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NC Numerus Clausus

Er ist der Schreck vieler Abiturienten: der Numerus Clausus, kurz NC. Hast du dein Abi in der Tasche und möchtest studieren, solltest du dich besser früher als später mit ihm auseinandersetzen. Aber keine Sorge: Viele Mythen über ihn klingen schlimmer als der Numerus Clausus wirklich ist. Denn trotz NC warten viele Studienmöglichkeiten mit oder ohne Spitzenabitur auf dich. Wir erklären dir, was der Numerus Clausus ist und wie du auch ohne Einser-Abi deinen Traumstudienplatz ergatterst.

NC - der Numerus Clausus

Der NC ist erst einmal nichts weiter als eine Regelung zur Zulassungsbeschränkung an Hochschulen und Universitäten. Mit dem Abitur hast du gleichzeitig deine Hochschulzugangsberechtigung erlangt. Wie der Name schon sagt, bist du damit berechtigt an jeder Hochschule oder Universität in Deutschland zu studieren. Allerdings kann nicht jede Uni alle ihre Bewerber aufnehmen. Das hat den einfachen Grund, dass sie dann überlastet wäre. Für eine große Anzahl an Bewerbern fehlen ihr womöglich Dozenten, Räumlichkeiten oder die Ausstattung. Daher gibt es den Numerus Clausus. Er regelt quasi Angebot und Nachfrage: Gibt es zu viele Bewerber für die zur Verfügung stehenden Studienplätze, werden die Studenten über ihren Abi-Durchschnitt ausgewählt. Grundsätzlich gilt hier also schon: Je besser dein Abi-Durchschnitt ist, desto größere Chancen hast du, eine Zusage in einem Studiengang mit Numerus Clausus zu bekommen.

Entgegen vieler Mythen gibt es allerdings nicht den einen festgelegten Numerus Clausus. Er variiert von Semester zu Semester, da sich auch die Nachfrage ständig ändert. Bewerben sich in einem Semester wenige Abiturienten auf einen Studienplatz, kann der NC sehr niedrig sein. So gibt es durchaus BWL- oder auch Jura-Studiengänge, deren Numerus Clausus bei 3,0 oder niedriger liegt. Bei vielen Bewerbern im darauffolgenden Semester kann er aber schon wieder in die Höhe schnellen. Deswegen steht der Numerus Clausus auch erst am Ende jedes Auswahlverfahrens fest. Er leitet sich aus der schlechtesten Note ab, mit der der letzte Bewerber für den Studiengang zugelassen wurde. Wenn du dich also über den NC eines Studienganges informierst, wird dir immer nur der aus dem vorherigen Semester angezeigt. Er gibt dir also lediglich eine grobe Orientierung, aber ist kein in Stein gemeißelter Wert. Daher solltest du dich auch mit einem schlechteren Abi-Durchschnitt als der letzte festgelegte NC unbedingt bewerben. Mit etwas Glück ist die Nachfrage geringer oder du rutscht im Nachrückverfahren nach. Wenn du außerdem nicht auf einen Studienort festgelegt bist, erhöhen sich ebenfalls deine Chancen. In ländlichen Gebieten beispielsweise ist die Nachfrage und damit der NC meist nicht so hoch wie in städtischen Ballungsgebieten.

NC-freie Studiengänge

Wie schon erwähnt, kann zwar nicht jede Uni alle ihre Bewerber aufnehmen, die meisten aber schon. Laut dem Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) waren zum Wintersemester 2019/20 über die Hälfte aller Studienangebote in Deutschland zulassungs- und damit NC-frei. Das bedeutet: Hier kannst du dich direkt einschreiben. Wenn du die Fristen beachtest und das einzige Zulassungskriterium Abitur erfüllst, hast du den Studienplatz sicher. So findest du auch ohne Einser- oder Zweier-Abi mit Sicherheit einen passenden Studienplatz für dich. 

Auch die meisten künstlerischen und kreativen Studiengänge haben keinen Numerus Clausus. Stattdessen musst du aber eine besondere Eignung erfüllen. Diese wird meist in eigenen Eignungsprüfungen der Hochschulen festgestellt. 

Lokaler versus bundesweiter Numerus Clausus

Beim Numerus Clausus wird je nach Studiengang zwischen lokalem und bundesweitem NC unterschieden. Möchtest du beispielsweise BWL oder Medienwissenschaft studieren, gibt es hier einen lokalen bzw. örtlichen NC. Das bedeutet, dass du dich direkt an der Uni oder Hochschule bewirbst. Das gibt dir die Möglichkeit, dich bei mehreren Unis gleichzeitig zu bewerben und somit deine Chancen auf einen Studienplatz mit NC zu erhöhen. Im Gegensatz zu klassischen Fächern mit hohem Numerus Clausus wie Medizin, Psychologie oder Jura, reicht hier oftmals auch ein guter Zweier-Schnitt, um beim ersten Verfahren angenommen zu werden. Erhältst du mehrere Zusagen, solltest du dich für eine Uni entscheiden und den anderen absagen. So gibst du anderen Bewerbern die Möglichkeit im Nachrückverfahren deinen freigegebenen Platz zu ergattern. Erhältst du keine Zusage, hast du andersherum die Chance in jenem Verfahren noch nachzurücken. Je nachdem wie sehr deine Abi-Durchschnittsnote vom NC abweicht, ist die Chance hier gar nicht so gering, da die meisten Abiturienten sich erst einmal weitläufig bewerben und anschließend einige Zusagen ablehnen.

