
Neugierig. Geschichten erzählend. Einfühlsam. So beschreibt sich Felix Behm selbst – ganz ohne Jobtitel oder Buzzwords. Und wer ihm zuhört, merkt schnell: Das ist nicht kokett, das ist Haltung. Der Bildungsexperte, Speaker und Autor ist bundesweit unterwegs, um Unternehmen, Schulen und junge Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. In Vorträgen, Podcasts oder Workshops zeigt er, wie Ausbildung wieder relevant, wirksam – und ja, auch „geil“ – werden kann. Im Interview mit Susanne Peters (Einstieg Concept) spricht Felix Behm über Sichtbarkeit, Wertschätzung und die Frage, warum sich heute viele nicht mehr trauen, einfach mal zu fragen.
Inside the Mind: Wer ist Felix Behm?
Ein klarer Berufswunsch war in seiner Kindheit nicht gesetzt. „Formel-1-Fahrer – das war’s vielleicht kurz, weil mein Vater sonntags immer Rennen geschaut hat“, erinnert er sich. Wirklich gepackt hat ihn aber das Radfahren – sein großes Hobby. „Aber da ist relativ schnell klar: Wenn du nicht mit 12 startest und ein Ausnahme-Talent bist, wird das nix mit der Karriere.“
Sein Weg führt ihn also woanders hin – aber das Radfahren ist geblieben. „Es ist mein Ausgleich. Wenn ich in Vorarlberg in den Bergen unterwegs bin und nichts außer Natur höre, ist das pure Akku-Aufladung.“
Doch auch Gespräche laden ihn auf – allerdings nicht die kurzen Flurgespräche auf Events, sondern echte, tiefergehende Begegnungen: „Wenn ich nach einem Vortrag mit Menschen wirklich ins Gespräch komme – über das, was sie denken, was sie fühlen, was sie beschäftigt – das gibt mir unglaublich viel zurück.“
Was hättest du gern früher über Arbeit, Karriere oder Leben gewusst?
„Ich hätte mich gern früher mehr getraut.“ Wenn Felix Behm eine Botschaft an sein jüngeres Ich richten könnte, dann wäre es genau das: Mut zeigen.
„Ich habe viele junge Menschen getroffen – von denen, die als 18-Jährige riesige Projekte starten, bis hin zu denen, die völlig orientierungslos sind. Und was ich immer wieder sehe: Viele trauen sich einfach nicht, Fragen zu stellen.“
Seine eigene Erfahrung bestätigt das: „Jedes Mal, wenn ich den Mut hatte, etwas zu fragen – nach einem Projekt, nach mehr Verantwortung – kam oft ein ‚Ja klar, machen Sie mal!‘ zurück. Aber du musst diesen ersten Schritt gehen.“
Gerade in einer Welt voller Möglichkeiten sei Mut zur Entscheidung wichtiger denn je:
„Wenn du dich nicht ausprobierst, findest du auch nicht raus, was wirklich zu dir passt. Und dann landest du womöglich irgendwo – und merkst es erst nach 40 Jahren.“
Drei Dinge, ohne die bei Felix Behm nichts läuft
Was braucht Felix Behm in seinem Alltag, damit er wirklich gut arbeiten kann?
„Espresso – aber richtig!“, sagt er lachend. Kein Vollautomat, kein Büro-Kapselkaffee, sondern echter Espresso aus einer guten Siebträgermaschine. „Zum Glück hat meine Freundin eine – das rettet mich oft durch den Tag.“
Doch Kaffee allein reicht nicht. Auf Platz zwei: echte Gespräche. „Ich kann nicht den ganzen Tag vor mich hinarbeiten. Ich brauche Austausch – mit Kunden, mit Kolleg*innen, mit Menschen. Das inspiriert mich, auch weil es zu meinem Job gehört: Vorträge abstimmen, Ideen entwickeln, Dinge weiterdenken.“
Und drittens? Humor. „Das wird oft unterschätzt, aber: Eine Prise Humor macht vieles leichter – auch im Arbeitsalltag. Und sie schafft Verbindung.“
Wie alles begann: Vom Klinikum in die Klassenzimmer
Was hat dich in die Welt des Azubi-Recruitings und Bildungsmarketings geführt?
Es begann alles mit einer einfachen Frage: „Wollen Sie nicht die Ausbildungsleitung übernehmen?“ Damals arbeitete er in einem Klinikum – und stieg direkt tief ein: in die Organisation, in die Auswahlprozesse, in die Praxis. „Damals war das schon schwer – passende Bewerber*innen zu finden. Aber ich hatte Lust, was zu bewegen. Ich habe gemerkt: Ich kann gut sprechen, ich kann Leute begeistern.“ Er wurde Dozent, gab Bewerbungstrainings, saß in Prüfungsausschüssen, war Lehrbeauftragter – und fand seinen Platz zwischen Praxis, Bühne und Bildungswelt.
