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"Der Weg kann das Ziel sein"

20. März 2019

Welche Eigenschaften müssen erfolgreiche Influencer eigentlich mitbringen? Und was solltest du beachten, wenn du selbst Influencer werden willst? Wir haben mit Simon Schnetzer gesprochen. Der Jugendforscher hat sich mit dem Thema beschäftigt und weiß, worauf es ankommt.

Influencer Interview Simon Schnetzer

Simon Schnetzer, Jugenforscher © piomars
 

Herr Schnetzer, warum finden Jugendliche Influencer so interessant?

Junge Menschen wollen etwas Besonderes sein und aus der Masse herausstechen. Und genau das tun Influencer. Sie bekommen wahnsinnig viel Aufmerksamkeit in Form von Followern, Likes, Posts und haben in sozialen Netzwerken unglaublich viel Einfluss. Das hat was! Viele Jugendliche denken, so eine Karriere könnte für sie auch in Frage kommen. Schließlich haben die meisten Influencer ja auch mal bei Null angefangen.

Sind Influencer die Stars von heute?

Auf jeden Fall, es sind aber nicht die einzigen. Es gibt natürlich auch nach wie vor Musiker und Schauspieler, die beliebt sind. Aber auch die müssen in den sozialen Medien aktiv sein. Ein guter Sportler ist erst dann auch ein Star und Influencer, wenn er es schafft, sich eine Community aufzubauen. Nur mit der Goldmedaille im Fernsehen zu winken reicht heute nicht mehr. Er muss seine Fans zum Beispiel an seinem beruflichen und privaten Leben teilhaben lassen oder zeigen, wie hart er trainiert.

Wer entscheidet über den Erfolg?

Früher hat zum Beispiel die BRAVO entschieden, wer berühmt wird und wer nicht. Die Zeitschrift hat Stars gemacht, weil sie viele Leser hatte. Heute erarbeiten sich junge Leute selbst ihre Reichweite und erst dann kommen Zeitschriften und Fernsehsender, um über sie zu berichten. Die Macht, Influencer zu schaffen liegt heute beim Einzelnen.

Was sind die Nachteile des Jobs?

Viele Influencer haben schnell das Gefühl, dass sie gar nicht mehr aus dem Strudel des Dauerwerbens herauskommen. Das Ganze wird immer enger und persönlicher und irgendwann haben sie das Gefühl, dass sie auch keinen Urlaub mehr machen können, ohne etwas zu posten. Etliche Influencer haben deswegen Burn-Out. Außerdem müssen sie gut mit Hatings klarkommen: Sie brauchen ein extrem dickes Fell, um mit der Kritik anderer umgehen zu können.

Was brauchen Jugendliche, die Influencer werden wollen?

Wirklich erfolgreich werden kann man nur, wenn man authentisch ist. Und das setzt voraus, dass man für sich ein Thema findet, das man nicht nur kurz bedient, sondern hinter dem man auch steht. Der User muss merken: Der Mensch liebt, was er tut, und was er dazu zu sagen hat, finde ich gut. Es ist übrigens nicht entscheidend, ob das Thema schon viele andere für sich nutzen. Das Thema Klima zum Beispiel ist auch schon oft besetzt und trotzdem ist Greta Thunberg bekannt geworden. Sie ist konsequent, authentisch, spannend und dementsprechend erfolgreich.
Allerdings war es früher wesentlich leichter Influencer zu werden, weil es weniger Menschen gab, die 1.000 oder 10.000 Follower hatten. Heute sind Menschen mit 100.000 Followern nicht unbedingt große Influencer. Die Schwelle zum erfolgreichen Influencer mit großen Werbeaufträgen ist mittlerweile extrem hoch.

Was müssen sie sonst noch mitbringen?

Sehr viel Ausdauer, denn von der Entscheidung, Influencer zu werden, bis zum Erfolg, können Jahre vergehen. Und sie sollten einen Plan B haben, um sich finanziell abzusichern. Wenn ich eine Ausbildung mache, weiß ich, dass ich ab dem ersten Lehrjahr ein Einkommen habe. Auf dem Weg zum Influencer kann es sein, dass ich die ersten 10 Jahre gar kein Geld verdiene. Stattdessen muss ich viel Zeit investieren und Geld in das notwendige Equipment stecken. Und dann ist noch nicht mal sicher, dass ich letztendlich Geld damit verdiene. Jugendliche müssen zwar an den Erfolg als Influencer glauben, aber sie dürfen sich nicht darauf verlassen. Das Ganze ist ein finanzielles Risiko, es ist fast dasselbe wie ein Startup zu gründen.

Welchen Rat geben Sie denen, die Influencer werden wollen?

Der Weg kann das Ziel sein. Es geht nicht immer darum, große Werbeaufträge an Land zu ziehen und Geld zu machen. Das, was junge Menschen auf dem Weg dorthin lernen, ist unglaublich wertvoll. Wer bin ich? Wofür kann ich authentisch sein? Und wie bringe ich das gut rüber? All das hat mit Markenpositionierung zu tun. In diesem Job geht es außerdem viel um Online-Kommunikation. Influencer wissen zum Beispiel, wie sie mit Feedback umgehen können und treffen ganz viele verschiedene Leute, mit denen sie sich austauschen. Wenn jemand mit diesen Erfahrungen in ein Unternehmen kommt, bringt er tolle Fähigkeiten mit. Auch wenn er nur ein paar tausend Follower hatte.


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