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Was ist ein Gap Year?

Wenn es um die Pläne nach dem Schulabschluss geht, sprechen viele von einem Gap Year. Aber was genau ist damit eigentlich gemeint? Welche verschiedenen Gap-Year-Möglichkeiten gibt es beispielsweise nach dem Abi? Wir erklären dir, was es damit auf sich hat und haben außerdem einige interessante Zahlen und Fakten zum Thema Gap Year für dich zusammengestellt.

Zunächst klären wir den wohl wichtigsten Punkt: Was genau ist ein Gap Year überhaupt? Ein Gap Year ist eine Auszeit, die du in der Regel zwischen zwei Lebensabschnitten nimmst – zum Beispiel die Zeit nach dem Abitur oder nach dem abgeschlossenen Studium. Für die Gestaltung deines Gap Years sind die Möglichkeiten riesig. Viele nutzen zum Beispiel die Gelegenheit und gehen in dieser Zeit ins Ausland. Manche engagieren sich für das Wohl ihrer Mitmenschen, wieder andere setzen sich ehrenamtlich für ihre Umwelt ein. Auch ein Orientierungsstudium ist möglich, schließlich können Studieninteressierte währenddessen ganz in Ruhe herausfinden, ob und welches Studium zu ihnen passt. So oder so, ein Gap Year hat viele Vorteile: Du nutzt ein Jahr lang die Zeit für die Dinge, die dir wichtig sind. Und das macht sich nicht nur im Lebenslauf gut, sondern wirkt sich auch positiv auf deine Persönlichkeit aus. Du wirst selbstständiger, selbstsicherer, sammelst häufig auch beruflich wertvolle Erfahrungen und weißt im besten Falle am Ende deiner Auszeit, was du willst.

Wie erwähnt, gibt es für dein Gap Year zahlreiche Möglichkeiten. Laut einer Studie aus dem Jahr 2016 tendieren ganze 24,63 Prozent der befragten Abiturient:innen dazu, ihr Gap Year nach dem Abi für Work & Travel zu nutzen, 19,46 Prozent möchten gerne für Freiwilligenarbeit ins Ausland, während sich 17,96 Prozent ein Auslandspraktikum gut vorstellen können. Bei rund 13 Prozent beinhalten die Pläne nach dem Abschluss Urlaub, 12,65 Prozent würden gerne als Au-pair im Ausland leben und 12,24 Prozent können sich eine Sprachreise ins Ausland vorstellen.

(Quelle: Nach-dem-Abitur.de, 2016)

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Work & Travel bei jungen Menschen an erster Stelle steht, wenn es um die Möglichkeiten eines Auslandaufenthaltes geht. Auch die Freiwilligenarbeit und Praktika im Ausland stehen hoch im Kurs.

Viele Wege führen im Gap Year ins Ausland: Work & Travel

Beim so genannten Work & Travel reist du durch die Gegend und finanzierst deine Reisen mit Gelegenheitsjobs. Bei einer Farm- und Rancharbeit kommst du Tier und Natur sehr nah, übernimmst viele Aufgaben und erhältst dafür einen Schlafplatz und Mahlzeiten. Als Au-pair lebst du bei einer Gastfamilie und unterstützt diese für Kost und Logis bei der Kinderbetreuung. Auch ein Auslandspraktikum bietet sich an. Willst du einfach nur viel von der Welt sehen, solltest du lieber eine Weltreise machen oder dein soziales Engagement nutzen und einen Freiwilligendienst im Ausland absolvieren. Wenn du in erster Linie deine Sprachkenntnisse in Englisch, Französisch oder Spanisch verbessern willst, kannst du dich auch für eine Sprachreise entscheiden. Das gute an einem Auslandsaufenthalt: Junge Leute, die ins Ausland gehen, sind im Durchschnitt von vorneherein extrovertierter. Bei ihrer Rückkehr sind sie im Vergleich zu ihren Altersgenoss:innen noch aufgeschlossener und selbstsicherer. Das fanden Psycholog:innen der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Rahmen einer Umfrage unter insgesamt 741 Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren heraus.