Heute ist Felix Behm als Speaker, Berater und Impulsgeber bundesweit gefragt – und bringt Unternehmen, Schulen und junge Menschen zusammen.
Zwischen Reizüberflutung und Orientierungslosigkeit
Welche besonderen Herausforderungen siehst du aktuell in der Ansprache der Generationen Z und Alpha?
„Das Angebot ist riesig – vielleicht zu groß“, sagt Felix Behm. Mehr als 330 Ausbildungsberufe, über 10.000 Studiengänge, unzählige Wege ins Ausland, ins FSJ, ins duale Studium. „Man kann heute alles – oder eben auch nichts machen. Und niemand schaut dich dafür schräg an.“
Was dabei oft fehlt: echte Orientierung. „Ich predige es seit Jahren: Gute Praktika sind der Schlüssel. Und trotzdem gibt es sie viel zu selten.“
Viele Unternehmen würden erst bei der Stellenanzeige mit dem Recruiting beginnen. Für Behm ist das zu spät. „Warum nicht einfach mal ein ordentliches Praktikum anbieten – sichtbar, erreichbar und mit einem klaren Konzept?“ Die Realität sehe oft anders aus: „Auf den Websites steht nichts, am Telefon weiß keiner Bescheid. Aber genau da müsste die Ansprache anfangen.“
Blick nach vorn: Was die Nachwuchsgewinnung verändern wird
Welcher Trend wird deiner Meinung nach die Nachwuchsgewinnung in den nächsten fünf Jahren am stärksten verändern?
Felix Behm ist überzeugt: „Wir werden zurückkehren zu mehr Echtheit – zu persönlicherem, individuellem Recruiting.“
Zwar sei es wichtig, digitale Tools zu nutzen und Neues auszuprobieren. „Aber du findest nicht heraus, wie jemand wirklich tickt, wenn du ihn nur durch Formulare und Tests schickst.“
Für ihn führt kein Weg an echten Gesprächen vorbei: „Gerade wenn wir Soft Skills und Motivation verstehen wollen, brauchen wir persönlichen Kontakt – egal ob im Vorstellungsgespräch, im Praktikum oder in lockeren Kennenlernformaten.“
Digitale Vorselektion ja – aber dann: Menschlichkeit, Augenhöhe und Zeit. „Wenn du wissen willst, ob jemand zu deinem Team passt, dann musst du mit ihm oder ihr reden. Punkt.“
„Ausbildung muss wieder geil werden.“ Aber wie?
Dieser Satz fällt in vielen Vorträgen von Felix Behm – und er meint ihn ernst.
„Das duale Ausbildungssystem ist ein starkes Modell. Aber die Umsetzung? Die ist oft alles andere als zeitgemäß.“
Was läuft schief?
- Berufsschulen mit überholten Lehrplänen
- Unternehmen, die ohne Sinn und Perspektive ausbilden
- Fehlende Wertschätzung gegenüber Azubis
- Veraltete Lernmethoden, die junge Menschen nicht erreichen
„Wenn am Ende die Jugendlichen als unmotiviert abgestempelt werden, läuft was falsch. Das Problem liegt oft nicht bei ihnen – sondern in den Rahmenbedingungen.“
Doch es gibt auch Hoffnung. Felix kennt Unternehmen, die es besser machen – und als positives Beispiel vorangehen: „Die investieren in moderne Ausbildung, in Feedbackkultur, in echte Perspektiven. Und gewinnen genau dadurch Fachkräfte für morgen.“
Kommunikation mit der Next Gen: Verstehen statt vermuten
Du setzt dich stark für bessere Kommunikation mit jungen Menschen ein. Was machen Unternehmen dabei am häufigsten falsch – und wie geht’s besser?
„Viele Ausbilder*innen wissen nicht mal, was TikTok ist – und wundern sich dann, warum sie keinen Zugang zur Zielgruppe bekommen“, sagt Felix Behm. Für ihn beginnt gute Kommunikation mit einem ehrlichen Perspektivwechsel: „Wenn du Jugendliche erreichen willst, musst du erstmal ihre Welt verstehen – und ernst nehmen.“
Das bedeutet:
- Klarheit über Kanäle: „Sprachnachrichten statt Anrufe, kurze Formate statt E-Mail-Romane.“
- Ehrliches Feedback: „Generation Z ist mit Likes groß geworden – sie brauchen Rückmeldung, nicht irgendwann, sondern regelmäßig.“
- Verständnis für Unterschiede: „Was für Ältere selbstverständlich ist, muss für Jüngere erst erklärt – oder neu gedacht – werden.“
Kommunikation ist kein Nebenbei-Thema, sondern Kulturarbeit.
