs Wochen Urlaub, die dir zustehen, kannst du dir nur in Abstimmung mit deinem Arbeitgeber nehmen, und das auch nur in den Praxisphasen – in den Theoriephasen herrscht Anwesenheitspflicht an der Hochschule.

Wenn du dich in deiner knapp bemessenen Freizeit noch mit Freunden treffen und deinen Hobbys nachgehen willst, musst du dir deine Zeit einteilen und dich selbst gut organisieren können.

Gute Zukunftsperspektiven

Vorteile:

Nach dem Studium hast du beste Jobchancen, denn Absolventen von dualen Studiengängen sind bei Arbeitgebern gefragt – wegen ihrer großen Berufserfahrung und weil sie Stressresistenz und ein gutes Selbstmanagement bewiesen haben.

Vielleicht musst du dir aber auch gar nicht erst einen Job suchen, sondern kannst direkt in deinem Ausbildungsbetrieb einsteigen – die Übernahmechancen stehen in der Regel gut. Kein Wunder, hast du dich in den letzten Jahren doch als wertvolle und qualifizierte Arbeitskraft präsentiert, die das Unternehmen und seine Strukturen und Abläufe gut kennt und nicht mehr aufwändig eingearbeitet werden muss. Doch selbst wenn dir kein Job angeboten wird, hast du dir im besten Fall schon früh ein berufliches Netzwerk aufgebaut und Kontakte geknüpft, die dir bei der Jobsuche noch sehr nützlich sein können.

Nachteile:

Das duale Studium ist nicht nur bei Arbeitgebern beliebt, sondern auch bei Leuten wie dir – die Konkurrenz um duale Studienplätze ist enorm, und wie so oft übersteigt die Nachfrage das Angebot. Die Unternehmen können es sich daher erlauben, nur die allerbesten Bewerber einzustellen. Als Folge sind die Zugangshürden meist hoch, und du musst dich erst in langwierigen mehrstufigen Bewerbungsverfahren gegen deine Mitbewerber durchsetzen.

Finanzielle Unabhängigkeit

Vorteile:

Du verdienst von Anfang an dein eigenes Geld. Der Betrieb, in dem du während der Praxisphasen arbeitest, zahlt dir ein monatliches Gehalt, das meist sogar ein wenig höher ausfällt als das der regulären Azubis. In der Regel wird der Lohn durchgehend während des gesamten Studiums gezahlt, also auch während der Studienphasen. Dein Einkommen ermöglicht es dir, früh auf eigenen Beinen zu stehen und dein Studium selbst zu finanzieren. In vielen Fällen übernimmt die letztere Aufgabe allerdings auch schon dein Betrieb, der ganz oder teilweise für etwaige Studiengebühren aufkommt.

Nachteile:

Mit einem dualen Studium bindest du dich für die nächsten Jahre an ein bestimmtes Unternehmen. Du solltest dir also gründlich überlegen, bei welchem Praxisträger und in welcher Branche du dich bewirbst. Ein Studienabbruch ist zwar möglich, kann für dich aber Konsequenzen haben. Dein Praxisbetrieb investiert Zeit und Geld in deine Ausbildung und sieht es daher natürlich nur ungern, wenn du frühzeitig das Handtuch wirfst. Daher musst du dich in diesem Fall auf eine Rückzahlung der Studien- und Semestergebühren einstellen, für die dein Betrieb aufgekommen ist. Die genauen Details werden in deinem Ausbildungsvertrag festgehalten.

Verkürzte Studiendauer

Vorteile:

Viel in wenig Zeit – so lautet das inoffizielle Motto im dualen Studium. Duale Studiengänge dauern in der Regel sechs oder sieben Semester und damit genauso lange oder lediglich ein Semester länger als reguläre Studiengänge. Anders als reguläre Studenten sammelst du in diesem Zeitraum aber bereits mehrjährige Berufserfahrung, die über bloße Praktika hinausgeht. Gerade beim ausbildungsintegrierenden Studienmodell ist der Zeitvorteil enorm: Statt jeweils drei Jahre auf eine Berufsausbildung und ein Bachelor-Studium zu verwenden, kannst du innerhalb von drei Jahren beide Abschlüsse erwerben.

Nachteile:

Ein duales Studium ist straff organisiert und bietet nur wenig Freiheiten und Gestaltungsspielraum. Da in der Hälfte der sonst üblichen Zeit genauso viel Stoff bewältigt werden muss, legen die Hochschulen den größten Teil des Stundenplans fest und bieten dir kaum individuelle Wahlmöglichkeiten. Durch die vergleichsweise kurze Studiendauer werden die theoretischen Inhalte stark verdichtet. Das kann dazu führen, dass Themen oberflächlicher abgehandelt werden als es sonst an Universitäten und Fachhochschulen üblich ist, denn für tiefgehende Diskussionen und Auseinandersetzungen bleibt schlichtweg keine Zeit. Wer eine wissenschaftliche Laufbahn anstrebt, ist mit einem klassischen Hochschulstudium somit besser beraten.

Auch das gemeinsame Studentenleben an der Hochschule ist durch die knappe Vorlesungszeit und den ständigen Ortswechsel zwischen Hochschule und Betrieb stark eingeschränkt – zumal der Betrieb, in dem deine Kommilitonen arbeiten, in einer ganz anderen Stadt liegen kann.