Bei einem bundesweiten Numerus Clausus in den Fächern Humanmedizin, Tiermedizin, Zahnmedizin und Pharmazie bewirbst du dich dagegen einmalig unter hochschulstart.de. Damit bei jenen Studiengängen mit hoher Nachfrage auch alle Kapazitäten ausgeschöpft werden, koordiniert die Stiftung für Hochschulzulassung die Bewerbungen so mit einem zentralen Vergabeverfahren. Du gibst auch hier mehr als eine Uni an, kannst aber am Ende nur eine einzige Zusage erhalten. Je nach Hochschule und Bundesland kann es ein, dass du dich auch für Fächer mit lokalem NC wie Psychologie oder Jura unter hochschulstart.de bewerben musst. Wenn du eines dieser Studienfächer in Betracht ziehst, solltest du dich in jedem Fall frühzeitig informieren, da dieses zentrale Vergabeverfahren etwas komplexer ist. Möchtest du beispielsweise ohne Einser-Abi Medizin studieren, ist das zwar nicht unmöglich, erfordert aber einiges an Information und Geduld. Hier kannst du dich alternativ zu deinem Abi-Durchschnitt auch über das sogenannte Auswahlverfahren der Hochschulen bewerben. Dabei zählen neben dem NC je nach Uni auch Einzelfachnoten, fachspezifische Studierfähigkeitstest wie der Medizinertest, Berufserfahrung oder eigene Auswahltests und -gespräche. Bis vor kurzem konnte man mit etwas Geduld auch über Wartesemester einen der begehrten Studienplätze ergattern. Diese zählen ab dem Datum deines Abiturs. Jede Uni musste einen Teil der Zusagen an Bewerber mit Wartesemestern vergeben. Mit dem neuen Staatsvertrag zur Regelung der Hochschulzulassung werden diese seit dem Sommersemester 2020 aber nun abgeschafft. Mit diesem Umbruch ist außerdem jede Uni dazu verpflichtet mindestens ein schulnotenunabhängiges Kriterium in ihr Zulassungsverfahren mit aufzunehmen, beim Fach Medizin sogar mindestens zwei. Kommt für dich ein Studienfach mit bundesweitem NC infrage, solltest du dich also ausgiebig informieren, damit du auch alle dir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausschöpfst. Weitere detaillierte Informationen zu diesem zentralen Vergabeverfahren findest du unter hochschulstart.de. 

Zahlen zum Numerus Clausus im Wintersemester 2019/20

  • Die höchsten NC-Quoten sind in Berlin mit 67 Prozent, Hamburg mit 64 Prozent, Bremen mit 61 Prozent und Saarland, Baden-Württemberg und Niedersachsen mit je 57 Prozent.
  • Die niedrigsten NC-Quoten sind in Mecklenburg-Vorpommern mit 21 Prozent, Rheinland-Pfalz mit 22 Prozent, Thüringen mit 23 Prozent, Sachsen-Anhalt mit 27 Prozent und Hessen mit 28 Prozent.
  • Fachhochschulen haben mit 44 Prozent eine höhere NC-Quote als Universitäten (38 Prozent).
  • Die Fächergruppe der Rechts-, Wirtschafts-, Gesellschafts- und Sozialwissenschaften hat die höchste NC-Quote (51 Prozent), die der Sprach- und Kulturwissenschaften die niedrigste (29 Prozent).
  • Die NC-Quote an Fachhochschulen in Mecklenburg-Vorpommern liegt nur bei 5 Prozent, im Saarland dagegen bei 78 Prozent.
  • Die NC-Quote an Universitäten ist in Thüringen und Rheinland-Pfalz mit 14 Prozent und 16 Prozent am niedrigsten, in Hamburg und Berlin mit 73 Prozent und 72 Prozent dagegen am höchsten.
  • Während die NC-Quote in ganz Nordrhein-Westfalen beispielsweise nur bei 33 Prozent liegt, ist sie allerdings allein an der Uni Köln mit 85 Prozent sehr hoch.

Kein Spitzenabi? Dennoch bewerben!

Die oben genannten Zahlen zur Verteilung von Studienplätzen in Studiengängen mit Numerus Clausus in Deutschland zeigen recht gut, dass sich eine ausgiebige Recherche lohnt. Je nach Uni, Hochschule und Bundesland sind deine Chancen auf einen Studienplatz nämlich ziemlich planbar. Informierst du dich also rechtzeitig und schaffst dir einen Überblick über die NC-Quoten, kannst du definitiv auch ohne Spitzenabi und trotz NC einen Psychologie- oder Jura-Studienplatz ergattern. Hier bewährt sich: informieren, bewerben und nochmal bewerben. Achte auf Angebot und Nachfrage und reiche deine Bewerbung direkt bei mehreren Unis ein. Eine Zusage ablehnen kannst du schließlich immer noch. Oder du entscheidest dich direkt für einen der vielen NC-freien Studiengänge. Bei Studienfächern mit bundesweitem NC wie Medizin solltest du besonders früh anfangen dich über die verschiedenen Auswahlverfahren der Hochschulen zu informieren. Alternativ kannst du dich im Ausland umschauen. Vor allem bei beliebten Studienangeboten mit meist hohem NC wie Medizin oder auch Psychologie findest du auch gute Studienmöglichkeiten im Ausland, zum Beispiel in Frankreich, Österreich, in der Schweiz oder den Niederlanden.

Starte mit der Studiengang-Recherche direkt auf der nächsten Einstieg. Oder schaue dich erst einmal in unseren Rubriken Studiengänge A-Z oder Studieren nach Themen um. Ob Numerus Clausus oder nicht - das Studium wartet auf dich!