„Wenn du willst, dass Menschen zusammenarbeiten – egal aus welcher Generation –, dann musst du ihnen helfen, sich zu verstehen.“
Bewerbermangel? Sichtbarkeit ist der Schlüssel
Viele Ausbildungsbetriebe kämpfen mit Bewerbermangel. Woran liegt das aus deiner Sicht – und was sollten sie konkret ändern?
Felix Behm bringt es auf den Punkt: „Viele Betriebe sind schlicht nicht sichtbar – weder online noch offline.“
Er schildert, wie es aus Sicht der Jugendlichen oft abläuft:
„In der Schule heißt es: ‚Sucht euch einen Praktikums- oder Ausbildungsplatz.‘ Dann wird gegoogelt: Ort + Beruf + Ausbildung. Und wer da nicht auftaucht – existiert nicht.“
Und auch bei Social Media ist die Erwartung klar: „Ich erinnere mich an drei Schülerinnen, die im Interview sagten: ‚Wenn ein Unternehmen nicht auf Instagram ist, hat es wohl was zu verbergen.‘“
Für Felix liegt die Lösung auf der Hand:
- Online präsent sein – auf den richtigen Plattformen
- Zielgruppenlogik verstehen – also: Wie und wo sucht ein 16-Jähriger?
- Regional denken – Schulen, Vereine, Elternabende einbinden
- Einfach anfangen – „Nicht gleich perfekt, aber überhaupt mal starten!“
„Es gibt keinen Fachkräftemangel, es gibt einen Sichtbarkeitsmangel.“
Menschen statt Zeugnisse
Auf deiner Website steht: „Du willst Menschen, nicht nur Zeugnisse.“ Was bedeutet das für das Recruiting konkret?
Für Felix Behm ist klar: Noten sagen wenig darüber aus, ob jemand ins Team passt.
„In meinem früheren Ausbildungsteam hatten wir alles: klassische Schulabgänger, Umschüler, Menschen mit Behinderung, dual Studierende. Und das hat uns stärker gemacht.“
Statt auf perfekte Lebensläufe schaut er lieber auf:
- Motivation und Haltung
- Neugier und Soft Skills
- Teamfit statt Schulform
Er erzählt von einem Berliner Betrieb, der absichtlich den „schlechtesten Bewerber“ eingestellt hat – und ihn erfolgreich zum Abschluss geführt hat.
„Es lag nicht am Zeugnis, es lag an der Begleitung. An Vertrauen. An Haltung.“
Deshalb sein Appell:
„Nicht die Schulnoten entscheiden, sondern die Persönlichkeit – und der Wille, sich zu entwickeln.“
Begegnungen, die bleiben
Du bist viel an Schulen, bei Unternehmen und auf Events unterwegs. Welche Begegnung hat dich zuletzt besonders bewegt – und warum?
Felix Behm muss nicht lange überlegen: „Da sind so viele – aber eine bleibt mir besonders im Kopf.“
Er erzählt von Bendix, einem Azubi, der mit gerade einmal 22 Jahren eine Filialleitung bei einem bekannten Lebensmittel-Discounter übernommen hat – während seiner Ausbildung.
„Man hat ihm Verantwortung übertragen – und vor allem: Vertrauen. Und das hat er zurückgegeben.“
Was Felix daran so beeindruckt? „Er wollte wissen, warum seine Mitarbeitenden jeden Tag zur Arbeit kommen. Er hat mit jedem gesprochen. Und er hat Führung neu gedacht – mit Menschlichkeit, Zeit und echter Offenheit.“
Diese Haltung, so Behm, sei kein Einzelfall – „aber leider noch viel zu selten“. Und: Sie zeigt, was möglich ist, wenn junge Menschen ernst genommen und gefördert werden.
„Vertrauen ist der größte Motivator.“
Abschaffen, bitte!
Wenn du ein Recruiting-Tool, eine Maßnahme oder ein Buzzword sofort abschaffen könntest – was wäre es?