Es gibt also sehr viele Möglichkeiten, nach dem Abschluss ein Gap Year im Ausland zu verbringen, und Work & Travel ist dabei einer der beliebtesten Wege, die Welt zu entdecken. So wollen 59,4 Prozent der Reiselustigen gerne nach Australien. Das „Down Under“ führt somit die Liste der beliebtesten Work & Travel-Ziele an, dicht gefolgt von Neuseeland mit 56,5 Prozent, Kanada (41,2 %), den USA (17,8 %), Argentinien (10,8 %) und Chile (10,2 %)

(Quelle: statista.com, 2018)

Auf die Frage, warum sie gerne Work & Travel machen würden, antworten die meisten von ihnen (81,4 %), dass sie gerne das Land, die Natur, die Kultur sowie die Sprache kennenlernen wollen. Auch die Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit gaben ganze 75 Prozent bei der Befragung aus dem Jahr 2019 als wichtigen Grund für den Auslandaufenthalt an. Einige möchten im Rahmen ihres Gap Years Work & Travel machen, weil sie Lust auf ein großes Abenteuer haben (65,7 %), nicht sofort mit dem Studium, der Ausbildung oder der Arbeit starten möchten (22,9 %), Arbeitserfahrung sammeln und damit ihren Lebenslauf aufwerten (19,6 %) oder einfach Zeit mit Gleichgesinnten verbringen wollen (5,8 %).

Auch die Frage nach der richtigen Organisation ist entscheidend: So waren sich 42,9 Prozent der Befragten sicher, dass sie für das Work & Travel alles selbst organisieren wollen, 38,8 Prozent gaben an, sie würden sich durchaus Unterstützung bei einigen wichtigen Fragen bzw. Themen durch einen Work & Travel Support wünschen. Ein Work & Travel Paket wollen dagegen nur 18,3 Prozent bei einer Organisation buchen.

(Quelle: Auslandsjob.de, 2019)

Tipp: Alle wichtigen Infos zum Thema Work & Travel findest du hier.

Mit Sprachreisen & Au-pair neue Länder und Kulturen entdecken

Auch die bereits erwähnte Sprachreise ist im Rahmen eines Gap Years eine vielversprechende Möglichkeit und insbesondere für diejenigen spannend, die gerne ihre Sprachkenntnisse im Gap-Year verbessern bzw. auch eine völlig neue Sprache erlernen wollen. Doch welche Sprachen sind den meisten bei einer Sprachreise wichtig?

Für Schüler:innen steht Englisch mit 82,76 Prozent klar an der Spitze, wenn es darum geht, welche Sprache sie während ihrer Sprachreise verbessern bzw. erlernen möchten. An zweiter Stelle folgt Spanisch (9,95 %), an dritter Französisch (7,15 %).

Aus der Altersverteilung lässt sich ableiten, dass Teilnehmende von Sprachreisen im Durchschnitt etwas jünger sind, aber auch Personen, die älter als 50 Jahre sind, nehmen noch an Sprachreisen teil. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2023 sind 53,21 Prozent der Teilnehmer:innen (also mehr als die Hälfte) Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren, 15,25 Prozent von ihnen sind zwischen 18 und 30 Jahren und einen Anteil von 17,25 Prozent machen die 31- bis 49-Jährigen unter ihnen aus. Etwa 9,29 Prozent der Sprachreiseteilnehmenden sind 50 Jahre oder älter.

(Quelle: Fachverband Deutscher Sprachschulen und Sprachreise-Veranstalter e. V. (FDSV), 2023)

Tipp: Finde hier heraus, wie du deine Sprachreise planen kannst.

Eine der kostengünstigsten Optionen, um für längere Zeit im Ausland zu leben, ist die Arbeit als Au-pair. Dabei sind bei deutschen Au-pairs vor allem folgende Länder beliebt:

  • 1. Großbritannien: 26,92 Prozent
  • 2. Neuseeland & Irland: 17,31 Prozent
  • 3. Frankreich: 13,46 Prozent
  • 4. Australien: 7,69 Prozent
  • 5. Spanien & USA: 5,77 Prozent
  • 6. Schweden: 3,85 Prozent

(Quelle: statista.com, 2020)

Tipp: Bei uns findest du alle wichtigen Infos, wie du deinen Au-pair-Aufenthalt planen kannst.

Freiwilligendienst: Mit Menschen oder Tieren arbeiten

Aber auch hierzulande kannst du dein Gap Year nutzen. Wenn du dich für einen Freiwilligendienst entscheidest, tust du viel für deine Persönlichkeit. Im Bundesfreiwilligendienst, FSJ und FSJ Kultur (Freiwilliges Soziales Jahr) engagierst du dich in sozialen oder kulturellen Einrichtungen und arbeitest mit vielen verschiedenen Menschen zusammen. Wo genau du dein Gap Year verbringst, hängt von deinen Interessen und dem Angebot der Einrichtungen ab. Du kannst dich zum Beispiel in Krankenhäusern, Kindergärten oder Kirchengemeinden für das Wohl der Menschen einsetzen und viel dabei über dich und den Umgang mit anderen lernen. Schlägt dein Herz mehr für Flora und Fauna, kannst du ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) machen. Dann arbeitest du viel im Freien und setzt dich für spezielle Tierarten, seltene Pflanzen, die Landwirtschaft, den Wald, ein ganzes Naturschutzgebiet oder die Verbreitung von Umweltwissen ein.

