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Abgebrochenes Studium im Lebenslauf: So gehst du richtig damit um

Ein abgebrochenes Studium ist kein Weltuntergang und es bedeutet schon gar nicht, dass du schlechte Chancen auf eine Ausbildung oder einen Job hast. Viele Menschen stellen erst im Studium fest, dass ihnen die Richtung nicht liegt oder sie sich doch mehr Praxis wünschen. Entscheidend ist also nicht der Abbruch selbst, sondern wie du damit umgehst und wie du ihn im Lebenslauf präsentierst. Offenheit, eine gute Begründung und ein klarer neuer Plan zeigen, dass du reflektiert und zielstrebig bist.

Ist es schlimm, dass ich ein abgebrochenes Studium habe?

Um eine schnelle Antwort zu geben: Nein, ist es nicht. Studienabbrüche sind in Deutschland keine Seltenheit. Die Abbruchquoten liegen bei vielen Studiengängen im zweistelligen Bereich. In Fächern wie Ingenieurwissenschaften oder Physik sind es sogar bis zu 35–40 %. Du bist also nicht allein und du bist auch nicht gescheitert. Viele, die heute erfolgreich im Beruf stehen, haben ihr erstes Studium abgebrochen. Wichtig ist, dass du aus der Erfahrung etwas gelernt hast und nun weißt, wie es weitergehen soll.

Bleib ehrlich – Lügen lohnt sich nicht

Vielleicht überlegst du, dein abgebrochenes Studium im Lebenslauf wegzulassen oder durch eine andere Tätigkeit zu ersetzen, um keine Lücke entstehen zu lassen. Davon solltest du dringend absehen. Auch wenn das Weglassen oder Erfinden von Stationen rechtlich nicht strafbar ist (solange du keine Dokumente fälschst), kann es im Nachhinein trotzdem schwerwiegende Folgen haben. Zum Beispiel die Annullierung deines Arbeitsvertrags, wenn die Lüge auffliegt.

Außerdem bringt eine Unwahrheit unnötigen Stress mit sich: Du musst dir eine Geschichte ausdenken, sie im Bewerbungsgespräch glaubwürdig vertreten und sie möglicherweise auch für den Rest deiner Arbeitszeit aufrechterhalten. Das kostet Kraft und Nerven. Und das Beste daran: Oft brauchst du die Lüge gar nicht. Ein ehrlicher Lebenslauf mit nachvollziehbarer Erklärung kommt bei vielen Arbeitgeber:innen besser an als ein perfektes, aber unglaubwürdiges Bild. Denn viele geübte Recruiter:innen durchschauen die Lüge bereits im Bewerbungsgespräch.

Vertraue darauf: Wenn du offen zeigst, was du gelernt hast und warum du dich neu orientierst, hast du gute Chancen, auch ohne Schummelei.

Warum es sich lohnt, das Studium trotzdem zu erwähnen

Auch wenn du dein Studium nicht abgeschlossen hast, hast du sicher wertvolle Erfahrungen gesammelt. Vielleicht hast du Fachwissen mitgenommen, wichtige Soft Skills wie Selbstorganisation, analytisches Denken oder Zeitmanagement entwickelt oder du hast durch das Studium herausgefunden, was du wirklich willst. Genau das kannst du auch im Gespräch mit einem zukünftigen Arbeitgeber betonen: dass du bewusst einen neuen Weg einschlägst und nun motiviert und zielgerichtet in deine Ausbildung starten möchtest. Studienabbrüche zeigen oft auch: Du hast den Mut, Entscheidungen zu treffen und deinen Weg anzupassen und das ist eine Stärke.

Wie stelle ich mein abgebrochenes Studium im Lebenslauf dar?

Ein abgebrochenes Studium solltest du, ohne dich dabei zu rechtfertigen, offen und ehrlich im Lebenslauf angeben. Es reicht aus, wenn du die Fachrichtung, den Studienort und den Zeitraum aufführst. Auf Begriffe wie „abgebrochen“ oder „nicht abgeschlossen“ solltest du bewusst verzichten, weil sie negativ klingen. Stattdessen kannst du das Studium neutral formulieren, zum Beispiel so:

09/2021–03/2023 | Studium der Psychologie, Freie Universität Berlin
(Fokus auf Statistik und Diagnostik)

So zeigst du, ohne negativ zu wirken, dass du in dieser Zeit etwas gemacht und gelernt hast. Wenn du magst, kannst du zusätzlich einen kurzen Hinweis auf deine berufliche Neuorientierung geben. Zum Beispiel im Anschreiben oder im Lebenslauf unterhalb der Station.

Wie du das Studium im Anschreiben erklärst

Im Anschreiben kannst du das Thema kurz und positiv ansprechen. Wichtig ist, dass du nicht lange begründest, warum es nicht geklappt hat, sondern den Fokus auf deine Erkenntnisse und deine neue Richtung legst. Zum Beispiel so:

„Im Rahmen meines Studiums habe ich gemerkt, dass mir die Praxis und der direkte Kontakt zu Menschen besonders wichtig sind. Deshalb habe ich mich bewusst für eine Ausbildung als … entschieden.“

Mit einer solchen Formulierung zeigst du Reflexion, Zielstrebigkeit und dass du dich nicht hängen lässt, sondern deinen Weg selbstbewusst weitergehst.

Du kannst das abgebrochene Studium im Anschreiben auch weglassen, falls es nichts mit deiner angestrebten Stelle zu tun hat. Rechne allerdings so oder so damit, dass du im Bewerbungsgespräch darauf angesprochen wirst.

Richtig reagieren im Bewerbungsgespräch

Das Wichtigste, wenn du im Bewerbungsgespräch auf das abgebrochene Studium angesprochen wirst: Nicht in Panik geraten. Auch wenn du das Gefühl hast, dein Gegenüber ist nicht über diesen Fakt erfreut, bist du dennoch interessant genug, um zu einem Gespräch eingeladen zu werden. Das bedeutet: Wenn du den Abbruch wie oben beschrieben erklärst, kurz erwähnst, wieso du dich umentschieden hast, und dann den Fokus auf die neue Richtung lenkst, solltest du keine Probleme haben. Spätestens wenn du einen neuen Abschluss oder etwas Berufserfahrung gesammelt hast, ist dieser Teil deines Lebenslaufs ohnehin uninteressant. Bill Gates spricht heute auch niemand mehr auf sein abgebrochenes Jurastudium an.

Fazit: Ein Studienabbruch ist kein Makel

Viele Wege führen zum Ziel und nicht jeder davon verläuft geradlinig. Ein abgebrochenes Studium ist kein Grund, sich zu verstecken oder sich Sorgen um den Lebenslauf zu machen. Im Gegenteil: Wenn du deinen Weg nachvollziehbar erklärst und deine Motivation für die neue Richtung deutlich machst, kann das sogar ein Pluspunkt sein. Denn es zeigt: Du hast nachgedacht, dich ausprobiert – und nun eine klare Vorstellung davon, was du willst. Und genau das zählt bei jedem Neuanfang, ob in einer Ausbildung oder im Job.

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