Felix Behm muss nicht lange überlegen – zwei Begriffe triggern ihn besonders:
- „Work-Life-Balance“
„Wenn die Rahmenbedingungen stimmen – Wertschätzung, Entwicklung, gutes Miteinander – dann entsteht Balance ganz von allein. Dann muss ich das nicht groß plakatieren.“ - „War for Talents“
„Das ist so ein ausgelutschtes Buzzword – und gleichzeitig irgendwie wahr. Aber wir nehmen es nicht mehr ernst, weil es zu oft wiederholt wurde.“ Sein Punkt: „Wenn du ein attraktiver Arbeitgeber bist, musst du keinen ‚Krieg‘ führen. Du wirst gefunden.“
Sein Vorschlag: Mehr Substanz, weniger Schlagworte.
„Hinter jedem Buzzword steckt ein echtes Thema – aber wir müssen wieder dahin kommen, es wirklich ernst zu nehmen.“
Ein letzter Tipp? Trau dich!
Wenn du jungen Menschen oder Unternehmen einen einzigen Tipp für eine erfolgreiche Zukunft im Berufsleben mitgeben könntest – welcher wäre das?
Seine Antwort: „Trau dich. Bleib neugierig. Probiere dich aus.“
Gerade heute, wo sich Berufsbilder schneller verändern als je zuvor, ist für ihn klar:
„Wer offenbleibt, gewinnt. Wer neugierig bleibt, bleibt handlungsfähig.“
Er erzählt von einem Podcast mit einem Zukunftsmanager, der davon sprach, dass sogar humanoide Waldarbeiter technisch möglich seien – nicht irgendwann, sondern bald.
„In so einer Welt musst du bereit sein, dich zu verändern. Wer darauf wartet, dass alles so bleibt wie es ist, wird abgehängt.“
Sein Fazit: „Veränderung ist kein Risiko. Sie ist eine Chance. Vor allem für die, die den Mut haben, loszugehen.“
Zum Schluss – ein Wort von Susanne Peters von Einstieg
Lieber Felix, danke für dieses ehrliche, klare und inspirierende Gespräch.
Du hast nicht nur viele wichtige Aspekte auf den Punkt gebracht – sondern sprichst genau die Dinge aus, die auch mir im Alltag mit Unternehmen, Jugendlichen und Schulen begegnen.
Ob es um die Sichtbarkeit von Ausbildungsbetrieben geht, die Rolle von Praktika oder die Kraft echter Gespräche – ich stimme dir in jedem Punkt zu.
Danke, dass du dich mit so viel Haltung, Humor und Energie für eine Ausbildung einsetzt, die wieder begeistert. Ich freue mich, dass wir uns auf der Einstieg Messe Karlsruhe im September wiedersehen – und gemeinsam mit anderen über Lösungen sprechen, nicht nur über Probleme.
Bis bald!
Susanne Peters – Einstieg Concept

Neugierig. Geschichten erzählend. Einfühlsam. So beschreibt sich Felix Behm selbst – ganz ohne Jobtitel oder Buzzwords. Und wer ihm zuhört, merkt schnell: Das ist nicht kokett, das ist Haltung. Der Bildungsexperte, Speaker und Autor ist bundesweit unterwegs, um Unternehmen, Schulen und junge Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. In Vorträgen, Podcasts oder Workshops zeigt er, wie Ausbildung wieder relevant, wirksam – und ja, auch „geil“ – werden kann. Im Interview mit Susanne Peters (Einstieg Concept) spricht Felix Behm über Sichtbarkeit, Wertschätzung und die Frage, warum sich heute viele nicht mehr trauen, einfach mal zu fragen.
Inside the Mind: Wer ist Felix Behm?
Ein klarer Berufswunsch war in seiner Kindheit nicht gesetzt. „Formel-1-Fahrer – das war’s vielleicht kurz, weil mein Vater sonntags immer Rennen geschaut hat“, erinnert er sich. Wirklich gepackt hat ihn aber das Radfahren – sein großes Hobby. „Aber da ist relativ schnell klar: Wenn du nicht mit 12 startest und ein Ausnahme-Talent bist, wird das nix mit der Karriere.“
Sein Weg führt ihn also woanders hin – aber das Radfahren ist geblieben. „Es ist mein Ausgleich. Wenn ich in Vorarlberg in den Bergen unterwegs bin und nichts außer Natur höre, ist das pure Akku-Aufladung.“
Doch auch Gespräche laden ihn auf – allerdings nicht die kurzen Flurgespräche auf Events, sondern echte, tiefergehende Begegnungen: „Wenn ich nach einem Vortrag mit Menschen wirklich ins Gespräch komme – über das, was sie denken, was sie fühlen, was sie beschäftigt – das gibt mir unglaublich viel zurück.“
Was hättest du gern früher über Arbeit, Karriere oder Leben gewusst?