Vielleicht fragst du dich jetzt: Wie lange dauert ein Freiwilligendienst durchschnittlich? Und welche Zielländer bzw. Kontinente sind bei Freiwilligen im Ausland am beliebtesten?

In einer Umfrage aus dem Jahr 2017, die sich auf die durchschnittliche Dauer von Freiwilligenarbeit im Ausland bezieht, heißt es: Der größte Teil der Freiwilligen (72 %) arbeite zwischen einem und drei Monaten im Ausland. 19 Prozent von ihnen bleiben sogar unter einem Monat im Ausland für ihren Freiwilligendienst, 8 Prozent zwischen 3 und 6 Monaten und ein Prozent zieht es für ein halbes Jahr oder länger für die Freiwilligenarbeit ins Ausland.

(Quelle: www.wegweiser-freiwilligenarbeit.com, 2017)

Auf die Frage nach den bevorzugten Zielländern bzw. Kontinenten gaben in einer Befragung aus dem Jahr 2021 etwa 35 Prozent Afrika als erste Wahl an. Danach folgt Europa mit ca. 28 Prozent, Südamerika mit 14 Prozent und Asien mit rund 13 Prozent. Dies scheinen also die beliebtesten Destinationen für Freiwillige im Ausland zu sein. Aber auch Nordamerika (ca. 7 %) und Ozeanien (ca. 5 %) stehen auf der Liste und es verschlägt einen Teil der Freiwilligen auch dorthin für ihre Arbeit.

Auch ein Blick auf die beliebtesten Tätigkeitsbereiche ist spannend, um mehr über die Motive der freiwilligen Helfer:innen zu erfahren: Hier verhält es sich so, dass die meisten ihre Arbeit bevorzugt im Tierschutz (43,2 %) und im Umweltschutz (26,8 %) absolvieren. 25,1 Prozent von ihnen engagieren sich in sozialen Projekten und 5 Prozent entscheiden sich für den Bereich Medizin & Pflege.

(Quelle: www.freiwilligenarbeit.de, 2021)

Tipp: Hier erfährst du, wie du deine Freiwilligenarbeit planen kannst.

Mit einem Studienvorbereitungsjahr an die Uni

Solltest du keine Lust auf eine längere Auslandsreise oder ein Ehrenamt haben, kannst du dein Gap Year nach dem Abi auch für die Studienvorbereitung nutzen. In einem Studienvorbereitungsjahr kannst du zwei Semester lang Kurse an deiner Wunschhochschule besuchen (vorausgesetzt diese bietet ein Orientierungsjahr an) und so herausfinden, welches Fach dich am meisten interessiert. In der Regel haben die Studienfächer nämlich wenig mit den Fächern in der Schule gemeinsam. Die Bezeichnung für so ein Studienvorbereitungsjahr ist übrigens von Hochschule zu Hochschule verschieden: mal nennt es sich studium generale, mal studium fundamentale, mal Orientierungsstudium und mal foundation year. Die Vorteile solcher Probejahre sind aber immer gleich: Du kannst einen späteren Studienabbruch vermeiden und dir, wenn du tatsächlich in einem Fach der Hochschule weiterstudierst, deine Leistungen aus dem Studienvorbereitungsjahr anrechnen lassen.

Was kostet ein Gap Year?

Auf die Frage, ob du dir ein Gap Year finanziell leisten kannst, gibt es keine pauschale Antwort. Es kommt darauf an, was du in deiner Auszeit machen willst und wie du bislang gelebt hast. Wenn du ein Gap Year planst, solltest du dir also rechtzeitig überlegen, wie du dieses finanzieren kannst. Denn nicht immer wirst du für das, was du in deiner Auszeit machst, bezahlt. Bei einer Auslandsreise sind die Kosten häufig sogar ziemlich hoch. Damit du einen besseren Überblick über die möglichen Kosten bekommst, haben wir dir hier einen Leitfaden verlinkt. 

Tipps zur Vorbereitung deiner Auszeit

Wie bei allen Dingen im Leben gilt auch beim Gap Year: Es geht nichts über eine gute Planung. Wenn du dich für ein Angebot entschieden hast und du dir über die Kosten bzw. Finanzierung dessen bewusst bist, kannst du auch schon mit der Planung deiner Auszeit beginnen. Wir erklären dir in unserem Leitfaden, wann du mit der Vorbereitung loslegen solltest und worauf du achten musst.