„Ich hätte mich gern früher mehr getraut.“ Wenn Felix Behm eine Botschaft an sein jüngeres Ich richten könnte, dann wäre es genau das: Mut zeigen.
„Ich habe viele junge Menschen getroffen – von denen, die als 18-Jährige riesige Projekte starten, bis hin zu denen, die völlig orientierungslos sind. Und was ich immer wieder sehe: Viele trauen sich einfach nicht, Fragen zu stellen.“
Seine eigene Erfahrung bestätigt das: „Jedes Mal, wenn ich den Mut hatte, etwas zu fragen – nach einem Projekt, nach mehr Verantwortung – kam oft ein ‚Ja klar, machen Sie mal!‘ zurück. Aber du musst diesen ersten Schritt gehen.“
Gerade in einer Welt voller Möglichkeiten sei Mut zur Entscheidung wichtiger denn je:
„Wenn du dich nicht ausprobierst, findest du auch nicht raus, was wirklich zu dir passt. Und dann landest du womöglich irgendwo – und merkst es erst nach 40 Jahren.“
Drei Dinge, ohne die bei Felix Behm nichts läuft
Was braucht Felix Behm in seinem Alltag, damit er wirklich gut arbeiten kann?
„Espresso – aber richtig!“, sagt er lachend. Kein Vollautomat, kein Büro-Kapselkaffee, sondern echter Espresso aus einer guten Siebträgermaschine. „Zum Glück hat meine Freundin eine – das rettet mich oft durch den Tag.“
Doch Kaffee allein reicht nicht. Auf Platz zwei: echte Gespräche. „Ich kann nicht den ganzen Tag vor mich hinarbeiten. Ich brauche Austausch – mit Kunden, mit Kolleg*innen, mit Menschen. Das inspiriert mich, auch weil es zu meinem Job gehört: Vorträge abstimmen, Ideen entwickeln, Dinge weiterdenken.“
Und drittens? Humor. „Das wird oft unterschätzt, aber: Eine Prise Humor macht vieles leichter – auch im Arbeitsalltag. Und sie schafft Verbindung.“
Wie alles begann: Vom Klinikum in die Klassenzimmer
Was hat dich in die Welt des Azubi-Recruitings und Bildungsmarketings geführt?
Es begann alles mit einer einfachen Frage: „Wollen Sie nicht die Ausbildungsleitung übernehmen?“ Damals arbeitete er in einem Klinikum – und stieg direkt tief ein: in die Organisation, in die Auswahlprozesse, in die Praxis. „Damals war das schon schwer – passende Bewerber*innen zu finden. Aber ich hatte Lust, was zu bewegen. Ich habe gemerkt: Ich kann gut sprechen, ich kann Leute begeistern.“ Er wurde Dozent, gab Bewerbungstrainings, saß in Prüfungsausschüssen, war Lehrbeauftragter – und fand seinen Platz zwischen Praxis, Bühne und Bildungswelt.
Heute ist Felix Behm als Speaker, Berater und Impulsgeber bundesweit gefragt – und bringt Unternehmen, Schulen und junge Menschen zusammen.
Zwischen Reizüberflutung und Orientierungslosigkeit
Welche besonderen Herausforderungen siehst du aktuell in der Ansprache der Generationen Z und Alpha?
„Das Angebot ist riesig – vielleicht zu groß“, sagt Felix Behm. Mehr als 330 Ausbildungsberufe, über 10.000 Studiengänge, unzählige Wege ins Ausland, ins FSJ, ins duale Studium. „Man kann heute alles – oder eben auch nichts machen. Und niemand schaut dich dafür schräg an.“
Was dabei oft fehlt: echte Orientierung. „Ich predige es seit Jahren: Gute Praktika sind der Schlüssel. Und trotzdem gibt es sie viel zu selten.“
Viele Unternehmen würden erst bei der Stellenanzeige mit dem Recruiting beginnen. Für Behm ist das zu spät. „Warum nicht einfach mal ein ordentliches Praktikum anbieten – sichtbar, erreichbar und mit einem klaren Konzept?“ Die Realität sehe oft anders aus: „Auf den Websites steht nichts, am Telefon weiß keiner Bescheid. Aber genau da müsste die Ansprache anfangen.“
Blick nach vorn: Was die Nachwuchsgewinnung verändern wird
Welcher Trend wird deiner Meinung nach die Nachwuchsgewinnung in den nächsten fünf Jahren am stärksten verändern?
Felix Behm ist überzeugt: „Wir werden zurückkehren zu mehr Echtheit – zu persönlicherem, individuellem Recruiting.“
Zwar sei es wichtig, digitale Tools zu nutzen und Neues auszuprobieren. „Aber du findest nicht heraus, wie jemand wirklich tickt, wenn du ihn nur durch Formulare und Tests schickst.“
Für ihn führt kein Weg an echten Gesprächen vorbei: „Gerade wenn wir Soft Skills und Motivation verstehen wollen, brauchen wir persönlichen Kontakt – egal ob im Vorstellungsgespräch, im Praktikum oder in lockeren Kennenlernformaten.“
Digitale Vorselektion ja – aber dann: Menschlichkeit, Augenhöhe und Zeit. „Wenn du wissen willst, ob jemand zu deinem Team passt, dann musst du mit ihm oder ihr reden. Punkt.“
„Ausbildung muss wieder geil werden.“ Aber wie?
Dieser Satz fällt in vielen Vorträgen von Felix Behm – und er meint ihn ernst.
„Das duale Ausbildungssystem ist ein starkes Modell. Aber die Umsetzung? Die ist oft alles andere als zeitgemäß.“
Was läuft schief?
- Berufsschulen mit überholten Lehrplänen
- Unternehmen, die ohne Sinn und Perspektive ausbilden
- Fehlende Wertschätzung gegenüber Azubis
- Veraltete Lernmethoden, die junge Menschen nicht erreichen
„Wenn am Ende die Jugendlichen als unmotiviert abgestempelt werden, läuft was falsch. Das Problem liegt oft nicht bei ihnen – sondern in den Rahmenbedingungen.“
Doch es gibt auch Hoffnung. Felix kennt Unternehmen, die es besser machen – und als positives Beispiel vorangehen: „Die investieren in moderne Ausbildung, in Feedbackkultur, in echte Perspektiven. Und gewinnen genau dadurch Fachkräfte für morgen.“
Kommunikation mit der Next Gen: Verstehen statt vermuten
Du setzt dich stark für bessere Kommunikation mit jungen Menschen ein. Was machen Unternehmen dabei am häufigsten falsch – und wie geht’s besser?
„Viele Ausbilder*innen wissen nicht mal, was TikTok ist – und wundern sich dann, warum sie keinen Zugang zur Zielgruppe bekommen“, sagt Felix Behm. Für ihn beginnt gute Kommunikation mit einem ehrlichen Perspektivwechsel: „Wenn du Jugendliche erreichen willst, musst du erstmal ihre Welt verstehen – und ernst nehmen.“
Das bedeutet:
- Klarheit über Kanäle: „Sprachnachrichten statt Anrufe, kurze Formate statt E-Mail-Romane.“
- Ehrliches Feedback: „Generation Z ist mit Likes groß geworden – sie brauchen Rückmeldung, nicht irgendwann, sondern regelmäßig.“
- Verständnis für Unterschiede: „Was für Ältere selbstverständlich ist, muss für Jüngere erst erklärt – oder neu gedacht – werden.“
Kommunikation ist kein Nebenbei-Thema, sondern Kulturarbeit.
„Wenn du willst, dass Menschen zusammenarbeiten – egal aus welcher Generation –, dann musst du ihnen helfen, sich zu verstehen.“
Bewerbermangel? Sichtbarkeit ist der Schlüssel
Viele Ausbildungsbetriebe kämpfen mit Bewerbermangel. Woran liegt das aus deiner Sicht – und was sollten sie konkret ändern?
Felix Behm bringt es auf den Punkt: „Viele Betriebe sind schlicht nicht sichtbar – weder online noch offline.“
Er schildert, wie es aus Sicht der Jugendlichen oft abläuft:
„In der Schule heißt es: ‚Sucht euch einen Praktikums- oder Ausbildungsplatz.‘ Dann wird gegoogelt: Ort + Beruf + Ausbildung. Und wer da nicht auftaucht – existiert nicht.“
Und auch bei Social Media ist die Erwartung klar: „Ich erinnere mich an drei Schülerinnen, die im Interview sagten: ‚Wenn ein Unternehmen nicht auf Instagram ist, hat es wohl was zu verbergen.‘“
Für Felix liegt die Lösung auf der Hand:
- Online präsent sein – auf den richtigen Plattformen
- Zielgruppenlogik verstehen – also: Wie und wo sucht ein 16-Jähriger?
- Regional denken – Schulen, Vereine, Elternabende einbinden
- Einfach anfangen – „Nicht gleich perfekt, aber überhaupt mal starten!“
„Es gibt keinen Fachkräftemangel, es gibt einen Sichtbarkeitsmangel.“
Menschen statt Zeugnisse
Auf deiner Website steht: „Du willst Menschen, nicht nur Zeugnisse.“ Was bedeutet das für das Recruiting konkret?
Für Felix Behm ist klar: Noten sagen wenig darüber aus, ob jemand ins Team passt.
„In meinem früheren Ausbildungsteam hatten wir alles: klassische Schulabgänger, Umschüler, Menschen mit Behinderung, dual Studierende. Und das hat uns stärker gemacht.“
Statt auf perfekte Lebensläufe schaut er lieber auf:
- Motivation und Haltung
- Neugier und Soft Skills
- Teamfit statt Schulform
Er erzählt von einem Berliner Betrieb, der absichtlich den „schlechtesten Bewerber“ eingestellt hat – und ihn erfolgreich zum Abschluss geführt hat.
„Es lag nicht am Zeugnis, es lag an der Begleitung. An Vertrauen. An Haltung.“
Deshalb sein Appell:
„Nicht die Schulnoten entscheiden, sondern die Persönlichkeit – und der Wille, sich zu entwickeln.“
Begegnungen, die bleiben
Du bist viel an Schulen, bei Unternehmen und auf Events unterwegs. Welche Begegnung hat dich zuletzt besonders bewegt – und warum?
Felix Behm muss nicht lange überlegen: „Da sind so viele – aber eine bleibt mir besonders im Kopf.“
Er erzählt von Bendix, einem Azubi, der mit gerade einmal 22 Jahren eine Filialleitung bei einem bekannten Lebensmittel-Discounter übernommen hat – während seiner Ausbildung.
„Man hat ihm Verantwortung übertragen – und vor allem: Vertrauen. Und das hat er zurückgegeben.“
Was Felix daran so beeindruckt? „Er wollte wissen, warum seine Mitarbeitenden jeden Tag zur Arbeit kommen. Er hat mit jedem gesprochen. Und er hat Führung neu gedacht – mit Menschlichkeit, Zeit und echter Offenheit.“
Diese Haltung, so Behm, sei kein Einzelfall – „aber leider noch viel zu selten“. Und: Sie zeigt, was möglich ist, wenn junge Menschen ernst genommen und gefördert werden.
„Vertrauen ist der größte Motivator.“
Abschaffen, bitte!
Wenn du ein Recruiting-Tool, eine Maßnahme oder ein Buzzword sofort abschaffen könntest – was wäre es?
Felix Behm muss nicht lange überlegen – zwei Begriffe triggern ihn besonders:
- „Work-Life-Balance“
„Wenn die Rahmenbedingungen stimmen – Wertschätzung, Entwicklung, gutes Miteinander – dann entsteht Balance ganz von allein. Dann muss ich das nicht groß plakatieren.“ - „War for Talents“
„Das ist so ein ausgelutschtes Buzzword – und gleichzeitig irgendwie wahr. Aber wir nehmen es nicht mehr ernst, weil es zu oft wiederholt wurde.“ Sein Punkt: „Wenn du ein attraktiver Arbeitgeber bist, musst du keinen ‚Krieg‘ führen. Du wirst gefunden.“
Sein Vorschlag: Mehr Substanz, weniger Schlagworte.
„Hinter jedem Buzzword steckt ein echtes Thema – aber wir müssen wieder dahin kommen, es wirklich ernst zu nehmen.“
Ein letzter Tipp? Trau dich!
Wenn du jungen Menschen oder Unternehmen einen einzigen Tipp für eine erfolgreiche Zukunft im Berufsleben mitgeben könntest – welcher wäre das?
Seine Antwort: „Trau dich. Bleib neugierig. Probiere dich aus.“
Gerade heute, wo sich Berufsbilder schneller verändern als je zuvor, ist für ihn klar:
„Wer offenbleibt, gewinnt. Wer neugierig bleibt, bleibt handlungsfähig.“
Er erzählt von einem Podcast mit einem Zukunftsmanager, der davon sprach, dass sogar humanoide Waldarbeiter technisch möglich seien – nicht irgendwann, sondern bald.
„In so einer Welt musst du bereit sein, dich zu verändern. Wer darauf wartet, dass alles so bleibt wie es ist, wird abgehängt.“
Sein Fazit: „Veränderung ist kein Risiko. Sie ist eine Chance. Vor allem für die, die den Mut haben, loszugehen.“
Zum Schluss – ein Wort von Susanne Peters von Einstieg
Lieber Felix, danke für dieses ehrliche, klare und inspirierende Gespräch.
Du hast nicht nur viele wichtige Aspekte auf den Punkt gebracht – sondern sprichst genau die Dinge aus, die auch mir im Alltag mit Unternehmen, Jugendlichen und Schulen begegnen.
Ob es um die Sichtbarkeit von Ausbildungsbetrieben geht, die Rolle von Praktika oder die Kraft echter Gespräche – ich stimme dir in jedem Punkt zu.
Danke, dass du dich mit so viel Haltung, Humor und Energie für eine Ausbildung einsetzt, die wieder begeistert. Ich freue mich, dass wir uns auf der Einstieg Messe Karlsruhe im September wiedersehen – und gemeinsam mit anderen über Lösungen sprechen, nicht nur über Probleme.
Bis bald!
Susanne Peters – Einstieg Concept
Neugierig. Geschichten erzählend. Einfühlsam. So beschreibt sich Felix Behm selbst – ganz ohne Jobtitel oder Buzzwords. Und wer ihm zuhört, merkt schnell: Das ist nicht kokett, das ist Haltung. Der Bildungsexperte, Speaker und Autor ist bundesweit unterwegs, um Unternehmen, Schulen und junge Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. In Vorträgen, Podcasts oder Workshops zeigt er, wie Ausbildung wieder relevant, wirksam – und ja, auch „geil“ – werden kann. Im Interview mit Susanne Peters (Einstieg Concept) spricht Felix Behm über Sichtbarkeit, Wertschätzung und die Frage, warum sich heute viele nicht mehr trauen, einfach mal zu fragen.
Neugierig. Geschichten erzählend. Einfühlsam. So beschreibt sich Felix Behm selbst – ganz ohne Jobtitel oder Buzzwords. Und wer ihm zuhört, merkt schnell: Das ist nicht kokett, das ist Haltung. Der Bildungsexperte, Speaker und Autor ist bundesweit unterwegs, um Unternehmen, Schulen und junge Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. In Vorträgen, Podcasts oder Workshops zeigt er, wie Ausbildung wieder relevant, wirksam – und ja, auch „geil“ – werden kann. Im Interview mit Susanne Peters (Einstieg Concept) spricht Felix Behm über Sichtbarkeit, Wertschätzung und die Frage, warum sich heute viele nicht mehr trauen, einfach mal zu fragen.
Neugierig. Geschichten erzählend. Einfühlsam. So beschreibt sich Felix Behm selbst – ganz ohne Jobtitel oder Buzzwords. Und wer ihm zuhört, merkt schnell: Das ist nicht kokett, das ist Haltung. Der Bildungsexperte, Speaker und Autor ist bundesweit unterwegs, um Unternehmen, Schulen und junge Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. In Vorträgen, Podcasts oder Workshops zeigt er, wie Ausbildung wieder relevant, wirksam – und ja, auch „geil“ – werden kann. Im Interview mit Susanne Peters (Einstieg Concept) spricht Felix Behm über Sichtbarkeit, Wertschätzung und die Frage, warum sich heute viele nicht mehr trauen, einfach mal zu fragen.
Neugierig. Geschichten erzählend. Einfühlsam. So beschreibt sich Felix Behm selbst – ganz ohne Jobtitel oder Buzzwords. Und wer ihm zuhört, merkt schnell: Das ist nicht kokett, das ist Haltung. Der Bildungsexperte, Speaker und Autor ist bundesweit unterwegs, um Unternehmen, Schulen und junge Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. In Vorträgen, Podcasts oder Workshops zeigt er, wie Ausbildung wieder relevant, wirksam – und ja, auch „geil“ – werden kann. Im Interview mit Susanne Peters (Einstieg Concept) spricht Felix Behm über Sichtbarkeit, Wertschätzung und die Frage, warum sich heute viele nicht mehr trauen, einfach mal zu fragen.
Dr. Nico Piatkowski war in Schulzeiten von Mathe und dem Amiga 500 fasziniert. Dann hat er an der TU Dortmund Informatik studiert, am Lehrstuhl für KI promoviert und ist heute Experte für Machine Learning am Fraunhofer-Institut: eine beachtliche Karriere, dank menschlicher Intelligenz. Wir haben uns lange mit ihm unterhalten und wollten wissen, was KI für die Arbeitswelt und das Recruiting von morgen bedeutet.
Dr. Nico Piatkowski war in Schulzeiten von Mathe und dem Amiga 500 fasziniert. Dann hat er an der TU Dortmund Informatik studiert, am Lehrstuhl für KI promoviert und ist heute Experte für Machine Learning am Fraunhofer-Institut: eine beachtliche Karriere, dank menschlicher Intelligenz. Wir haben uns lange mit ihm unterhalten und wollten wissen, was KI für die Arbeitswelt und das Recruiting von morgen bedeutet.